In der Erinnerung läuft die Zeit rückwärts ab. Die hypermodernen Menschen erwachen in einer Welt, in der die Ideale der Demokratie nichts gegen Begrifflichkeiten wie Kapitalismus, Herrschaft und Macht mehr ausrichten können. Es bedarf des Organischen, wenn man nach dem Utopischen strebt. Und es bedarf der Utopie, wenn etwas Organisches abgestorben ist. Aufs Gräberfeld kann man sich zurückziehen wie ein Eremit oder auf Kosten der Selbstverleugnung eintauchen in ein Experimentierfeld für entfesselte Phantasien. Musik trägt mit ihrem transzendierenden Potenzial dazu bei, eine neue Welt zu imaginieren. Verbleibt als Schlupfloch eine Rückkehr zu den Koordinaten des Angangs. Allem Neuen liegt eine Dringlichkeit zugrunde.
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Mikrogramme von A.J. Weigoni, KUNO 2006 – 2011
Diese Bruchstücke aus der Realität sind verwandt mit den Miszellen (von lateinisch miscella ´Gemischtes`), dies ist eine Bezeichnung für eine Rubrik, unter der Kürzesttexte variierenden literarischen Inhalts veröffentlicht werden. Die Bagatellen sind der Versuch, Miniaturen gleichrangig nebeneinander aufzureihen, ein dichtes Gewebe, das seine poetische Qualitäten erst durch die Lektüre gewinnt.
Twitteratur ist eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt. Als Beitrag von A.J. Weigoni finden wir auf KUNO im Lauf der Zeit Mikrogramme, die ein feines, manchmal auch weitmaschiges Netz von Relais durchzieht: Schnittstellen, an denen zwischen Gegenständen, Wahrnehmungsperspektiven, zwischen Räumen und Zeiten hin und her gewuselt wird, und gleichzeitig zwischen verschiedenen Distanzen zum Beschriebenen.
Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.