Ein Intermezzo. Kreuz und Quer

Ein Spötter, ein Dichter, ein Literat – Streu ich der Worte verfängliche Saat.

Hugo Ball, Intermezzo Gesammelte Gedichte. Zürich 1963

 
Kennen Sie Gedichte von Michael Arenz, dem Heraus­geber der volu­minösen Bochumer Litera­tur­zeitschrift »Der Mongole wartet«, in deren 18. Ausgabe ich u.a. flotte Gedichte von Florian Günther, Ulrich Koch, Clemens Schittko, Iris Schröder und Maximi­lian Zander lese? Im Herbst 2008 erschien der Band »Anweisungen für die vorletzten Tage« mit dem rassigen Auftakt-Gedicht »Einladung«, das in meiner Tabelle der zeit­genös­sischen Gedichte seit längerem schon auf einem vorderen Platz steht (Jürgen Nendzas tief­gehendes »Hinterland« bleibt weiterhin die Nummer Eins). »Einladung« gehört zu den reizvollsten unter den von mir nach 2000 zur Kenntnis genommenen Gedichte im deutschen Sprachraum, die täglich, stündlich, minütlich den Leserinnen und Lesern zum mehr oder weniger genußvollen Fraß hingeworfen werden: Autoren und Verleger von Gedichten kennen weder Pardon noch Winterschlaf. Nicht einmal Jahreszeiten. Auch wenn sie bisweilen so tun und scheinheilig vom Frühjahrs- und Herbstprogramm sprechen: pure Augenwischerei. Nonstop wird bei Voll-, ab- und wieder zunehmendem Mond, bei Wind und Wetter, Glatteis und Schnee an Lyrik-, Sammel- und Essaybänden gebosselt: »In den Nächten ohne Wolken / wird der gute Mond gemolken«, verlautbart Axel Kutsch in »Wortbruch«, »Immer wenn’s regnet, / schreibe er ein Gedicht« in »Ikarus fährt Omnibus«. Rund um die Uhr werden Bücher und Broschüren gesetzt und formatiert, korrigiert und lektoriert, illustriert, gedruckt, gebunden und geheftet, sodann hartnäckig, egal wie und oft vergeblich von Verlegern und Autoren (weniger von Buchhändlern) an die feinfühlige Frau und den melancholischen Mann zu bringen versucht. »Die Verluste, / selbst die hilfreichen, / haben noch ein wenig Geduld«, lese ich in »Herzschlag«, diesen lakonischen, luftigen, vor wenigen Tagen ins Haus gewehten Liebesgedichten von Walter Helmut Fritz. Geduld ist für die Macher von Büchern ein Fremdwort. Der blaue Planet ist also nicht, auch »wenn wir die Welt aufmerksam sehn / zu allen Zeiten schön«, wie Barthold Heinrich Brockes mich am 15. Dezember 2008 mit dem Gedicht im »deutschen Lyrikkalender« glauben machen will – aber immerhin zu manchen Zeiten, besonders gegen zehn Uhr dreißig am Morgen, wenn es, wie vor wenigen Minuten, klingelt und ich Peter Ettls »Gleitflüge zwischen den Gezeiten« als Großdruckversion mit einer auf Leinwand gedruckten Photocollage des Autors auspacke und mir augenblickslang wird, »als hätte der himmel eine windharfe / über das wasser gespannt«. Neue Literaturzeitschriften und Lyrikreihen werden in der wahnwitzigen Hoffnung und Vorstellung aufs sich rasant drehende Karussell geworfen, irgendjemand könnte sich dafür interessieren. Das Verrückte ist: Obwohl es bereits unüberschaubar viele Gedichtbücher, Sammelbände, Lyrikreihen und Zeitschriften gibt, finden sich doch immer wieder ein paar Manische, die sich auf mehr freuen. Im November 2008 ging, beispielsweise, die von Julietta Fix und Frank Milautzcki herausgegebene Reihe »Fixpoetry Lesehefte« mit drei fein gestalteten, 24seitigen, lesenswerten Lyrikbändchen von Andrea Karimé, »alif be, das Klangfell haart sich«, Julia Mantel, »New Poems« und Julietta Fix, »Lyrik vom Fußboden« in Milautzckis kleinem Verlag im Proberaum 3 in Klingenberg an den Start: »Der von der Brücke ist auch da und erzählt von Gedichten.« Ich kann nicht nein sagen und lausche. Seit Mitte der 1990er Jahre notiere ich, um zumindest einen kleinen Überblick zu behalten und dem Dämon Vergessen einzelne Erinnerungsfetzen wenigstens zu entreißen, Einwürfe, Randbemerkungen und Fußnoten, in deren Mittelpunkt zeitgenössische Gedichte im deutschen Sprachraum stehen. Auf diese Weise entstanden neben der Lyrikzeitschrift »Faltblatt« (seit 1994) Monographien wie »Ohne Punkt & Komma. Lyrik in den 90er Jahren« (1999), »Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000« (2005) sowie »Kiesel & Kastanie. Von neuen Gedichten und Geschichten« (2008). Am 9. November 2007, dem Tag nach dem Redaktionsschluß von »Kiesel & Kastanie«, legte ich einen neuen Ordner an, dessen Word-Dateien in einigen Jahren vielleicht in eine weitere Publikation münden. In den letzten Wochen des Jahres 2008 bereitete ich zum einen den neuen Gedichtband »Wortlos« vor und verschaffte mir zum anderen erstmals einen umfassenden Überblick über meine Bibliographie, die 1984, seit wir in Sistig wohnen, einsetzt. Ich war immer wieder verblüfft, im Internet auf Gedichte und Wortbilder zu stoßen, von deren Existenz im Netz ich nichts ahnte. Portale und Blogs, wohin ich klicke, Michael Gratz‘ »Lyrikzeitung« und »Matthias Kehles Lyrik-Blog« gehören zu denen, an denen ich täglich Station mache. Zuletzt warf ich den einen oder anderen Blick auf die neuen Kapitel meiner 2008 entstandenen Notizen zur Lyrik, um mir bewußt zu machen, welche Anthologien, Gedichtbücher und Literaturzeitschriften ich in diesem Jahr zur Kenntnis genommen, welche Autorinnen und Autoren ich kennen gelernt, mit welchen Büchern und Verlagen ich mich in besonderer Weise auseinander­gesetzt habe. Außerordentlich verblüfft hat mich, beispielsweise, das im Herbst 2008 im Mitteldeutschen Verlag in Halle an der Saale erschienene, großzügig gestaltete und höchst merk!WÜRDIGE Lyrikbuch nicht oder anders von Wolfram Menzel mit Gedichten aus den Jahren 1953 bis 1968. Von dieser unplanmäßigen Reise durch die vergangenen zwölf Monate möchte ich – die vielen schwungvollen Romane einfach links liegen lassend sowie auf die bereits in »Auf dem Teppich bleiben. Im BücherHerbst 2008« vorgestellten Lyriktitel verweisend – berichten, indem ich, kreuz und quer durch Raum und Zeit zuckelnd, an zwölf Stationen haltmache, um, exemplarisch, eine kleine Auswahl von Autoren und Herausgebern, Büchern und Verlagen vorzustellen, die mir in fabelhafter, lebendiger Erinnerung bleiben.
 
1 Helmut Salzinger (1935-1993)

es lächelt der See reglos, scheints, liegt das Moor und still, Turmfalk rüttelt Helmut Salzinger

