Vom Deutschunterricht höre ich: Die Schüler wünschen die Filme zu sehen, nicht die langweiligen Bücher zu lesen: Die Räuber, Faust, Die Jungfrau von Orléans.
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Schauspielerinnen und Schauspieler spielen uns nicht nur Rollen in Theaterstücken und Filmen vor, sondern auch ihr eigenes Leben. Von Jugend an, als wir nicht nur ihre Kunst, auch ihr Aussehen, ihre Schönheit bewunderten, bis ins hohe Alter, wenn die Gesichtszüge erschlaffen, die Haare ergrauen, Forellenflecke die Handrücken überwuchern. Wenn es ihnen schwerfällt, die eingelernten Texte zu behalten, die Vorgaben der Souffleuse zu hören. Wie gut, es gibt monologische Einpersonenstücke – Langusten, Das letzte Band –, in denen Alter und Hinfälligkeit zur Rolle gehören und die zu spielen die Greisinnen und Greise sich zu drängen scheinen. lm langdauernden Applaus der Zuschauer vermengen sich am Ende Bewunderung und Mitleid.
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»Er muß von der Welt genug gehabt haben; er zählte 76 Jahre.« Friedrich Hebbel im Tagebuch über Ludwig Uhland, als er dessen Tod erfährt, am 15. November 1882.
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In der Stadt, wo du lebst – vier Jahrzehnte schon – gefallen dir nicht nur die Sehenswürdigkeiten, der gotische Dom, die romanischen Kirchen, die Rheinbrücken, die Museen, die Theater usw., sondern auch die Straßen, die du gehst, die Plätze, die du überquerst, der Markt bei St. Aposteln, die kleinen Läden, die Kioske, wo du deine Einkäufe tätigst. Nicht zu vergessen: die Bäume im Wechsel der Jahreszeiten. Und die Ristorante und Bars, wo die italienischen Padrone und ihre Frauen dich begrüßen und bewirten.
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Unterwegs in Vicenza höre und lese ich: Palladio habe die Basilica Palladiana, die Loggia del Capitanio, den Palazzo Chiericati, den Palazzo Valmarana-Braga geplant und begonnen, doch nicht vollendet. Andere Architekten, deren Namen wir immer wieder vergessen, haben sie weitergebaut nach seinem Tod. Palladio sah seine Bauten, vor denen wir heute stehen und staunen, als Vision voraus.
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→ In loser Folge bringt KUNO sämtliche nach 2000 entstandenen Aufzeichnungen Hans Benders (*1919), die erstmals in Matrix 29. Jeder auf seine Art für Hans Bender veröffentlicht werden.
Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.