An der Bushaltestelle wartend unterhält sich Herr Nipp mit einer jungen Familie. Die Eltern erscheinen fast noch jugendlich frisch. Erst auf den zweiten Blick sieht er, dass sowohl bei ihm, als auch bei ihr, die Zeit ihre Furchen ins Gesicht geschrieben hat.
Nein, es handelt sich eher um den Diminutiv, Fürchlein, nicht so sehr auch geschrieben, sondern fein ziseliert. Spuren einer zart geätzten Radierung in der Oberfläche einer Kupferplatte. Als habe der Wüstensand seine Spuren in einer Autolackierung hinterlassen. Vergleiche sind schwer zu finden. So ist die älteste Tochter auch tatsächlich schon achtzehn Jahre alt. Trotzdem wirkt das Paar rund zehn Jahre jünger als unser Protagonist. Die beiden müssen tatsächlich schon recht früh mit ihrer Reproduktionsphase begonnen haben. Und dabei geblieben sein. Die Kinder reihen sich wie Orgelpfeifen neben einander auf. Sie scheinen sich gut zu verstehen, immer in Gespräche vertieft, immer wieder mal lachend. Ein selbstzufriedener Singsang. Das Jüngste ist gerade mal 3 Jahre alt. Keck läuft das Töchterchen zwischen den Beinen der Eltern hindurch, nutzt sie als seinen Säulengang. Immer hält es mit seiner Hand Körperkontakt. Sicherheitsmodus. Als Herr Nipp sich in die Hocke begibt, um ein wenig mit der lustigen Göre zu schäkern, verkriecht sich die Kleine hinter die Beine der Mutter. „…auen muss man sich erarbeiten.“ Herr Nipp schaut ziemlich verdattert drein, hat nicht richtig verstanden, den ersten Teil verpasst. Ergänzt nach seiner Logik. „Ja, das ist wohl der Grund, warum ich keine habe.“ „Verstehe ich nicht.“ „Na, Frauen.“ „Ich sagte Vertrauen.“
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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, dokumentiert auf KUNO 1994 – 2019
Weiterführend → Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Außerdem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus die bibliophile Kostbarkeit Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Begleitendes zur Veröffentlichung des Buches Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp (Mit Fotos von Stephanie Neuhaus). Über die historische Aufgabe von Herrn Nipp aus Möppelheim.
Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.
Diese bibliophile Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421