Es gibt täglich zahlreiche Gründe, das Schicksal der Menschen und der Welt zu beweinen, und manch einer tut das ausgiebig und ohne Hoffnung auf Veränderung. Und doch gibt es Momente, in denen die Sonne durch die Wolkendecke bricht – für Sekunden vielleicht bloß – und plötzlich alles ganz anders ist. Diese Momente zu erhaschen nenne ich Lebenskunst. Gestern war ein solcher Augenblick, den ich festhalten und dehnen konnte, so daß er einige Stunden lang anhielt, und heute noch strahlt die Wärme nach, die er auslöste. In einer Sendung von Sibylle Klefinghaus fand ich das von Caroline Hartge und Ralf Zühlke herausgegebene Buch »querFALK. Buch über eine Zeitschrift« (140 Seiten, Broschur, Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön 2007). Ich hatte mit Caroline Hartge einige Wochen zuvor per Mail überlegt, »querFALK« gegen »Kiesel & Kastanie« zu tauschen. Im November 2007 noch zögernd (ich wollte zunächst möglichst viele Bände des soeben erschienenen Buches verkaufen), entschloß ich mich in den ersten Januartagen 2008, auf den Tausch einzugehen. Und nun kam das Buch – unverlangt und unerwartet – aus einer anderen ganz Richtung. Sibylle Klefinghaus lernte ich am 8. Dezember 2007 in Würselen (in der Nähe von Aachen) bei der Vorstellung des »deutschen Lyrikkalenders« kennen. Ihr Gedichtbuch »ein unbenutztes ohr« kannte ich bereits, hatte es mit Freude gelesen und daraus in »Kiesel & Kastanie« zitiert. Bis gegen vier Uhr in der Früh saßen wir im Anschluß an die berauschende Lyriknacht bei bester Stimmung an Birgit und Christoph Leistens Küchentisch und veränderten die Lyrikwelt. Ich packte »querFALK« aus, wurde sekundenlang vom Titelbild mit dem mächtig wirkenden Falkenkopf in den Bann gezogen, blätterte das großformatige Buch einmal durch, las Don DeLillos »Falling Man« zu Ende, widmete dem außerordentlichen, mächtig beeindruckenden Roman letzte Gedanken bei einer großen Tasse Darjeeling und begann mit der Lektüre von »querFALK«, Dokumentation der von Helmut Salzinger und wechselnden Mitherausgebern edierten Literaturzeitschrift FALK, einem hochinteressanten, originell aufgebauten, lebendigen, im Ton durchgehend sehr persönlichen Buch mit Beiträgen von Eugen Pletsch, Hadayatullah Hübsch, Michael Kellner, Theo Köppen, Thomas Kaiser, Peer Schröder, Sybille Klefinghaus, Klaus Modick, Helmut Höge, Martin Brinkmann, Thomas Nöske und Florian Vetsch, der schreibt: »Helmut Salzinger repräsentierte wie Rolf Dieter Brinkmann, Hubert Fichte, Wolf Wondratschek, Jürgen Ploog oder Hadayatullah Hübsch die erste deutsche Beat Generation; und Salzinger tut dies auf eine ganz besondere Art, baute er doch den ökologischen Ansatz der ursprünglich US-amerikani­schen Bewegung in seiner Poesie, seiner autobio­graphischen und erzählenden Prosa sowie in seinem theoretischen Werk vielfältig und unver­wechselbar aus. – Es scheint mir deshalb nicht falsch, Salzinger den deutschen Gary Snyder zu nennen, auch wegen seiner Nähe zur ostasiatischen Philosophie, dem Taoismus und dem Zen-Buddhis­mus zumal. Den FALK habe ich gleich in toto erstanden, in der klobigen bräunlichen Dreier-Kassette mit allen sechsunddreißig Ausgaben, die Peter Engstler noch heute anbietet. Die Auswahl der versammelten Autorinnen und Autoren, die weit über die Einbindung der US-Beats und eines Teils der entsprechenden deutschen Szene hinausging, gefiel mir; daß ich dabei auf alte Lieblinge von mir stieß, erhöhte einerseits das Vergnügen, das ich am FALK fand, andererseits vertiefte es die Sympathie, die ich für Salzinger und seine Texte zu empfinden begonnen hatte. Zu diesen Lieblingen zählen Han Shan, Basho, Hölderlin, Klabund und Walt Whitman«. Das ockerfarbene Buch vermittelt ein facettenreiches Bild jener familiären, literaturdurchtränkten, wilden Atmosphäre der regelmäßig zu Autorentreffen einladenden HEAD FARM ODISHEIM in den 1980er Jahren, wo mithilfe eigener Produktionsmittel (Kopierer, Schreibmaschine, Schere und Kleber) die Zeitschrift und eine ganze Reihe von Einzeltiteln entstanden. Die autobiographische Erzählung Helmut aus Bert Brunes 2007 erschienenem Erzählband »Eine Runde um den Block« (das ich im Dezember 2007 mit ihm gegen »Kiesel & Kastanie« tauschte), in der der Kölner Stadtwanderer auch seine Besuche auf der HEAD FARM schildert, hätte noch fein in den Kontext von »querFALK« gepaßt, zumal Brune auf »FALK. Loose Blätter für alles Mögliche« eingeht, auf denen auch Gedichte des weiter unten vorgestellten Rainer Maria Gerhardt abgedruckt wurden. Die Erzählung entstand allerdings 1998, und in »querFALK« sind ausschließlich Originalbeiträge abgedruckt – was dem Buch naturgemäß eine lebendige Frische verleiht. Selbst das E-Mail-Telegramm von Martin Brinkmann kommt an. Zwischendurch lese ich Gedichte in den Lyrikbänden Helmut Salzingers, die in meinen Bücherreihen stehen: »Gehen, Schritte« (1979), »Stille Wasser« (1987), »Die beiden Hände des Sperbers« (1993) und »Vogelschau« (1995) heißen diese vollkommen unspektakulär wirkenden Bücher, die mit ihrem einfachen, klaren und natürlichen Sound vermitteln, was ich im Leben da draußen so oft vergeblich suche. Ich habe Shafiq Naz, dem Herausgeber des »deutschen Lyrikkalenders«, die Gedichte von Helmut Salzinger sehr zur Veröffentlichung ans Herz gelegt. Es ist an der Zeit, die Verse Salzingers wieder stärker ins Bewußtsein der Leser zu heben, diesen sanften Gedichten zu neuem Leben zu verhelfen. Auf den Seiten 151/52 in »Aus dem Hinterland« halte ich meine Einschätzung nach der ersten Lektüre von Salzingers Gedichtbänden kurz fest. Dieser gute Eindruck hält auch der erneuten, nach Jahren der inextensiven Kenntnisnahme von Lyrikbüchern mit schärferer Lesebrille betriebenen Lektüre locker stand. Um die guten Stunden mit »querFALK« abzurunden, fahre ich den Rechner hoch (Bert Brune hätte sich ins Café gesetzt und um ein Blatt Papier gebeten, den Bleistiftstummel hat er stets in der Manteltasche), klicke auf Wikipedia und lese den Artikel »Helmut Salzinger«. I am terribly amused, überarbeite den Artikel, ergänze »FALK, querFALK« und einiges mehr, springe zum Artikel »Odisheim« und trage Salzinger als Persönlichkeit ein. All das gestern, am Freitag, dem 4. Januar 2008. Nun ist Samstagmorgen, es regnet und stürmt, und ich überlege, welches Buch ich im Anschluß an »querFALK« lesen möchte. Meine seit Wochen anhaltende Unruhe hat sich ein wenig gelegt. Nach der Herausgabe von »Kiesel & Kastanie« will ich es zum erstenmal seit Jahrzehnten wirklich und wahrhaftig ruhiger angehen lassen. Ich habe zwar siebzehn Autorinnen und Autoren eingeladen, Autographen, Gedichte und Collagen für die dreizehnte Kunstschachtel »YE«, deren Titel (was ich am 5. Januar noch nicht weiß) »Keine Eile« sein wird, zur Verfügung zu stellen, aber das ist eine schöne, angenehme editorische Aufgabe, die mir nicht allzu viel Arbeit bereiten sollte. Vor allem eins ist mir in dieser Woche und auch nach der Lektüre von »querFALK« und den Gedichten Helmut Salzingers, die im Verlag Peter Engstler erscheinen, wieder einmal klargeworden (was ich im Alltag immer wieder vergesse): Einklang, Gleichmut, Stille – das sind die Dinge, die wesentlich sind, und nicht, ob ich heute schon ein Exemplar von »Kiesel & Kastanie« oder »Aus dem Hinterland« versendet habe. Darüber habe ich nicht nur mit Ralf Zühlke, dem Verleger der Stadtlichterpresse, schon des öfteren am Telefon gesprochen: Unsere Wünsche als Kleinverleger sind winzig, aber ein Buch pro Tag unter die Leser bringen, das ist – Einklang hin, Gleichmut her – mein feiner Verlegertraum.
 
2 UNIVERS
 
Nach der Lektüre von Peter Salomons »UNIVERS. Zur Geschichte einer Konstanzer Literaturzeitschrift 1974-1981« (36 Seiten, geheftete Broschur, Edition Isele, Eggingen 2007) am 3. Januar 2008 bin ich sehr neugierig. Noch nie habe ich ein Exemplar der Literaturzeitschrift UNIVERS in Händen gehalten. Ich habe Glück, denn der in Konstanz als »Herr vom Nebentisch« sein lyrisches Unwesen treibende Peter Salomon stellt mir auf Anfrage drei Dubletten zur Verfügung – ein Heft ist unvollständig, ein anderes mit handschriftlichen Anmerkungen versehen, aber das macht ja nun überhaupt nichts: Ich schätze mich glücklich, die drei im Schreibmaschinensatz erstellten Ausgaben 4, 8 und 9, in denen ich zahlreiche Gedichte aus jenen verrückten 70er Jahren vorfinde, meiner Sammlung einverleiben zu können. Im Juni 1975 erschien UNIVERS Nr. 4, wenige Monate nach Rolf Dieter Brinkmanns Unfalltod in London. Einen Hinweis im Heft finde ich nicht. In der 8. Ausgabe (Frühjahr 1977) mit dem Themenschwerpunkt »Literatur – was ist das?« werde ich fündig: Hier werden Brinkmanns Gedichte in einem Aufsatz von Wolfram Glaser als Höhepunkte der damaligen Zeit gesehen. In Herbert Achternbuschs Beitrag heißt es: »Ich jedenfalls hab nicht allzuviel Zeit zum Lesen, weil ich gleich wieder selber schreiben muß und auch lieber schreibe als lese. Aber wenn ich nie etwas gelesen hätte, könnte ich wahrscheinlich gar nicht schreiben. So bin ich auf jeden Fall für die Literatur.« Das ist schön zu lesen. Peter Salomon, Autor lebendiger Lyrikbände mit »Kleine Pannenhilfe für Schöngeister« als vorläufigem Höhepunkt, schreibt im Brief vom 8. Januar 2008, in dem er auf die Lektüre von »Kiesel & Kastanie« eingeht, daß er eine Lebensweise mit mir teile: »Lesen ist mir wichtiger als Schreiben.«
 
