wir laufen dem tag nach der errötet
am horizont verschwindet
als schäme er sich für die nacht
die über das land kommt
wie ein unlöschbares feuer
doch wir sind zu langsam
und knicken ein in den schatten
der uns von hinten die kniekehlen
beugt mit gezieltem schlag
während der himmel die bäume
durchleuchtet bis sie schwarz werden
und mit finsternis verwachsen
schließlich geben wir es auf
das licht das uns schon so weit voraus ist
daß wir es in einem anderen land vermuten
im haus sind uns die lampen ersatz
mit denen wir die stunden etwas aufhellen
bevor wir zu bett gehen
und darauf warten daß der morgen
die dunkelheit löst
wie ein ihm altbekanntes rätsel
***
Aus: Bernsteinäugiges Fellchen, Rhein-Mosel-Verlag 2007
KUNO widmet dem Gedicht auch in diesem Jahr den genauen Blick, das aufmerksame, geduldige, ins Denken gedrehte Lesen und Wiederlesen, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.