Diesen Ort gibt ‘s im Rheinland fast überall, und nur hier. Oder nur hier so. Auch die Riesenhallen der Bayern haben was für sich doch rheinische Bierschenken sind anders und einzig, egal ob in Köln, Düsseldorf oder Krefeld. Hier verdichtet sich heimelige Leere, wo ringsum Seelen baumeln und in fiktiven Hängematten schwingen… Zugleich Stätten handfesten Gesprächs und Austausches: man redet sich fest, labert sich zu, und immer wenn man sich verabschieden will, wird frisches Bier geliefert, Pustekuchen: das ist rheinisches Gehen.
Auch für den Sologast ist Brauhausluft befruchtend, man wird so sinnig… Hängt eigenen Ideen nach, Plänen oder Wünschen das Interieur ist geräumig genug, dass die Vorstellungen fliegen lernen. Oder um auf der Erde zu bleiben, diesen denkbar repräsentativen Sozialquerschnitt zu studieren: alle Klassen, alle Arten, alle Altersstufen hier begegnen sich Widersprüche und finden im Rahmen der Brauhauskonvention zur Synthese… Über deren Einhaltung wacht gestreng der Köbes, die Freiheit ist also nur eine relative…
Zwar sitzen hier Männer in Lappenkostümen oder gar Frauenkleidern und niemand wird sich dran stören, aber gewisse Gesetze existieren ungeschrieben. Die Hauptregel ist dokumentiertes Wohlsein, demonstrative Behaglichkeit wer sich dagegen versündigt, kann gehen, hat hier keine Chance… Das ist im Gleumes so wie Füchschen, im Ürige wie bei Reissdorf oder Päffgen: auf Leute, denen die Seinsleichtigkeit fehlt, kann man hier verzichten. Grund ist egal, der Rheinländer zerbricht sich nicht gern den Kopf mit Müßigem und noch etwas fällt mir auf: ich habe sächsische Köbesse gesehen und syrische, Frauen und Behinderte, aber einen schwarzen noch nie.
Trinken die etwa kein Bier?
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Auszug aus: Heimat & Weltall. 2 Zyklen, von Enno Stahl, Ritter, broschiert, mit Fotoarbeiten des Autors. Zum Geleit das Konzept Orte.Wege. Pflanzen.
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