3 Jahrbuch der Lyrik · Versnetze · Sehepunkte
 
Morgengebet Was machst du mit einem Schutzengel, der morgens, während du gemütlich Kaffee trinkst und die Welt ordnest, die du gestern etwas durcheinander brachtest, aus dem Himmel stürzt und auf den Balkon klatscht und tot liegen bleibt. Zuerst denkst du, Gott sei Dank, er hat mich nicht erschlagen. Und dann? Am 7. Januar 2008 lese ich Franz Hodjaks »Morgengebet« in der von Axel Kutsch besorgten Anthologie »Versnetze. Das große Buch der neuen deutschen Lyrik«, die auf 328 Seiten Gedichten von 200 Lyrikerinnen und Lyrikern Platz bietet. Im März 2008 erscheint Christoph Buchwalds gemeinsam mit Ulf Stolterfoht ediertes »Jahrbuch der Lyrik 2008« mit 123 Autorinnen und Autoren auf 222 Seiten. Seit mehr als zwei Jahrzehnten vermitteln Axel Kutsch und Christoph Buchwald – im Gleichschritt gleichsam, Kutsch trotz deutlich umfangreicherer Sammelbände, deren editorische Komposition mich durchweg stärker in den Bann zieht, viel weniger vom Feuilleton beachtet als Buchwald – lebendige Querschnitte zeitgenössischer Lyrik im deutschen Sprachraum. Die Schnittmenge ist jeweils gering. Aktuelles Beispiel: Lediglich 21 Beiträger tauchen in beiden neuen Anthologien auf. Ich habe sowohl »Versnetze« als auch das »Jahrbuch der Lyrik 2008« gern und mit Gewinn gelesen. Die überwältigende Mehrzahl der Gedichte spricht mich an – auf unterschiedlichste Weise: Während ich »Anschauen, ein Ausland« von Michael Lentz lese, fühle ich mich auf wundersame Weise umarmt, Jutta Overs »Brachvogel vor Einsatz des Regens« nimmt mich auf seine Flügel, dieweil Johannes Kühns lakonische »Bescheidung« mich zurückholt auf den Boden der nicht immer fröhlichen facts of life, »ich erschrecke / & fliehe / hinab an die ecke zu den brüdern / die nachts auf blachem felde ruhn / die rücken am feuer zusammen die sagen / gib deinen napf hier ist tee & hier sind / wilde brombeeren« (Caroline Hartge). In beiden Büchern stoße ich auf Namen, die mir bislang nichts sagten (wofür ich stets besonders dankbar bin). Im »Jahrbuch« wird wieder einmal betont, eine Monopolstellung im deutschen Sprachraum innezuhaben. Halten wir für die interessierten Leserinnen und Leser fest: Die Anzahl der von Kutsch und Buchwald herausgegebenen Anthologien hält sich die Waage: Es sind – seit 1979 bzw. 1983 – jeweils rund 25. Weitere Anmerkungen zu diesem weiten Feld der Sammelbände können in einem umfangreichen Kapitel in »Aus dem Hinterland« nachgelesen werden. Just for fun habe ich in den letzten beiden Tagen den zwei aktuellen Anthologien eine – virtuelle – dritte hinzugefügt, die ich spontan »Sehepunkte« taufe. Entscheidendes Kriterium für die Aufnahme: Die Autorinnen und Autoren sind weder in »Versnetze. Das große Buch der neuen deutschen Lyrik« noch im »Jahrbuch der Lyrik 2008« vertreten. Dabei war ich wie Buchwald und Kutsch darauf bedacht, ein möglichst breites Spektrum in mehrfacher Hinsicht zu bieten: jung und alt, Männlein und Weiblein, Metropole, Großstadt und Provinz, alte Hasen (Häsinnen) und Newcomer, verschiedene Spielarten der Lyrik und anderes mehr. Ich bin an den Büchern hier im Sistiger Lyrikkabinett vorbeispaziert und habe aus aktuellen Einzeltiteln, Kalendern und Zeitschriften Gedichte von diesen Autorinnen und Autoren ausgewählt: Bhikku Abhinando, Kurt Aebli, Henning Ahrens, Ilse Aichinger, C. W. Aigner, Klaus Anders, Renato P. Arlati, Reinhold Aumeier, Iren Baumann, Jürgen Becker, Margot Beierwaltes, Holger Benkel, Ingrid van Biesen, Werner Bliß, Paulus Böhmer, Erika Brandner, Volker Braun, Beat Brechbühl, Alfred Brendel, Bert Brune, Carmen Caputo, Zehra Çirak, Eva Corino, Franz Josef Czernin, Renatus Deckert, Klaus Peter Dencker, Antonin Dick, Uwe Dick, Michael Donhauser, Jutta Dornheim, Richard Dove, Kurt Drawert, Margot Ehrich, Sara Ehsan, Erwin Einzinger, Hans Magnus Enzensberger, Daniel Falb, Wolfgang G. Fienhold, Swen Friedel, Walter Helmut Fritz, Christian Futscher, Peter Gehrisch, Marianne Glaßer, Thomas Glatz, Durs Grünbein, Anna Gudera, Astrid Günther, Florian Günther, Aldona Gustas, Markus Haupt, Carsten Heinrich, Axel Helbig, Simone Heembrock, Henning Heske, Michael Hillen, Herbert Hindringer, Katharina Höcker, Tobias Hoffmann, Christine Huber, Hadayatullah Hübsch, Sabine Imhof, Hendrik Jackson, Heinz Kattner, Myriam Keil, Jochen Kelter, Alexander M. Kiefer, Reinhard Kiefer, Ilse Kilic, Sarah Kirsch, Karin Kiwus, Sybille Klefinghaus, Nicolai Kobus, Barbara Köhler, Uwe Kolbe, Jan Konnefke, Dieter Krause, Martin Krauss, Thomas Krüger, Jan Kuhlbrodt, Norbert Lange, Christian Lehnert, Siggi Liersch, Maik Lippert, Werner Lutz, Michael Mäde, Kurt Marti, Norbert Mayer, Steffen Mensching, Regine Mönkemeier, Stefan Monhardt, Alexander Nitzberg, Helga M. Novak, Jost Nünlist, José F. A. Oliver, Hellmuth Opitz, Reinhild Paarmann, Antje Paehler, Dirk von Petersdorff, Richard Pietraß, Jennifer Poehler, Marion Poschmann, Walter Pucher, Ilma Rakusa, Arne Rautenberg, Klaus Reichert, Lars Reyer, Nikola Richter, Francisca Ricinski, Jan Volker Röhnert, Christian Röse, Peter Rühmkorf, Doris Runge, Said, Frank Schablewski, Hansjörg Schertenleib, Norbert Scheuer, Silke Scheuermann, Sabine Schiffner, Robert Schindel, Clemens Schittko, Dieter Schlesak, Christian Schloyer, Ferdinand Schmatz, Nathalie Schmid, Thilo Schmid, Elke Schmitter, Frank Schmitter, Raoul Schrott, Christiane Schulz, Tom Schulz, Thomas Schweisthal, Matthias Schwincke, Jörg Seifert, Armin Senser, Volker Sielaff, Hans-Jürgen Singer, Werner Söllner, Tobias Sommer, Armin Steigenberger, Jürgen Peter Stössel, Dieter Straub, Rainer Strobelt, Tina Stroheker, Johann P. Tammen, Hannelies Taschau, Christian Teissl, Uwe Tellkamp, Jürgen Theobaldy, Hans-Ulrich Treichel, Raphael Urweider, Anja Utler, Günter Vallaster, Guntram Vesper, Richard Wagner, Peter Waterhouse, Fritz Widhalm, Ruth Wiebusch, Bastian Winkler, Lino Wirag, Michael Wüstefeld, Rosemarie Zens, Alfred Zoppelt, Gerald Zschorsch. Gut also, daß es mit Christoph Buchwald und Axel Kutsch wenigstens zwei Anthologisten gibt, die es sich mehr oder weniger jährlich zur Aufgabe machen, den wuchernden deutschsprachigen Lyrikbuchwald engagiert, kenntnisreich und zuverlässig zu durchforsten, und daß Verlage wie S. Fischer und Ralf Liebe das Risiko nicht scheuen, diese Sammelbände zu publizieren. Gegen einen dritten hätten die Leserinnen und Leser von »Versnetze« und »Jahrbuch« wahrscheinlich nichts einzuwenden. Oder wäre das etwa des Guten zuviel? Ach was, jetzt geht es erst richtig zur Sache, denn die nächste Station befindet sich »in höchsten Höhen«, um mit Peter Rühmkorf, »auf dem Olymp«, um mit Axel Kutsch zu sprechen.
 
 
4 Der Große Conrady

In deinen Augen trieben mal Delphine Thomas Kunst

Was 1977 mit »Das große deutsche Gedicht­buch« begann, 1991 modifiziert und 2000 in »Der Neue Conrady« deutlich erweitert wurde, liegt nun in noch nie dagewesener Bandbreite vor. Der »Conrady« in seiner Gesamtheit ist endgültig eine im wahrsten Sinne des Wortes einmalige Lyrik-Dokumentation, Vater aller Sammelbände, Mutter der Anthologien. Von April bis Juli 2008 erschien nach und nach die nochmals erweiterte repräsen­tativste und viel­fältigste Sammlung deutsch­sprachiger Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart: »Lust auf Lauter Lyrik. Der Hör-Conrady. Ein Auftakt« (CD mit einer Auswahl von 64 Gedichten, Booklet 22 Seiten), »Lauter Lyrik. Der Hör-Conrady« (21 CDs und 2 MP3 mit 1.100 Gedichten), »Der Kleine Conrady« (Booklet von 800 Seiten zu »Lauter Lyrik«), »Der Große Conrady« (2.500 Gedichte von 650 Autorinnen und Autoren). An einem der wenigen sehr heißen Tage im Sommer 2008 überreichte der Postbote, schweißtriefend, das Paket, in dem sich »Der Große Conrady« befand. Nico Bleutge, Mirko Bonné, Nora Bossong, Theo Breuer, Lars Arvid Brischke, Ann Cotten, Michael Donhauser, Ulrike Draesner, Alex Dreppec, Oswald Egger, Manfred Enzensperger, Peter Ettl, Gerald Fiebig, Matthias Göritz, Hauke Hückstädt, Adrian Kasnitz, Matthias Kehle, Helmut Krausser, Thomas Kunst, Stan Lafleur, Christine Langer, Christian Lehnert, Christoph Leisten, Michael Lentz, Dagmar Leupold, Frank Milautzcki, Alexander Nitzberg, Hellmuth Opitz, Steffen Popp, Marion Poschmann, Lars Reyer, Monika Rinck, Jan Volker Röhnert, Hendrik Rost, Walle Sayer, Silke Scheuermann, Sabine Schiffner, Kathrin Schmidt, Elke Schmitter, Lutz Seiler, Armin Senser, Amir Shaheen, Ulf Stolterfoht, Hans Thill, Anja Utler, Raphael Urweider, Florian Voss, Jan Wagner, Michael Wildenhain, Ron Winkler und Uljana Wolf heißen exemplarisch ausgewählte und die Bandbreite lyrischen Schreibens im deutschen Sprachraum repräsentierende Autorinnen und Autoren der Jahrgänge 1952 bis 1982, die mit Gedichten neu aufgenommen wurden und die Farben im Bild zeitgenössischer Lyrik im deutschen Sprachraum weiter auffrischen. Viele mäßige Sommertage verbringe ich mehrere Stunden täglich in diesem wundervollen Folianten mit den ausführlichen, interessanten, tiefgehenden Vorworten lesend, mich zum wiederholten Male in die Gedichte des Mittelalters schanzend, liebste Gedichte laut und leise wiederlesend und jedes Mal wieder neu über die frische Vielfalt staunend, die sich über 1380 Seiten von Seite zu Seite erschließt usw. usw. usw. Seit einigen Tagen höre ich auch hinein. Ich lausche Sophie Rois, wie sie mit ihrer rauchigen Stimme »Feier des Wortes« von Axel Kutsch rezitiert: »Bevor Sie dieses Gedicht betreten, / ziehen Sie sich bitte die Schuhe aus«, runzle die Stirn bei Ullrich Matthes‘ Interpretation von Paul Celans »Todesfuge« – »er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft« – und schmunzle, wie Christian Brückner (die deutsche Stimme Robert de Niros) Ernst Jandls »Ottos Mops« zu neuem Leben erweckt: »ogottogott«. Gelegentlich wünsche ich mir mehr Leidenschaft beim Vortrag (statt routinierter Souveränität), gelegentlich schleicht sich ein ferner Leierton ein (den Gedichte überhaupt nicht vertragen), gelegentlich bereitet das Enjambement Probleme (das nur in Ausnahmefällen so gelesen werden sollte, wie es dasteht), aber insgesamt sind Auswahl und Präsentation von angenehmer Professionalität: überzeugend und immer wieder große Klasse – wenn beispielsweise Matthias Habich, Jürgen Hentsch und Rosel Zech sich das Gedicht anverwandelt haben und es ganz einfach von innen heraus sprechen. Noch Fragen? Lesen Sie Günter Grass‘ »Verwaiste Reime – Peter Rühmkorf nachgerufen« (hier), und Sie wissen endgültig, warum »Der Große Conrady« keinesfalls mehr fehlen darf in Ihrer Sammlung von Büchern.
 
5 Junge Pferde!
 
Immer wieder werde ich auf die Frage, ob er oder sie Paul Boldt kenne, mit einer knappen negativen Antwort beschieden. »Nein.« Seit einigen Jahren überlegte ich nicht nur deshalb, ob ich die Gedichte Paul Boldts in der Lyrikreihe der Edition YE wieder auflegen sollte. 2008 kamen mir gleich zwei Verlage zuvor. In der Edition Razamba brachte Martin Ebbertz das Buch heraus, das Paul Boldt im frühen 20. Jahrhundert im Handumdrehen berühmt machte: Vor Begeisterung raunte man einander tagtäglich die titelgebenden Verse zu: »Junge Pferde! Junge Pferde!« Das 58 Seiten umfassende Bändchen mit schwarz glänzendem Umschlag kommt in der einfachen Gestaltung daher, die wir von BoD-Titeln kennen. Deutlich aufwendiger, ja, sehr schön gestaltet ist das Buch »Der Wind schweigt. Ausgewählte Gedichte« (mit einem Nachwort von Peter Härtling und Photographien von Annette Kühn), das im Juni 2008 im jungen Wiesbadener Christian Lux Verlag erschien, der sich mit klaren Vorstellungen und voller Tatendrang in die lyrische Umlaufbahn begibt: Neben der Reihe, die den Rückblick öffnet für bedeutende, aber vergriffene oder vergessene Lyrik im deutschen und europäischen Sprachraum, ist die Reihe »americana« Kern der lyrischen Aktivitäten. »Dort wollen wir, möglichst ausufernd und Rezeptionslücken schließend, mit der Zeit eine kleine Bibliothek der US-Lyrik aufbauen. Und zwar immer mit dem Auge für die Klassiker und einem wilden, offenen Herzen für die zeitgenössischen Stimmen aller Altersgruppen«, schreibt Christian Lux in der Mail vom 17. Dezember 2008, die auch einen Ausblick auf kommende Untaten vermittelt: »Andre Rudolph und Arne Rautenberg eröffnen 2009 die Reihe mit aktueller deutschsprachiger Lyrik, während wir mit Fabian Casas und Timo Berger in die buntscheckige Welt der lateinamerikanischen Lyrik aufbrechen.« Durchgehend illustriert, dürften die Bücher aus dem von Annette Kühn und Christian Lux geführten Verlag mit den »luxbooks« (dessen Programm die »graphik«-Reihe mit Kinder- und Graphikbüchern abrundet) jeden Leser, der auch Liebhaber schön gestalteter Bücher ist, in besonderer Weise ansprechen. Über Paul Boldt und seine Gedichte sage ich nichts weiter – außer: Sie wollen gelesen sein. Die Sintflut Die Wolken wachsen aus den Horizonten Und trinken Himmel mit den Regenhälsen. Die Menschen bissen auf den höchsten Felsen In weiße Stirnen, die nicht denken konnten, Daß Läuse aus dem Meer, die Seen, krochen. Im Abendsturm ertranken lange Pappeln.- Sie hörten auf der Nacht die Sterne trappeln, Die in dem All den warmen Erdrauch rochen, Dann schwamm die Sonne in dem glatten Wasser. Das Wasser fiel. Die See faulten ab. Die Erde trug der Meere hellen Schurz. Die Sterne standen, von Begierde blasser, Mit dünnem Atem an des Ostens Kap. Ein Stern sprang nach der Erde, sprang zu kurz.
 
6 Handbuch des Fliegens

Flugzeuge. Vorstädte. Schneearme Winter. Nichts, was ich mir merken müsste. Heute aber warf einer eine Scheibe ein, und ich sah mich um.

Brigitte Fuchs

In einer Mail schreibe ich am 24. Oktober 2008 an Brigitte Fuchs: »Gestern erhielt ich gleich zwei Büchersendungen aus der Schweiz. Welch guter Zufall. Die eine war die ungeduldig erwartete ›Poesie Agenda‹ aus Werner Buchers Appenzeller orte-Verlag, die wieder viele gute Seiten hat: ›Ein Wort, ein Buch, ein Autor sind nichts als einzelne Wassertropfen. Alle zusammen ergeben den Strom, der alles hinwegreißt.‹ (Adelbert von Chamisso). Die andere war Ihr überraschendes ›Handbuch des Fliegens‹ – im Züricher Verlag edition 8 erschienen, von dem ich noch nichts gehört habe bislang. Vielen Dank dafür. Wie komme ich zu der Ehre? Ich kannte bislang zwei Gedichte von Ihnen (aus ›Versnetze‹), die ich nun unter den vielen anderen Gedichten im ›Handbuch des Fliegens‹ wiederlese. Etliche Ihrer Gedichte haben mich dort erreicht, wo Gedichte andocken müssen, damit ich sie nicht nur lese, sondern auch an- und aufnehme. Zunehmend, muß ich sagen, der Band nimmt Fahrt auf, wird in der zweiten Hälfte stärker, vor allem dort, wo ich auf die einfachen, guten, klaren Wörter stoße, denen ich immer auf der Spur bin. Das souveräne Herauskitzeln von Ambivalenzen, die formale Beherrschung des Stoffs allein (usw.) bringt es nicht. Die einfachen, guten, klaren Wörter fehlen in manchen zeitgenössischen Gedichtbänden. So habe ich heute morgen das ganze ›Handbuch des Fliegens‹ gern gelesen, und die in Verse gebannten Augenblicke, in denen Banalitäten in Überraschungsmomente umgewandelt werden, halfen spürbar, die nun seit langer Zeit schon anhaltenden Depressionen ein wenig zu dämpfen. Ich freue mich, von Ihnen zu hören, da ich immer gern erfahre, wie Menschen auf mich stoßen und was sie dazu bringt, mir Bücher oder Zeitschriften zuzusenden, was für mich in der Mehrzahl der Fälle eine den Tag verschönernde Sache ist.«
 
7 Der Verseflüsterer. Zu Besuch bei Hans Bender

even the business of dying must be set aside occasionally

D. A. Powell

Am Samstag, dem 25. Oktober 2008, wagte ich mich nach langer Zeit einmal wieder aus unserem in 545 Metern Höhe gelegenen, in diesen Tagen mit Herbst­laub garnierten, von Amsel und Eichel­häher, Elster und Zaunkönig umschwirrten Haus in Sistig. Es fiel mir alles andere als leicht, den drei Eich­hörnchen, die seit mehreren Monaten tagsüber in unserem Garten leben, die Stämme von Walnuß, Blumen­esche und Ahorn hinauf- und hinab­jagend, Nüsse klaubend und im Erdreich vergrabend, Lebewohl zu sagen, zu sehr habe ich mich daran gewöhnt, ihnen tagtäglich von morgens bis abends immer wieder bei ihrem unermüdlichen emsigen Treiben zuzuschauen, aber mein Sohn Andreas schleppte mich mit tatkräftiger Unterstützung der Eifelbahn über die Stationen Kall · Scheven · Mechernich · Satzvey · Euskirchen · Großbüllesheim · Derkum · Weilerswist · Erftstadt · Kalscheuren · Köln-Süd tatsächlich in die Kölner Südstadt. Dort besuchte ich zunächst Hans Bender, der am 1. Juli 2009 neunzig Jahre alt wird, in der Taubengasse am Zülpicher Platz, anschließend meinen Freund Peter Weber, der sich mit Umzugsplänen nach Köln-Mülheim herumschlägt, in dessen Antiquariat auf dem Mauritiussteinweg in der Nähe des Neumarkts, um abends mit zwei Taschen voll schöner Bücher nach Hause zurückzukehren, darunter Pablo Nerudas »The Book of Questions« (»What does it mean to persist / on the alley of death?«), Federico García Lorcas »Poem of the Deep Song« (»And he was left dead in the streeet, / and with a dagger in his chest, / and nobody knew who he was«) und Glen Baxters Graphic Novel »The Billiard Table Murders« (»Gradually, however, even this idyllic existence begann to pall«) – eine herrliche Lektüre, die mir die Rückfahrt über die eben benannten elf Stationen auf wundersame Weise verkürzte. Mein Hunger auf Bücher erweist sich weiterhin als dermaßen unstillbar, daß ich von – offenbar therapieresistenter – Buchfreßsucht ausgehen muß. »Was« nicht »schlimm ist«. Nachdem ich mich am frühen Morgen so elendmüde fühlte, daß ich mir im Geiste im Nebel des Zülpicher Platzes humorlos die imaginierte schwarze Pistole an die linke Schläfe setzte, gleichzeitig die RDB-Verse flüsternd: »Einen jener klassischen // schwarzen Tangos in Köln, Endes des / Monats August, da der Sommer schon / ganz verstaubt ist, kurz nach Laden / Schluß aus der offenen Tür einer / dunklen Wirtschaft, die einem / Griechen gehört, hören, ist beinahe / ein Wunder: für einen Moment eine / Überraschung, für einen Moment / eine Pause in dieser Straße, / die niemand liebt und atemlos / macht, beim Hindurchgehen. Ich / schrieb das schnell auf, bevor / der Moment in der verfluchten / dunstigen Abgestorbenheit Kölns / wieder erlosch«, wurde mein Tag bereits in jenem Moment und spätestens mit dem Eintritt um fünf vor zehn in die Bendersche Wohnung auf der dritten Etage zunehmend besser. Mit Hans Bender (wir sind seit rund 20 Jahren freundschaftlich verbunden) hatte ich das bislang bemerkenswerteste, intensivste, schönste Treffen überhaupt. Von Minute zu Minute fühlte ich mich wohler, wir gerieten in einen regelrechten Lyrikrausch, bei dem wir einander Gedichte vorlasen, Bender beispielsweise seinen Vierzeiler »Vasco Popa / gab die Antwort // Was mein Gedicht mir bedeutet? / Fragt nicht mich, fragt den Apfelbaum, / warum er Früchte trägt. / Noch besser, beißt hinein!«, den Sie im deutschen Lyrikkalender am 1. Juli 2009 lesen können, neue Bücher einschätzten und ›Spaziergänge‹ in die literarische Vergangenheit machten. Es war wie immer – nur eben noch viel dichter als sonst. Zwischendurch standen wir an Bücherwänden, und Bender drückte mir W. H. Audens zweisprachige »Liebesgedichte« (Insel, Frankfurt am Main 2008), Feridun Zaimoglus Roman »Liebesbrand« (Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008) und schließlich, mich sprachlos machend, weshalb ich ihn in den Arm nahm und fest an mich drückte, den Handpressendruck »Ohne Neger« in die Hand, den Brinkmann ihm 1966 schenkte – die Nummer 50 von 150 Exemplaren: »Solche Art Lied // ist nicht immer schön.« Sie können sich vorstellen, wie sehr ich aus dem Häuschen war, bin und morgen noch sein werde.
 
8 Brinkmanns wirkende Wörter

Ein Comicbildchen zeigte, wie jemand Zeichen in eine Steinplatte schlug, und eine Fotografie zeigte eine Schreibmaschine.

