Punk Against Racism

Punk ist unsere Wut, Reggae macht und Mut

Punks, die ihre Instrumente beherrscht und sich lässig über Gattungsgreznen hinweg bewegen können, ohne dass es peinlich wirkt. Eine Punk-Band, die in der Graswurzelbewegung gegen die rechtsextreme Britisch National Front involviert war und zudem bei zahlreichen Musikveranstaltungen unter dem Motto Rock Against Racism auftrat. Bei einer solchen Veranstaltung wurden sie von Misty in Roots entdeckt, die unter ihrem eigenen Label die erste Single In a Rut herausbrachten.

Dann geschah das unvermeidliche, John Peel lud die Combo in seine unter Kennern sehr geschätzte Show ein. Sie beeindruckten den BBC-Veteranen mit einer gelungenen Mischung aus harten Powerchords, prägnanten Texten sowie Reggae, Dub- und Ska-Einflüssen waren The Ruts eine spannende Perspektive, die schon früh mit der Veröffentlichung der Debütsingle der Band im Jahr 1979 Früchte trug. Kurz darauf unterschrieb die Band, die von vier Schulfreunden im Westen Londons gegründet wurden, einen Vertrag mit Virgin Records. Und schon die nächste Single Babylon’s Burning erreichte die Band um Malcolm Owen, Gesang, Paul Fox, Gitarre, John Jennings, Bass und Dave Ruffy, Schlagzeug, Platz sieben der englischen Charts.

Nach der anschließenden Tour veröffentlichten sie mit Something That I Said eine weitere Single. Mit ihrem ersten Album The Crack und der Singleauskopplung Jah War konnte die Combo an die vorangegangenen Erfolge anknüpfen. Der Text von Jah War bezog sich auf Unruhen im Londoner Bezirk Southall im April 1979, bei denen es einen Toten und zahlreiche Verletzte gegeben hatte.

Ein Vertrag mit Virgin folgte, und im Juni desselben Jahres erreichte die Gruppe mit Babylon’s Burning von The Crack, das von Mick Glossop erstklassig produziert wurde, die britischen Top 10. Das Album, das im Vereinigten Königreich Platz 16 erreichte, klingt so lebendig und kämpferisch wie bei seiner ersten Veröffentlichung. The Crack stellt den Höhepunkt des politisch bewussten britischen Punk dar und ist ein perfekter Schnappschuss der innerstädtischen Atmosphäre der späten 1970-er Jahre von Rest-Britannien.

Im Frühjahr 1980 reiste die Band mit Laurel Aitken durch England und mit ihrer neuen Single Staring at the Rude Boys konnten die Ruts danach wieder einen Charterfolg verbuchen. Trotz ihrer Energie und Intensität hat sie ihre Vielfalt keineswegs aus der Ruhe gebracht – Songs wie Give Youth A Chance, Jah War und Love In Vain sind ein deutlicher Beweis ihrer Fähigkeit, Reggae-Einflüsse zu beherrschen und zu integrieren. Und obwohl sie offensichtlich sehr unterschiedlich sind, waren sie genauso beeindruckend wie ihr Punk-Material, für das sie besser bekannt sind. Tragischerweise kam alles viel zu früh zu einem jähen Ende, als Malcolm Owen seinen eigenen prophetischen Rat auf die Gefahren von Heroin auf H-Eyes nicht befolgte. Das zweite Album war in Vorbereitung, eine Amerikatour geplant und die anstehende Tour durch England bereits ausverkauft, als der Sänger Malcom Owen wegen seiner Heroinsucht immer öfter ausfiel. Mehrere Tourdaten mussten deshalb abgesagt werden und kurz nachdem die neue Single West One eingespielt war, verstarb Malcom Owen im Juni 1980 an einer Überdosis Heroin.

Auf der Zusammenstellung dieser Singles-Collection finden sich neben den bereits erwähnten Tracks sich die gleichfalls herausragenden A-Seiten In a rut, Something that I said, und West one, und auch die drei Tracks der Stepping Bondage-EP, auf der 1981 die allerersten Aufnahmen überhaupt (wieder-)veröffentlicht wurden, sowie der RUTS D.C.-Release „Different View/Formula Eyes“ rundet diese gelungene Zusammenstellung ab.

 

 

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The Punk Singles Collection, The Ruts, 2006

Weiterführend Wir verorten auf KUNO die erste Punk-LP mit dem Bananenalbum. Oder war es doch der Garagenrock? – Der Titeltrack des Albums ist der mit Abstand spektakulärste und zeitloseste Titel des Albums. Bis heute ist Blank Generation der Song, der wohl größer ist, als die Band, die ihn produziert hat. Waren die Pistols die erste Boy-Group? Gegen Fresh Fruit for Rotting Vegetables hört sich alles andere wie Pop an. – Weitere ungelöste Fragen: Die The Ruts stellen mit einem Album das Lebenswerk von The Clash? Wann hört der Substance von Punk auf? Wann beginnt der Post-Punk? Ist das bereits New Wave? Oder stellt Polyrythmik den Höhepunkt dar? Thrash Metal ist das Resulthat der Verschmelzung der Energie und Geschwindigkeit des Hardcore Punk mit den Techniken der New Wave of British Heavy Metal. Die Alben von Wire stellen in beeindruckender Weise dar, was aus Punk hätte werden können.