das dunkel lösen

 

wir laufen dem tag nach der errötet
am horizont verschwindet
als schäme er sich für die nacht

die über das land kommt
wie ein unlöschbares feuer
doch wir sind zu langsam

und knicken ein in den schatten
der uns von hinten die kniekehlen
beugt mit gezieltem schlag

während der himmel die bäume
durchleuchtet bis sie schwarz werden
und mit finsternis verwachsen

schließlich geben wir es auf
das licht das uns schon so weit voraus ist
daß wir es in einem anderen land vermuten

im haus sind uns die lampen ersatz
mit denen wir die stunden etwas aufhellen
bevor wir zu bett gehen

und darauf warten daß der morgen
die dunkelheit löst
wie ein ihm altbekanntes rätsel

 

 

***

Aus: Bernsteinäugiges Fellchen, Rhein-Mosel-Verlag 2007

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Über die Qualität von Andreas Noga als Lyriker und Performer lesen sie hier.

KUNO widmet dem Gedicht auch in diesem Jahr den genauen Blick, das aufmerksame, geduldige, ins Denken gedrehte Lesen und Wiederlesen, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.