Rolf Dieter Brinkmann

In einer der Mails, die ich am Abend nach der Rückkehr aus Köln lese, macht Karl Otto Conrady auf den Aufsatz »Pop und danach. Rolf Dieter Brinkmanns Lyrik in ihrem Dilemma« aufmerksam, der im August 2008 in der germanistischen Zeitschrift »Wirkendes Wort« erschien. »Dilemma«, denke ich, welches »Dilemma«? Das erste Dilemma, das ich hier erkenne, ist der Zusammenhang, der – mal wieder – zwischen Pop und Brinkmann hergestellt wird: »Pop, like most art historical labels, is a convenience for critics and historians but an irrelevance and an irritant for most of the artists to whom it has been supplied.« (Marco Livingstone) Zu Beginn des Aufsatzes heißt es, Brinkmann (1940-1975) sei mehrfach zur »Galionsfigur seiner Generation« geworden und mittlerweile aus dem Blickfeld verschwunden: »Abgesehen vom Kultstatus in einer kleinen Fangemeinde genießt sein Werk heute den Bekanntheitsgrad eines Geheimtipps.« Hinter »Fangemeinde« die Fußnote 3, in der es heißt: »Besonders distanzlos: Theo Breuer, ›Was Neues im Westen oder Brinkmann macht weiter‹, in: ›Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000‹.« In einer renommierten Zeitschrift wie »Wirkendes Wort« diese Fehlinformation zu verbreiten ist nicht besonders rühmlich: »Man könnte solchen Unsinn ignorieren, wenn er nicht in einem angesehenen Fachblatt für Germanisten publiziert worden wäre und somit zur Meinungsbildung von Menschen beiträgt, die das geistige Niveau junger Leute erheblich mitbestimmen.« (Axel Kutsch) Es tut Brinkmanns weiterhinweithin wirkenden Wörtern allerdings auch keinerlei Abbruch: »Massenhafte Verbreitung finden einige der Gedichte (darunter »Die Orangensaftmaschine« und »Einen jener klassischen«) durch Abdruck und Interpretation in Lesebüchern für den Schulgebrauch.« (Gunter Geduldig) Davon abgesehen, daß mein hemmungslos auf Tuchfühlung bedachter In-Fight-Stil nicht seine Sache zu sein scheint, sprechen einige in dieser Stunde zusammengetragene Fakten zu Brinkmann eine etwas andere Sprache als Dieter Liewerscheidts verworrene Auslassung. Allein die Auflagenhöhe von Brinkmanns lyrischem Hauptwerk, dem erratischen Block »Westwärts 1 & 2«, erstmals 1975 bei Rowohlt erschienen und 2005 in der ursprünglich von Brinkmann intendierten, deutlich erweiterten Fassung neu herausgegeben, liegt mit bislang insgesamt 22.000 Exemplaren weit über den üblichen 100, 200 oder 500 Exemplaren, mit denen sich auch ein großer Verlag wie Suhrkamp bei den Lyriktiteln herumschlagen muß. Der umfangreiche Band »Standphotos« (1980), der Brinkmanns neun Lyriktitel der Jahre 1962 bis 1970 versammelt, ist ebenfalls vieltausendfach verkauft worden und weiterhin lieferbar (gäbe es keine Nachfrage, wäre er wohl längst im Modernen Antiquariat gelandet). Unvollständige Liste aktueller RDB-Rezeption, in der Brinkmanns Poesie unaufhörlich ihre lebendige Rolle spielt: der 2008 auch im WDR gezeigte Kinofilm »Brinkmanns Zorn« von 2006 (auch als DVD erhältlich – mit Director’s Cut), die fünfteilige Audio-CD-Sammlung »Wörter Sex Schnitt« von 2005 – mit dem Mitschnitt von Brinkmanns letzter, das Publikum mitreißender Lesung beim Cambridge Poetry Festival 1975, wenige Tage vor dem Unfalltod in London, 2008 das Theaterstück Westwärts im Theater Bonn und Maxim Gorki Theater Berlin sowie bei der Ruhr-Triennale in Gladbeck, RDB-Ausstellungen (Köln 2006, Bremen 2006, Vechta 2008), Radiobeiträge: »Brinkmann. Westwärts 1 & 2« (Deutschlandradio 2005), »Die Wörter sind böse« (Hessischer Rundfunk 2004), »Ich kann nur sprechen, wenn mir etwas nicht gefällt« (Deutschlandfunk 2003), zahlreiche bis 2008 in regelmäßigen Abständen erscheinende Monographien (die aktuellste wird unten vorgestellt), Artikel, Features und Essays in Zeitungen, Fachzeit­schriften und im Internet, Lyrik-Seminare an Hochschulen wie Jena oder Köln – meine Tochter Anna hielt im Wintersemester 2008/09 ein Referat über Brinkmanns Polemik »Ich hasse alte Dichter«, unzählige Echos / Allusionen in Gedichten, Essays, Rezensionen bekannter und weniger bekannter Autoren verschiedenster Herkunft und Generation – ich benenne exemplarisch: Paulus Böhmer, Jan Volker Röhnert, Joachim Sartorius und Gerrit Wustmann (mit der gelungenen Hommage »engelbertstr 65, köln / @ rdb«, das ich in »Der deutsche Lyrikkalender 2009« lese). In Röhnerts Beitrag »Rolf Dieter Brinkmann«, nachzublättern auf den Seiten 594 bis 612 in dem von Ursula Heukenkamp und Peter Geist herausgegeben Band »Deutschsprachige Lyriker des 20. Jahrhunderts« (Erich Schmidt Verlag, Berlin 2006), lese ich: »Auf eine Weise jedoch haben die Gedichte Brinkmanns auch nach dem Tod ihres Schöpfers ›weitergemacht‹: Beim Leserpublikum und einer Vielzahl von Lyrikern, die sich von Brinkmann zu – mehr oder weniger gelungenen – eigenen Versuchen inspirieren ließen. Seine Anregungen scheinen jeweils dort am fruchtbarsten aufgehoben zu sein, wo sie innerhalb eines wiederum selbständigen Dichtungsentwurfs neue Gestalt gewinnen. Etwa für den ›Kaddish‹-Zyklus von Brinkmanns Generationskollegen Paulus Böhmer, die Lyrik der rumäniendeutschen Dichter Werner Söllner (›Kopfland. Passagen‹) oder Richard Wagner (›Hotel California‹) ist Brinkmanns Poesie ein fester Bezugspunkt, aber auch für das Selbstverständnis ostdeutscher Lyriker wie Uwe Kolbe, Thomas Böhme oder Michael Wüstefeld spielt Brinkmann eine wichtige Rolle; auch aus den frühen Gedichtbänden Thomas Klings ›geschmacksverstärker‹ und aus Durs Grünbein ›Grauzone morgens‹ ist Brinkmanns Stimme heraus­zuhören.« Auch die Lyrikanthologien sprechen eine eindeutige Sprache: In sämtlichen repräsentativen Sammlungen ist Brinkmann seit Jahrzehnten selbst­verständ­lich vertreten. In »Der Große Conrady« (2008) verteilen sich die Gedichte ebenso über mehrere Seiten wie in »Reclams großem Buch der deutschen Gedichte« (2007) oder »Das deutsche Gedicht« (2005), wobei die Herausgeber augenscheinlich darauf geachtet haben, jeweils andere Gedichte aus der großen Zahl der besonders gelungenen Brinkmannschen Gedichte auszuwählen. In »LUFTFRACHT. Internationale Poesie 1940 bis 1990« (Eichborn, Frankfurt am Main 1991) entschied sich Harald Hartung für diese 13 Autoren aus dem deutschen Sprachraum: Ingeborg Bachmann, Jürgen Becker, Gottfried Benn, Bertolt Brecht, Rolf Dieter Brinkmann, Paul Celan, Günter Eich, Hans Magnus Enzensberger, Erich Fried, Ernst Jandl, Günter Kunert, Oskar Pastior, Rainer Maria Rilke und Immanuel Weißglas. Das Register der von Gunter Geduldig und Claudia Wehebrink zusammengetragenen »Bibliographie Rolf Dieter Brinkmann« (Aisthesis, Bielefeld 1997) liest sich wie ein »Who is Who« der deutschen Gegenwartsliteratur. Seit 1997 stelle ich in »Meine Bibliographie Rolf Dieter Brinkmann« zusätzlich all das zusammen, was mir an Neuem von und über Rolf Dieter Brinkmann in die Finger gerät. Bis heute sind auf diese Weise mehrere hundert Einträge zusammengekommen. Ist in der nieder­rheinischen Tiefebene bekannt, wie tiefgreifend Brinkmanns Lyrik als westdeutsche Ausnahme­erscheinung in der DDR rezipiert wurde? 1986 erschien bei »Volk und Welt« der über 200 Seiten starke Auswahlband »Rolltreppen im August«, den kaum ein ostdeutscher Lyriker bzw. Lyrikleser nicht gelesen haben dürfte. Jeder, mit dem ich bei meinen drei Lesungen in Ostdeutschland Anfang der 90er Jahre sprach, kannte – selbst­verständlich – Brinkmann. (Das entsprechende Heiner-Müller-Zitat bringt es auf den Punkt.) Im August 2008 erschien in der »edition text + kritik« die durchgängig illustrierte (collagierte), von Karl-Eckhard Carius und anderen besorgte, 192 Seiten umfassende Monographie »Brinkmann. Schnitte im Atemschutz« in einer sehr außer­gewöhnlichen, attraktiven Gestaltung (u.a. mit zahlreichen Photos von Brigitte Friedrich). Darin lese ich eine Reihe ergiebiger Beiträge, von denen mich die von Ralf-Rainer Rygulla, Jörg Schröder, Michael Töteberg und Dieter Wellershoff am meisten interessieren. Der Lyriker und Literaturwissenschaftler Jan Volker Röhnert, dessen »Metropolen« (Edition Lyrik Kabinett, Hanser, München 2007) zu den von der jungen Generation in Deutschland seit 2000 veröffentlichten Gedicht­büchern gehört, die am stärksten meine Aufmerksamkeit erregten, bringt es auf den Punkt: »Brinkmanns Poesie ist zeitlos geworden, weil sie genauso wie Baudelaires sich bedingungslos ihrer unmittelbaren Gegenwart auslieferte. Die Dignität scheinbar banaler, alltäglicher Objekte, die das audiovisuelle Raster unserer synthetischen Umwelt ausmachen – Nylonstrumpfhosen, Vinylplatten, Gitarren­verstärker, Hochglanzblätter, Make-up, Kinoleinwände … –, hat er entdeckt und auf unverwechselbare Weise poetisch transformiert.« Brinkmann wirkt weiter. Die Literatur­geschichte geht weiter. Ich mache weiter – und treffe auf der nächsten Station einen weiteren lebenden Toten:
 
9 Rainer Maria Gerhardt (1927-1954)
 
»Umkreisung« – das ist in diesem Falle die fulminante Werkausgabe von Rainer Maria Gerhardt. Gerhardt, im deutschen Sprachraum nahezu, bei Lyrikern und Lesern in den USA keineswegs vergessen, war der erste deutsche Übersetzer Ezra Pounds. Mit Hans Arp, Robert Creeley, Max Ernst, Charles Olson und anderen Künstlern und Dichtern seiner Zeit befreundet, versuchte er in den Jahren 1949 bis 1954 vehement, jedoch völlig vergeblich, die Moderne in dieses zerschossene Niemandsland zu katapultieren. Gerhardts totales Engagement kam zu früh für ein Land, das offenbar zuerst einmal ein Wirtschaftswunder – mit all seinen Begleiterscheinungen – brauchte, bevor es sich mit der in vielen Ländern seit Jahrzehnten etablierten Dichtung der Moderne auseinandersetzen konnte. Als er den erlittenen Schiffbruch, entsetzt und verzweifelt, erkannte, nahm Gerhardt sich, »dem grab gehöre ich / gebe ihm meine rechte«, das Leben. Das von Uwe Pörksen vorzüglich, ja, liebevoll edierte Gesamtwerk läßt mich die Augen untertassengroß aufreißen angesichts dieses in nur wenigen Jahren entstandenen lyrischen, essayistischen, herausgeberischen, korrespondierenden, übersetzerischen und verlegerischen Gewaltakts. Hätte Gottfried Benn sich für diesen Fall einmal von seinem Olymp herabbegeben und Gerhardt und dessen »fragmente«-Initiativen mit kleinen Hinweisen gefördert, statt sich ihrer zu bedienen und fortan gegen den offenbar als Bedrohung empfundenen genialischen, unerschrockenen, zornigen jungen Mann zu intrigieren, die Lyrik der 1950er Jahre, zu deren Verächtern ich notabene nicht gehöre, hätte wohl eine andere Entwicklung genommen. Hans Magnus Enzensberger und Rolf Dieter Brinkmann taten auf ihre Art das, was Gerhardt verwehrt blieb. Das 1960 von Enzensberger eingerichtete »Museum der Poesie« und Brinkmanns »Acid. Neue amerikanische Szene« von 1969 sind internationale Lyrik nach Deutschland befördernde Anthologie-Klassiker, bei denen Rainer Maria Gerhardt als Lyrikerzengel mit himmlischem Fingerzeig Pate gestanden hat – garantiert.
 
