Eine entschiedene Vorläufigkeit

Nichts vermutlich geschah sofort.
Worte als Pelziges
auf der Zunge
versickerten im sandigen Körpergefühl
ohne Ankunft.
Zerstoben später am glühenden Kern
aus Metaphernsubstrat.

O Haut nach
zwanghaftem Entleeren des Schlafes in Schlaf!
Haut, du umspanntest die weiche Form
sich täglich rettender Stoffe
vor allem Zerfall.

Blitz, macht der Schmerz,
Blitz wie er einsticht und wühlt
auf der Haut birst seine Kugelfaust vor dem Einschlag.

Womit haben sie dich,
Gefäß kranker Substanzen,
Objekt anonymer
Begierden und Pflichten
denn aufgewogen?

Der Kopf als Beweger,
er wehrt sich,
er pumpt und pulsiert, will meine
Herzschläge treiben, vertreiben.

Okay, als habe man dich handlich
zusammengeschlagen,
es war genau das,
dieses Fremdgewordensein,
Kopfbeschlagung, bliebst zu tief
über immer fremde
Schreibtische gebeugt.

Die Räume des Zufalls und des Flanierens schwinden.
Gefahr wächst mit neuen Geometrien
schwer zu bedienender Angsttastaturen.
Ins Blaue hinein zu bedienen,
in das laue Geplänkel der neuen Dichter.

Für dich
müssen sie blasse Sprachbilder
wiederholen, für dich müssen sie
Sprache verstärken,
für dich etwa
sollen sie Zeichen mit neuen Gesten erfinden?

Schau, sie erwarten, daß du
in ihr gräuliches Lachen einstimmst mit Worten.

Lärmend sind die Funktionen des Kopfes
ins Lauschen gespannt, täuschend echt als Geräusche
einstigen Alltags getarnt.

Sie schneiden schon wieder dir Fenster
in schmerzangespannte Haut, in
Rinden und Knochen des größer werdenden Leibes,
der geht,
der Unversehrtheit begehrte,
ein Überflußgegenüber
im eigenen hellwachen Blut,
unter den kalten,
dich fällenden Augen
der Operateure.

Nun geh du, geh du nach innen.

Lausch den wilden Stimmen Spielender, Kindern und Tieren.
Sie werden dein Stummsein
in Sicherheit bringen.
Jetzt bist du aufgestiegen.
In wärmere Schichten
flüchtiger Schriftbegegnung.

Deine Vision offner Vergangenheit ist
klare, geklärte Gegenwart:
ein alter Schmerz,
der dich erwartungsklein spannt
sag:
Memory as a loan.

***

Angelika Janz
Weiterführend →

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd