Weltende

 

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,

In allen Lüften hallt es wie Geschrei.

Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei

Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

 

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen

An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.

Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.

Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

 

 

***

Dieses Gedicht wurde am 11. Januar 1911 in der Berliner Zeitschrift Der Demokrat erstmals veröffentlicht. In dieser Zeit waren die Ansichten des Impressionismus noch weit verbreitet, das Gedicht markiert somit einen neuen Abschnitt in der Literaturgeschichte.

Formal ist das Gedicht konventionell gehalten. Es besteht aus zwei jeweils vierzeiligen Strophen. Das Metrum in der ersten Strophe besteht aus einem jambischen Fünfheber und weist einen umschließenden Reim (abba) auf. Die zweite Strophe besteht ebenfalls aus jambischen Fünfhebern, die jedoch hyperkatalektisch mit weiblicher Kadenz sind. Ein weiterer Unterschied zur ersten Strophe ist der Kreuzreim (abab), der entsprechend der Kadenz weiblich, also zweisilbig ist. Die Verse stehen unverbunden hintereinander, sie reihen sich, man nennt dies Reihungsstil. Dabei bildet jeder Vers eine Sinneinheit, außer Zeile fünf, bei der das Zeilenende überschritten wird

In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich das Weltende mit ungewöhnlichen Bildern: Bürger haben spitze Köpfe, Dachdecker „gehn entzwei“. Nur die steigende Flut ist ein Bild, das zumindest der judäo-christlich geprägte Leser erwarten würde, doch dieses realer erscheinende Bild wird nur durch ein Medium vermittelt, während die Verse davor eine unmittelbare Schilderung boten.

Die Flut wird in der zweiten Strophe wieder durch ein ungewöhnliches Bild aufgenommen: Die Meere hupfen. Gleichzeitig wird den Meeren eine Intention unterstellt, nämlich „dicke Dämme zu zerdrücken“ (Stabreim). Der dritte und vierte Vers setzen wieder den Reihungsstil aus der ersten Strophe fort. Dabei kontrastiert der „Schnupfen“ mit dem Szenario, dass Eisenbahnen von den Brücken fallen.

In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich das Weltende mit ungewöhnlichen Bildern: Bürger haben spitze Köpfe, Dachdecker „gehn entzwei“. Nur die steigende Flut ist ein Bild, das zumindest der judäo-christlich geprägte Leser erwarten würde, doch dieses realer erscheinende Bild wird nur durch ein Medium vermittelt, während die Verse davor eine unmittelbare Schilderung boten.

Die Flut wird in der zweiten Strophe wieder durch ein ungewöhnliches Bild aufgenommen: Die Meere hupfen. Gleichzeitig wird den Meeren eine Intention unterstellt, nämlich „dicke Dämme zu zerdrücken“ (Stabreim). Der dritte und vierte Vers setzen wieder den Reihungsstil aus der ersten Strophe fort. Dabei kontrastiert der „Schnupfen“ mit dem Szenario, dass Eisenbahnen von den Brücken fallen.

Weiterführend → Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.

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