Wege 1. Alte Trasse

 

Sie hat sie noch benutzt: bei `ner Niederrheintour mit dem Kollegium „Das war… vier`nsechzich, fünwensechzich. Als wir nach Kapellen zogen… siemsechzich war da nichts mehr.“ Krefelder Straßenbahn „achzen`zweinachzich“: Moers erstmalig angeschlossen: Warentransporte, Textilindustrie & Agrarkräfte pendeln — wie war das? Mit Pferden wohl noch? `N Bummelzug mit Bimmel? Traditionelle: engspurige Privatkleinbahn, langsam langsam — die sich auf einmal nicht mehr rentiert? Neue Zeiten, Wirtschaftswunder, Aufschwung, Technikeuforie…

Übrig ist dieser Damm zwischen hochaufschießenden Pappeln, die säuseln kein Lied, vielleicht eine Geschichte… Der Fluchtpunkt fern & hell — sozusagen „Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung“, nur der „einsame Baum“ fehlt… Heil leuchtet lind & licht durchs Blätterwerk: ist ganz weit weg — aber da… Womöglich ist das ein feines Bimmeln? Naht sie von dort mit Tabernakel: vom Ende des Auges…

Holprig der Pfad: Baumspreu liegt wattig darüber: Pelz des Asfalts: Naturzeichen, den Bau wieder einzuholen, ihn zu brechen, zu überwuchern — vergessen zu machen… Was einst Trasse, ward Weg, ward Beet. Von rechts das Plop-Ploppen von Tennisbällen: leise, sehr leise & nahezu nicht vorhanden. Die Spieler Silhouetten auf einem imaginären Aschenspiegel: sie rennen, sie hasten, sie strecken sich — nach einem Ball, den es nicht gibt. Himmel halbblau zwischen Alleenwipfeln: auch er eine Straße, ein Weg…

 

 

***

Auszug aus: Heimat & Weltall. 2 Zyklen, von Enno Stahl, Ritter, broschiert, mit Fotoarbeiten des Autors. Zum Geleit das Konzept Orte.Wege. Pflanzen.

Weterführend

Lesen Sie auch den Artikel Perlen des Trash über 25 Jahre Gossenhefte und Enno Stahls fulminantes Zeitdokument Deutscher Trash. Eine Hörprobe von Trash me! finden Sie in der Reihe MetaPhon.