Zarte Lichtstreifen zerrinnen am Himmel, wo alles leer ist. Für Sekunden hängt der Abend rot im Maul der Dämmerung, dann frisst die Nacht unten im Tal die letzten sauren Reben von den Stöcken. Reisebusse schnüffeln mit ihren gelben Lichtern über Höhenwege und Klettersteige, auf dem kantigen Mond darüber bellen verlorene Hunde wild die Tierkreise durcheinander. Vom Himmel brechen herbe starre Blüten ab und sammeln die Angst aus den Vorgärten ein. Wo der Himmel aufhört, ist eine Wand, und an der Wand lehnt ein Mann mit eingesunkenen Wangen und abstehenden Ohren. Es ist Gott, und auf der Rückseite des Photos steht ein Datum.
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In den Aufzeichnungen von Ralph Pordzik findet sich eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt, sie scheint auf besondere Weise verfügbar und dienstbar zu sein. Diese Notate entsprechen der Denkgenauigkeit der Spätmoderne, es ist Twitteratur im besten Sinn. – Lesen Sie auch einen Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.
Bereits von seinem ersten Band Verabredung mit meinem Publikum war KUNO angetan. Auf KUNO lesen Sie auch einen Rezensionsessay von Holger Benkel über Ralph Pordzik – Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.