Verlag Ulrich Keicher

PLÖTZLICHES ERWACHEN

In schlechter Wohngegend
Ein feines Geräusch ist in
der Welt
Wie das Stridulieren
verschütteter Ameisen

Aus: Hannelies Taschau: Lässt Jupiter sich berühren (2002)

Als ich während eines Gesprächs erwähnte, Rainer Brambach sei ja just in dem Jahr abgetreten (er fiel tatsächlich tot vom Fahrrad), in dem er den Verlag gegründet habe, meinte Ulrich Keicher verblüfft, daran habe er noch nie gedacht. Keicher denkt weniger an sich als an die auserlesene Dichterriege, die er in mittlerweile über 20 Jahren Verlagsarbeit von 1983 bis heute zusammengestellt hat. Am 4. Oktober 2003 wurde eine Ausstellung im Christian-Wagner-Haus zu Warmbronn eröffnet, in der die über 150 Bücher aus dem Verlag Ulrich Keicher (Warmbronn) – u.a. von Ilse Aichinger, Hans Bender, Rainer Brambach, Michael Donhauser, Elke Erb, Manfred Peter Hein, Otto Jägersberg, Wulf Kirsten, Kito Lorenc, Christoph Meckel, Gert Neumann, Johannes Poethen, Uwe Pörksen, Hannelies Taschau, Thomas Rosenlöcher oder Tuvia Rübner zu bestaunen waren.

 

Hans Bender, HERBSTBLATT

Ein Rot, ein Braun,
ein blasses Gelb.
Und hier, die schwarze Rippe,
die am Rande endet.

 

Die jeweils etwa 12- bis 40seitigen, meistens 15 x 23 cm großen, oft mit Bildern bereicherten, auf ausgewählten Papieren gedruckten, in Auflagen von 200 bis 400 Exemplaren in der Werkstatt des Verlags gesetzten, gedruckten und fadengehefteten Bände wirken in ihrer einfach-edlen Ausstattung bestechend, und allein das haptische Vergnügen beim Lesen dieser erstklassigen Lyrik aus dem Verlag Ulrich Keicher verlohnt die Anschaffung dieser Bücher, die für jede Lyriksammlung Schmuckstücke darstellen. „Ich habe Bleibendes geschaffen“, heißt es in einem Gedicht Rainer Brambachs und „Was bleibet aber, stiften die Dichter“ in Hölderlins Hymne „Andenken“. Diese beiden Verse, deren Bezug aufeinander denkwürdig im tiefsten Sinne des Wortes ist, erlaube ich mir an dieser Stelle auf den Verleger Ulrich Keicher zu münzen, der mit seiner liebevollen verlegerischen Arbeit ebenfalls Bleibendes geschaffen hat – für Lyrikleser allemal!

 

 

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Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

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Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.