Ich puste mit meinem Rosenmund hymnenweiche Zuckerwolken, Qualm sagst du, sei ungesund, es solle doch mein Welterglühen nicht an Zigaretten untergehen.
Siehst du nicht, den fliederfarbenen Mutualismus aus dieser Blüte gepaart mit meinem Rauch in dieser zartgefärbten Welt in Regenbogenfarben, Tropfen glitzern in der Sonne, brechen das Licht, das Blau verschmilzt mit dem Weiß nun zu einem trockenen Rauchblau, Momente, die ich einfangen will, nach ihnen greifen, sie festhalten, während die Herbstzeitlose am Ufer neben den Heidelbeeren blüht. Eine Schwade entfleucht meinem Mund, sie zeichnet dampfende Kringel an den Himmel, die zu Schäfchenwolken verschmelzen, du verziehst dein Gesicht, kannst keine Augenblicke erhaschen, sie nicht zu Meeren wallen lassen, in denen du getragen wirst.
Du schimpfst, über den Fussel auf meinem Pullover, den Radfahrer, der zu schnell fährt sogar angesichts der Insekten im Wald. Ich will dich zu einem Ameisenhaufen führen, du lehnst dankend ab, also erzähle ich dir von der Tour de France durch Wiesbaden, male dir eine Flut aus Flusen, in der du watteweich in Farben tauchen, auf Samt dich treiben lassen kannst in funkelndem Licht, das von Silberfäden gebrochen wird. Doch meine Worte verhallen, werden vom Wind hinfort getragen, gipfeln in den rot-gelben Kronen der Birken, blicken nieder auf dein Antlitz, wenden sich ab, schwirren umher und tanzen einen Reigen auf der zart-herbstlichen Lucht.
Wenn du deine Haare einen Zentimeter kürzer sowie einen Pferdeschwanz trügest, stiegest du zu meiner Traumfrau auf, sagst du. Die Vorstellung, du begäbest dich in die Gefilde der Leidenschaft, sollte meine Frisur minimal an Länge verlieren, amüsiert mich. Du bemerkst mein Schmunzeln nicht, so versuche ich erneut dir mit Wortspielereien den Zauber der Natur darzureichen: Willst du noch einen Blick auf den Abendhimmel werfen, dem Rascheln der Gräser lauschen, der Sinfonie des Bach-Laufes, der im Largo spielt.
Du solltest mehr schlafen, eine Frau benötigt ihren Schönheitsschlaf, sagst du, außerdem wolle er doch gemeinsam zu Bett gehen.
Vernimmst du nicht die Stille der Nacht, ihr Rauschen, die funkelnden Lichter, in Schwarz getaucht, die Muse, die anklopft, um Einlass bittet, um Kunstwerke zu kreieren?
Ach, wärest du nur fusselfrei, mit Pferdeschwanz, Schlaf und ohne Zigaretten, könnten wir ein Traumpaar sein, sagst du.
Nun wird es Zeit zu gehen, sage ich, sammele meine Worte von den Bäumen, vernehme, wie die Sinfonie, infolge der abendlichen Triolen der Vögel, zu einem Fortissimo anschwillt und labe mich an meinem fabelhaften Heimweg.
Weiterführend → Anja Wurm, sizzierte, warum Netzliteratur Ohne Unterlaß geschieht. Vertiefend ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.