Monat: März 2009

Fisches Nachtgesang

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Das moderne humanistische Paradoxon

  Je mehr das menschliche Wesen an sich ernüchtert und enttäuscht, desdo größer wird die Notwendigkeit an es zu glauben.     Weiterführend → Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Twitteratur, eine Anthologie. Erweiterte Taschenbuchausgabe mit der Dokumentation des…

Ein epileptisches Grün

  … Heimlich schleuse ich die Wirklichkeit zurück, ein epileptisches Grün, das innere Leuchten der Worte …         Weiterführend zur Autorin → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin. Ein Kollegengespräch mit Patricia Brooks finden Sie hier.…

beuys

    Ganz Reinheit und Wiederbelebung / erklärt er dem toten Hasen die Bilder / die Igel bleiben verständnislos / wir graben uns nicht ein     *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu entkernen.…

Leben in Möglichkeitsfloskeln

  Der Zweifel ist ein lästiger, kläffender Hund, der dich auch beißen wird, wenn du ihm nicht kräftig und fest in die Augen siehst. Was aber tun, wenn dir die Kraft und Festigkeit fehlt und du noch nicht einmal weglaufen…

Das Mysterium der Sprachlosigkeit

  Die Bibliomanen führen ein zurechtgerücktes Leben. Sie haben die Schule der Beflissenheit vor Jahrzehnten verlassen und kein Interesse mehr daran, aufgeweckt und gewitzt zu wirken. Obzwar sie inzwischen weltweit in Lichtgeschwindigkeit verständigen können, leiden sie unter dem Unvermögen, sich…

Blüthenstaub

  1. Wir suchen überall das Unbedingte, und finden immer nur Dinge. 2. Die Bezeichnung durch Töne und Striche ist eine bewundernswürdige Abstrakzion. Vier Buchstaben bezeichnen mir Gott; einige Striche eine Million Dinge. Wie leicht wird hier die Handhabung des…

Gut Kirschen essen

  Wenn er nach draußen schaut, leuchten ihm die Kirschen rot entgegen. Früher sagte man, du sollst nach den Kirschen kein Wasser trinken, das gibt Magenkrämpfe. Das lag nicht an der Kombination, soviel ist heute klar. Es kam vom Wasser,…

Vom Zirpen zum Zwitschern

Das Internet ist wahrscheinlich ein kostbares Werkzeug, um unbewusste Verbindungen aufzudecken oder auch um Gespenster zum Leben zu Erwecken. Doch oft ist das Internet ohne jeden Nutzen, denn so leicht lassen sich die Gespenster nicht aufstöbern. Patrick Modiano Wenn man…

ad gloriam tvvitteraturae!

  Twitter: Textfolgen und Text-Dialoge in einer elektronisch-kommunikativen Situation unter mehr oder (meist) weniger Bekannten. In der relativen Anonymität gedeihen, falls nicht moderiert wird, rigide und allzu beliebige Äußerungen. Die Schnelligkeit der Reaktionen mögen im Falle politischer und gesellschaftlicher Aktionen…

Twitteratur

Zum Welttag der Poesie präsentiert KUNO eine neue Form für ein Erzählen in Zeiten flüchtiger Kommunikation. Am 21. März 2006 verschickte Jack Dorsey den erste „Tweet“ mit dem Inhalt „just setting up my twttr.“. Drei Jahre später erscheint die Textsammlung:…

Hyperion

  So kam ich unter die Deutschen. Ich forderte nicht viel und war gefaßt, noch weniger zu finden.     *** Friedrich Hölderlins Leben ist die Geschichte eines Einzelgängers, der keinen Halt im Leben fand, obwohl er hingebungsvoll liebte und…

Vernunft

  Wenn uns die Vernunft dabei fehlschlägt, so wenden wir uns an die Erfahrung.       *** Anmerkung der Redaktion: Michel de Montaigne ist ein analoger Blogger. Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland…

III

  Snipp. Scheibenwischer verdrängen in einem mechanischen Rhythmus Tropfen vom Glas. Entgegenkommende blenden zögernd ab. Ein rotes Licht hängt im kurzfristig bleigrau verwischten Übergang zur blauen Stunde. Es kommt näher, so scheint es. In einer Kehre bewegen sich Reflektoren in…

Von der Anekdote zur Twitteratur

  Die wahre Methode, die Dinge sich gegenwärtig zu machen, ist die, sie in unserm Raum (nicht uns in ihrem) vorzustellen (so tut der Sammler, so auch die Anekdote).     *** Walter Benjamin ist ein Großmeister des Aphorismus, in…

