Nach der Anthologie Lyrik von jetzt, die 2003 bei DuMont veröffentlicht wurde, ist nun im Berlin-Verlag ein Nachfolgeband mit weiteren 50 deutschsprachigen Autorinnen und Autoren der jungen Generation erschienen. Herausgeber sind wieder Björn Kuhligk und Jan Wagner. Kann man das Buch empfehlen?
Ja. Wie schon der Vorgängerband bietet es einen guten Überblick über die breit gefächerte Poesie der jungen und diesmal auch der jüngsten Generation. Die Jahrgänge reichen von 1970 bis 1985. Dabei fällt zunächst auf, daß die Herausgeber mehr Autorinnen als Autoren ausgewählt haben, nämlich 26. In anderen Anthologien sind die Männer fast ausnahmslos in der Überzahl.
Ob Männer oder Frauen – entscheidend ist letztlich die Qualität der Texte. Bietet die Auswahl ein durchgehend hohes Niveau?
Das kann man von keiner Anthologie erwarten Es gibt immer ein Gefälle, das sich bei Lyrik von jetzt 2 allerdings in Grenzen hält. Von einigen schwächeren Gedichten abgesehen überwiegt eine wohltemperierte Poesie, stilistisch ansprechend, oft mit originell verfremdeten Realitätsbezügen. Die jungen Autorinnen und Autoren, in der Regel mit akademischer Bildung, verstehen ihr Handwerk. Es gab in der deutschsprachigen Literatur selten eine solche Breite an bemerkenswerten lyrischen Talenten wie in unseren Tagen. Das dokumentieren auch die beiden von Björn Kuhligk und Jan Wagner edierten Anthologien.
Wo bleibt das Negative?
Ich weiß nicht, ob man es negativ nennen soll. Aber mir wird oft zu wenig gewagt. Bei allem Talent – wenn man Lyrik von jetzt 2 gelesen hat, kommt es einem so vor, als hätte es nie Autoren wie Jandl, Kling oder Pastior gegeben. Es ist das gute Recht der nachfolgenden Generationen, eigene Ausdrucksweisen zu suchen. Allerdings wünschte ich mir mehr kühne Texte wie fötotomische ballade von Carl-Christian Elze oder raffiniertes Spiel mit Formen wie bei Ann Cottens Sonetten.
Es befragte sich kurz und bündig nach der ersten Lektüre der Anthologie Lyrik von jetzt 2 (288 Seiten, 19,90 Euro) Axel Kutsch, der dieses Buch trotz gewisser Einwände noch oft aufschlagen wird.
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Eine Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel Kutsch im Kreise von Autoren aus Metropole und Hinterland hier. Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.