10 Die kleinen Raubtiere unter ihrem Pelz
 
Ichmache einen weiten Satz zurück: zurück: Am 24. Dezember 2007 beschert mich die Conne­witzer Verlags­buchhandlung aus Leipzig mit Ulrike Almut Sandigs faszi­nierendem Gedicht­buch »Streumen«, das ich am ersten Weihnacht­stag mit großer Freude und Auf­merksamkeit lese: »elektrische ketten am busch schlagen haken«. Ich gratuliere der Autorin zu durchweg gelungenen Gedichten. Gelungen, weil sie einen unver­wechselbaren Sound haben, weil sie markante Wörter beinhalten, die mich aufmerken lassen, weil sie lakonisch, luftig, liebevoll sind. Gedichte in »Bella triste«, »Versnetze« sowie im »deutschen Lyrikkalender 2008« machten mich neugierig auf eine Autorin, die für mich nach der Lektüre des zugkräftigen »Streumen« mit beispielsweise Karin Fellner (»unter der flanke dem hang / rollen sedimente«), Claudia Gabler (mit frechen »kleinen Raubtieren unter ihrem Pelz«), Nora-Eugenie Gomringer (»Ich eine wirre Frau«), Sabine Imhof, Myriam Keil, Nadja Küchenmeister, Swantje Lichtenstein (»ein drehen und schrauben, ein ziehen / in der winde herum und herr keiner sinne«), Sabina Naef, Nathalie Schmid und Ruth Wiebusch (»grasgeruch im treppenhaus«) ins deutschsprachige U-Ü?-30-Lyrik-Team gehört – wobei in der Lyrik nach 2006 die gleichen Regeln wie im Fußball unter Löw: Stammplatzgarantien gibt es nicht, und Marjana Gaponenko, Tina Ilse Gintrowski (»herzhafter herbstinfarkt / in meinem flur brennt eine osram«), Greta Granderath, Sonja Harter, Andrea Heuser (»bauschiges niedermähen, geiles gras grapschen, gras, und / ganz und gar rollig sein, blütenbauch und busengekitzel«), Nancy Hünger, Katrin Marie Merten, Marlen Pelny (»stolper ich die Uhrzeit tot«), Cornelia Schmerle, Katharina Schultens und Judith Zander scharren am Spielfeldrand ungeduldig mit den Hufen, fordern einen Platz.) Die u. a. auf Schauplätzen wie »Lyrik von Jetztzwei« und »Neubuch« zu bewundernden flotten Flankenläufe dieser immer wieder kapriziöse Haken schlagenden Frauen mit reichlich Fleisch auf den Lyrikrippen provoziert während des ganzen Lyrikjahrs 2008 fortgesetzt Szenenapplaus: so hautnah erlebt im Falle Swantje Lichtensteins während der erneut sehr gut besuchten zweiten Präsentation des »deutschen Lyrikkalenders« am 8. November 2008 anläßlich der »Tage der Poesie« in Würselen, wo 18 aus dem ganzen Land angereiste Lyrikerinnen und Lyriker eigene und ausgewählte Gedichte von Celan, Goethe, Heine, Hölderlin, Morgenstern, Nelly Sachs und zahlreichen anderen im wahrsten Wortsinn (»Kroklokwafzi? Semememi!«) zum besten gaben und wir bisweilen wie gebannt da saßen, um abermals mitgerissen zu werden: »Wir weben hinein den dreifachen Fluch – / Wir weben, wir weben!« /// »wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends / wir trinken und trinken.«
 
11 Ein Gedicht, Leute. Rolltreppen im Dezember

Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten – ein Gedicht wird gemacht Gottfried Benn Gedichte sind momentane Phantasien Rolf Dieter Brinkmann

Düren ist der Hauptort des rheinländischen Kreises, in dem ich 1956 in Bürvenich geboren wurde. Wann immer ich das Wort ›Düren‹ höre, weckt es Erinnerungen, die bis in die früheste Kindheit am Ende der 50er Jahre zurückreichen. Erinnerungen an zugleich ruhig-behagliche, aber auch aufregende Ferientage bei den Dürener Verwandten Anni, Martin und Hans-Jürgen Baum in deren gemütlicher Kleinwohnung im großen, grauen Mietshaus mit kaltem, nach Putzmittel riechendem, stets blitzblankem Treppenhaus und weißlackierten Wohnungstüren mit Spion. Ich sehe Lichterglanz, stehe auf Rolltreppen im Dezember, die kilometerlangen Ausfallstraßen sind gesäumt von bleiernen Fassaden mit Hunderten knorpeliger Einschußlöcher und glaslosen Fenstern, rote, gelbe, grüne Ampeln blinken mich an, ich gehe über Zebrastreifen und staune über den unaufhörlichen, mich keineswegs erschreckenden Verkehr, wie ich ihn nicht kenne aus Bürvenich, dem hinterländischen Nest, dessen Bauernhoflärm und Schweinestallgestank ich früh schon sehr abscheulich finde. Am 28. September 2008 wandern meine Frau Birgit und ich von Sistig durch den Wald über die Sistiger Heide in das fünf Kilometer entfernte Dörfchen Broich, wo zwei Wochen lang die Kulturtage »Menschen in Broich 2008. Literatur, Kunst, Musik, Theater« stattfinden, in deren Verlauf ich am 29. September im Sägewerk eine Lyriklesung gestalte. Wir lauschen eine gute Stunde lang den »Vexations«, einem Klavierstück von Erik Satie mit 840 Wiederholungen, rund sechsundzwanzig Stunden lang von zehn Pianisten gespielt. Auf dem Heimweg im strömenden Regen hallen in unmittelbarer Nähe Schüsse durch den Wald. Am Wegesrand sehen wir mehrere grüne Jeeps stehen, einen mit dem Kennzeichen DN. Da sind sie wieder, die Einschußlöcher aus der Kindheit. Wir geben Fersengeld. In Wikipedia lese ich: »Am 16. November 1944 wurde Düren durch den schwersten und verheerendsten von insgesamt 51 Luftangriffen der Alliierten völlig zerstört. Ungefähr 22.000 Menschen lebten zu jener Zeit noch in der Stadt, von denen 3.106 im Bombenhagel starben: 2.392 Dürener Bürger, 394 auswärtige Personen, 220 Soldaten und 100 Unbekannte. Nur wenige Gebäude blieben unversehrt. Mit 99,2 % zerstörten Wohnungen war Düren die am stärksten betroffene Stadt Deutschlands. Rund 1,6 Millionen Kubikmeter Trümmer bedeckten den Dürener Boden. Das Leben in den Ruinen war nicht mehr möglich. Die überlebenden Dürener mußten ihre Heimat verlassen und wurden nach Mitteldeutschland evakuiert, nur vier Menschen blieben in der Stadt.« Am 29. November 2008 findet in Düren zum zweitenmal nach 2006 die »Lange Nacht der Poesie« statt: Gomringer und Gustafsson gehören zu den Geladenen. Düren und Lyrik – das paßt überhaupt nicht zusammen. So ist es um so erfreulicher, daß diese nach dem Krieg so totgebaute Großstadt von mittlerweile über 100.000 Einwohnern Knall auf Fall Gedichte präsentiert. Seit Wochen rumort es. Ich spüre: Ein Gedicht ist im Entstehen, in dem das Wort ›Düren‹ eine Rolle spielt. Die Namen der zehn Stationen, die ich mit dem rumpelnden Postbus auf der zwanzig Kilometer langen Strecke hinter mich bringen mußte, sollen darin eine Rolle spielen: Bürvenich · Eppenich · Wollersheim · Embken · Ginnick · Froitzheim · Frangenheim · Soller · Stockheim · Düren, dazu die zehnstöckigen Hochhausblöcke, in denen belgische Soldaten mit ihren Familien wohnten, die nicht enden wollenden grauen, dunkelgrauen Hausfassaden. Nachdem Axel Kutsch mir am Abend des 22. November 2008 in einer Mail mitteilt, daß er eine Karte für die lange Lyriknacht in Düren reserviert hat, rutscht das Gedicht, aus dessen Fugen und Furchen die Rheinländer Michael Lentz, Axel Kutsch, Thomas Kling und Joseph Beuys hervorlugen, am verschneiten Morgen des 23. November 2008 heraus. Es kommt also ganz anders, wird in den folgenden Stunden bearbeitet, als letztes Gedicht in »Wortlos und andere Gedichte« (Silver Horse Edition, Marklkofen 2009) eingefügt und ist gleichsam die vorletzte Station dieser kleinen lyrischen Kreuz- und Querreise im Dezember 2008:leute halten auch in düren heute und in letzten tagen morsche türen leere fenster sehr geschlossen noch wird · nicht einmal · mit pfeffer · geschossen jedenfalls nicht hier draußen im revier [wespen bleischwer hinter borken] bei schneefall treiben wir zwischen eggen forken walzen liegt ein hase mit der nase fett im dreck wir – – – nichts wie · weg
 