Small is beautiful ∙ Über den Vorläufer der Twitteratur

  Die einfachsten Dinge habe ich zuletzt lernen müssen. Daher die Schwierigkeiten (Charles Olson). Die Kontinuität der Persönlichkeit wird gewahrt von den Anzügen, die bei gutem Stoff zehn Jahre halten (Gottfried Benn). Wir sollten weniger entzückt von uns sein und…

Mikrolithen

Die Kunst, das ist ein marionettenhaftes, jambisch fünffüßiges, und – diese Eigenschaft ist auch durch den Hinweis auf Pygmalion und sein Geschöpf, mythologisch belegt – kinderloses Wesen.   Es stehe ihm der „Sinn nach Geschriebenem“, äußerte Celan Mitte der fünfziger…

Über den Aphorismus

  Ein Aphorismus braucht nicht wahr zu sein, aber er soll die Wahrheit überflügeln. Er muss mit einem Satz über sie hinauskommen.     *** Zuerst erschienen in: Fackel 264/265 33; Sprüche und Widersprüche. Karl Kraus ist eine Meister des Aphorismus,…

Babylonische Sorgen

    In meinem Hirne rumort es und knackt, ich glaube da wird ein Koffer gepackt, und mein Verstand reist ab – o wehe – noch früher als ich selber gehe.     Heinrich Heine gilt als Überwinder der Romantik.…

Kunst der Auslegung

    Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, dass er abgelesen ist, noch nicht „entziffert“; vielmehr hat nun dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf.     *** Friedrich Nietzsche ist ein Meister…

Denken und Dichten

  Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten.         Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Ein Satz aus der höheren Kritik

  Es gehört mehr Genie dazu, ein mittelmäßiges Kunstwerk zu würdigen, als ein vortreffliches. Schönheit und Wahrheit leuchten der menschlichen Natur in der allerersten Instanz ein; und so wie die erhabensten Sätze am leichtesten zu verstehen sind (nur das Minutiöse…

Fünf Frauen vor dem Abgrund

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.  

Der Künstler

  Der Künstler trägt die Zeit nicht, zwischen zwei Deckel gelegt, bei sich an einer Kette; er richtet sich nach dem Zeiger des Universums, weiß darum immer was die Urkuckucksuhr geschlagen.       *** Weiterführend → Lesen Sie auch einen Essay…

Gedanken, die um Ecken biegen

  der imagination, die im toten das ahnbare wittern läßt, wird das grab zur passage in den innenraum. aufblühen und verwelken, lieben und sterben, ekstase und askese, glut und frost sind ihr jeweils verwandte kräfte, ereignisse, zustände und prozesse, ausprägungen…

Beginnende Erkenntnis

  Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben.         *** Franz Kafka neigte zu aphoristischen Gedankensplittern und dem eigenwilligen Aneignen kollektiver, mythischer Diskurse, um einen Prozess der Selbstreflexion in Gang zu setzen, der vom…

Eure Ordnung ist auf Sand gebaut

  Eure Ordnung ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon „rasselnd wieder in die Höh‘ richten” und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: ich war, ich bin, ich werde sein!     *** KUNO nimmt Rosa Luxemburg beim Wort…

Aphorismen und Notate

  Die Qualität der Diskriminierung ist heute um Klassen besser.       *** Harte Kerne, Aphorismen und Notate von Tobias Grüterich. Edition Azur 2009 Grüterichs Aphorismen sind zornig. Wer Erbauliches und versöhnliche Weisheiten erwartet, wird von den „Harten Kernen“…

we don’t need no education

    Es gibt keinen Menschen, der nicht mehr zu lernen als zu lernen hätte.   *** Im Mai 1915 emigrierte Hugo Ball gemeinsam mit Emmy Hennings in die Schweiz, wo er zunächst in Zürich wohnte. Er tingelte mit einem…

Kurz hingeworfene, geistreiche Gedanken

  Was man sehen, hören, erfahren kann, dem gebe ich den Vorzug.     *** Der erste Aphoristiker war Heraklit von Ephesos. Überliefert sind von Heraklits Werk nur Zitate aus späteren Texten anderer Autoren. Diese Zitate bestehen oft nur aus…

Homo ludens

  Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.     *** Der Homo ludens ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine kulturellen Fähigkeiten vor allem…