edition fundamental

 

Ich mache mir beim Lesen von Gedichten gern bewußt, [Antje Paehler schreibt in einem vielseitigen Brief: „Oft klopfe ich ein entstehendes Gedicht darauf ab, ob allen fünf Sinnen etwas geboten wird.“ Worauf Sie sich beispielsweise in Rolf Perschs witzig-rasantem Buch mein stuhl und ich (edition fundamental, Köln 1994) absolut verlassen können.] ob und auf welche Art und Weise Verse meine Sinne ansprechen. Ich spüre, wie intensiv Hans Benders Vierzeiler aus dessen fadengehefteter Broschur Nachmittag, Ende September (edition fundamental, Köln 2000) in mich eindringen. Bender beherrscht die lyrische Kleinkunst, mit einfachen, wenigen, klaren Wörtern denkwürdige Momente zu evozieren:

 

ABITURIENTENPHOTO 1939

So ernst, als wüßten wir,
was uns bevorsteht.
Allein
der Klassenlehrer lächelt.

 

Hans Bender ist bekannt als Herausgeber der Akzente, viel beachteter Lyrikanthologien und Verfasser von Kurzgeschichten. Als Lyriker ist er nicht so vielen Lesern bekannt; typisch, daß der lyrische Spurensucher Richard Müller, in dessen Programm ich auch Namen ganz junger Autoren und Autorinnen entdecke – Nicola Hinz etwa, die mit Mondvergiftung 2001 ein reizvolles Debüt vorlegt −, Hans Bender einen Platz in seiner Edition einräumt. Ein poetischer Schwerpunkt der edition fundamental, in der sämtliche Bücher als Handpressendrucke erscheinen, sind die visuellen bzw. konkreten oder spatialen Titel von Klaus-Peter Dencker, der auch über das Jahr 2000 hinaus die visuelle bzw. konkrete Poesie originell fortschreibt, wie ich beispielsweise in Kleine Poetik (2001) nachlesen kann, oder Pierre Garnier, dessen traumschöne Bücher Fenster (2000) und Das Dorf (2001) in allerbester Erinnerung bleiben.

 

 

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Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.