12 Anthologien · Gedichtbände · Zeitschriften

Ein Wort für Gottfried Benn Ein Wort Rotwein Mario Dütsch

Auch 2008 wurden wieder 1.200 und mehr Lyriktitel im deutschen Sprachraum veröffentlicht. 120 davon brachte der Postbote von Januar bis Dezember ins Haus. Eine kleine Auswahl von 24 Gedichtbüchern, Sammelbänden und Zeitschriften vermittelt exemplarisch die Vielgestaltigkeit der Lyrik: Während Mario Dütsch in seinem Anagrammgedicht mit einem einzigen Wort aus der Tiefe des norddeutschen Sprachraums kommt, läßt Günter Vallaster es »Hinter dem Buchstabenzaun« krachen, indem er uns an s/einem komplex-komplizierten lyr(typ)ischen Wiener Tagesablauf teilhaben läßt, der von »aufgewache« über rund 120 Stationen punktgenau bei »augenaufbildschirmgerichte« landet. Daß wir von Hölderlin nicht loskommen, was gut ist, demonstriert Urs Allemanns Gedichtbuch »im kinde schwirren die ahnen« (Urs Engeler Editor 2008), auf das ich genauso gern näher eingegangen wäre wie auf Tina Strohekers »Was vor Augen liegt« (Klöpfer & Meyer 2008) oder Bert Papenfuß‘ »RUMBALOTTE CONTINUA«, dessen weltumspannende 5. Folge 2008 im Verlag Peter Engster erschien. »Kürschners Deutscher Literaturkalender 2008/2009« stellt über 12.000 Autorinnen und Autoren bibliographisch vor: »ogottogott«. In Michael Krügers farbenfroh daherkommenden »Reden und Einwürfe« lese ich in der »Rede des Chaotikers«: »Ich muß mich ganz kurz fassen, / um mich nicht zu verlieren. / Wo war ich stehengeblieben?«. Gespannt bin ich auf Gerhard Falkners »Hölderlin Reparatur« (Berlin Verlag 2008), Franz Hodjaks »Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt« (Verlag Ralf Liebe 2008) und Thomas Kunsts »Estemaga« (Edition Rugerup 2008), Gedichtbücher, die ganz oben auf dem Wunschzettel stehen. »Kokoko« nenne ich dieses Amalgam aus Kollaborations-, Kommunikations- und Korrespondenzlust, das mich weiterhin antreibt, an durchlässigen Netzwerken mitzuknüpfen, die vor dem unfreiwilligen Fall bewahren und das Unterwegssein ins Offene fördern. Luftig- und Leichtigkeit (bei aller Schwere), Wort und Spiel (bei allem Ernst), Sound und Rhythmus (bei aller Ungebundenheit), Temperament und Schwingung (bei aller Trauer) gehören zu den wesentlichen Faktoren, denen ich in ernstgemeinten Gedichten mit Pfiff und aller ART auf der Spur bin und die in den Ihnen in »Lyrikstationen 2008« ans Herz gelegten Büchern oft gefunden habe. Gedichte sind nicht an Raum und Zeit gebunden. Sie fliegen zu uns von »Überallher« und tragen uns nach »Überallhin«. Und keine Bange: Garten, Wald und Fußballtennis (vom Schneeschippen ganz zu schweigen) üben in meinem Dasein hier in Sistig im Nationalpark Eifel weiterhin die Faszination aus, die nötig ist, den Arsch immer wieder hochzukriegen: »You’ve got to stand up to live before you sit down to write.« (W. H. Auden) Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern lebensfrohe Lektüretage und schöne Schwingungen zwischen den Zeilen.

Der Romancier ißt sich rund und satt. Der Lyriker kaut sein Lorbeerblatt

Axel Kutsch

 

 

 

 

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Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.

 

1 Michael Arenz, »Anweisungen für die vorletzten Tage. Poeme«, 42 Seiten, geheftete Broschur, Silver Horse Edition, Marklkofen 2008. 2 Paul Boldt, »Der Wind schweigt weit. Ausgewählte Gedichte«, Nachwort von Peter Härtling, farbige Photographien von Annette Kühn, 74 Seiten, Broschur, Christian Lux Verlag, Wiesbaden 2008. 3 Theo Breuer (Hg.), »YE N° 13. Keine Eile«, Gedichte und Bilder von Manfred Enzensperger, Marianne Glaßer, Karl-Friedrich Hacker, Simone Heembrock, Klara Hurková, Sibylle Klefinghaus, Axel Kutsch, Christoph Leisten, Swantje Lichtenstein, Britta Maletz, Bilqis Naz, Jürgen Nendza, Jutta Over, Andreas Noga, Heike Smets, Jürgen Völkert-Marten und Christoph Wenzel, Kunstschachtel mit 62 Blättern, Edition YE, Sistig/Eifel 2008. 4 Werner Bucher, »orte. Schweizer Literaturzeitschrift«, 156. Ausgabe: Die Liebe sitzt in der Sonne, Liebesgedichte von Carlos Drummond de Andrade, Ingeborg Bachmann, Beat Brechbühl, Ursula Krechel, Kurt Marti, Andreas Noga, Frank O’Hara, Cesare Pavese, Sylvia Plath, Kurt Schwitters, Christian Uetz, Jürgen Völkert-Marten u.v.a., 72 Seiten, geheftete Broschur, orte-Verlag, CH-Oberegg 2008. 5 Werner Bucher, »Poesie Agenda 2009«, Gedichte, Bilder, literarische Notizen von Gudrun Arndt bis Annemarie Zornack, 256 Seiten, Broschur, orte-Verlag, CH-Oberegg 2008. 6 Christoph Buchwald und Ulf Stolterfoht (Hg.), »Jahrbuch der Lyrik 2008«, Gedichte von Monica Adolph, Nora Bossong, Heinz Czechowski, Anne Dorn, Michaela Eichwald, Tobias Falberg, Alexander Gumz, Sonja Harter, Manfred Jendryschik, Axel Kutsch, Benedikt Ledebur, Christoph Meckel, Jürgen Nendza, Jutta Over, Ronald Pohl, Bertram Reinecke, Vera Schindler-Wunderlich, Hans Thill, Wolfgang Utschik, Florian Voß, Katja Winkler, Martin Zingg u.v.a., 222 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Lesebändchen, S. Fischer, Frankfurt am Main 2008. 7 Karl-Eckhard Carius (Hg.), »Brinkmann. Schnitte im Atemschutz«, unter Mitwirkung von Wilfried Kürschner und Olaf Selg, Beiträge von Bazon Brock, Brigitte Friedrich, Jan Volker Röhnert, Teresa Salema, Jörg Schröder, Michael Töteberg, Richard Wagner u.a., zahlreiche Abbildungen, 192 Seiten, edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag, München 2008. 8 Karl Otto Conrady (Hg.), »Der Große Conrady. Das Buch deutscher Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart«, Vorworte zur neuen Ausgabe und zur Ausgabe von 2000 von Karl Otto Conrady, 1380 Seiten, Leinen, Schuber, zwei Lesebändchen, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2008. 9 Mario Dütsch, »Utopieoase Autopoesie. 66 Anagrammgedichte«, mit mehrfarbigen originalen Linolschnitten von Karl-Friedrich Hacker und einem Nachwort von Theo Amicus, 107 Seiten, leinengebundenes Künstlerbuch, Bleisatz, Handsatz und -bindung, Footura black edition, Itzehoe 2008. 10 Walter Helmut Fritz, »Herzschlag. Die Liebesgedichte«, 117 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Hoffmann & Campe, Hamburg 2008. 11 Brigitte Fuchs, »Handbuch des Fliegens«, Gedichte, 175 Seiten, Hardcover mit Lesebändchen, edition 8, Zürich 2008. 12 Claudia Gabler, »Die kleinen Raubtiere unter ihrem Pelz«, Gedichte, 56 Seiten, Taschenbuch, Rimbaud, Aachen 2008. 13 Rainer Maria Gerhardt, »Umkreisung. Das Gesamtwerk«, herausgegeben von Uwe Pörksen in Zusammenarbeit mit Franz Josef Knape und Yong-Mi Quester, 544 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag, drei Faksimile-Heften der Zeitschrift Fragmente, Papphülse, Wallstein, Göttingen 2007. 14 Karl Friedrich Hacker (Hg.), el mail Tao. International Journal on Mail Art History Today, Künstlerzeitschrift, 61. Jahrgang, mit (mehrfarbigen) Beiträgen von Carla Bertola, Hendrik Liersch, Pete Spence u.a., 60 unpaginierte Blätter, edition bauwagen, Itzehoe 2008. 15 Caroline Hartge, »Wilde Brombeeren«, Gedichte, 54 Seiten, geheftete Broschüre, Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön 2008. 16 Andreas Heidtmann (Hg.), »poet. Das Magazin des Poetenladens«, 5. Ausgabe, mit Gedichten von Andreas Altmann, Dominik Dombrowski, Sylvia Geist, Synke Köhler, Swantje Lichtenstein u.a., Poetenladen, Leipzig 2008. 17 Michael Krüger, »Reden und Einwürfe«, 110 Seiten, Hardcover, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2008. 18 Axel Kutsch (Hg.), »Versnetze. Das große Buch der neuen deutschen Lyrik«, Gedichte von Andreas Altmann, Hans Bender, Crauss, Ulrike Draesner, Hans Eichhorn, Gerhard Falkner, Harald Gröhler, Franz Hodjak, Felix Philipp Ingold, Gerhard Jaschke, Thomas Kunst, Christoph Leisten, Frank Milautzcki, Jürgen Nendza, Irmhild Oberthür, Markus Peters, Hendrik Rost, Vera Schindler, Gabriele Trinckler, Günter Ullmann, Jürgen Völkert-Marten, A. J. Weigoni, Maximilian Zander u.v.a.; 328 Seiten, Broschur; Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2008. 19 Hartwig Mauritz, »biotope«, Gedichte, 56 Seiten, Broschur, Lyrikedition 2000, München 2008. 20 Frank Milautzcki (Hg.), »Das Zweite Bein«, Literaturzeitschrift, 4. Ausgabe, Sonderausgabe mit Buchvorstellungen, 64 Seiten, Broschur, eingeklebte Original-Kunstpostkarte, Verlag im Proberaum 3, Klingenberg 2008. 21 Shafiq Naz (Hg.), »Der deutsche Lyrikkalender 2009. Jeder Tag ein Gedicht«, 365 Gedichte vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, 410 Seiten, Spiralbindung, Alhambra Publishing, B-Bertem 2008. 22 Jürgen Nendza, »Die Rotation des Kolibris«, Gedichte, 64 Seiten, Hardcover, Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2008. 23 Traian Pop (Hg.), »Matrix. Zeitschrift für Literatur und Kunst«, Ausgabe 14, Gedichte von Bob Hicok, Josef Hrubý, Francisca Ricinski u.a., 118 Seiten, Broschur, Pop, Ludwigsburg 2008. 24 Günter Vallaster, »Hinter dem Buchstabenzaun. Extended Versions«, Gedichte mit Transformationen von Ilse Kilic und einem Vorwort von Fritz Widhalm, 88 Seiten, Broschur, edition ch, Wien 2008.