Monat: September 2011

Gedankenstrich

  Versichert sein; ein heilsames Konstrukt, an dem erstaunlich Wenige Zweifel haben, als ob man sich die Versicherung bildlich, stofflich, tatsächlich je vorstellen könnte.     *** Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend → Lesen Sie auch das…

Gedanken, die um Ecken biegen

  todesgedanken bei dichtern sind oft auferstehungsgedanken und apokalyptische visionen der umgekehrte ausdruck eines, bewußten oder unbewußten, verlangens nach einer besseren gegenwärtigen und realen welt, ihrer utopien, ihres kulturidealismus und glaubens.     *** In Vorbereitung: Gedanken, die um Ecken…

das ornament als zeichen

  Der moderne mensch, der das ornament als zeichen der künstlerischen überschüssigkeit vergangener epochen heilig hält, wird das gequälte, mühselig abgerungene und krankhafte der modernen ornamente sofort erkennen. Kein ornament kann heute mehr geschaffen werden von einem, der auf unserer…

Teilnehmer

  Vier- bis fünfmal im Jahr, hatte Herr Nipp sich vor Jahren gesagt, würde er fortan sein Wissen, seine grundlegenden Kenntnisse in Form von wohl durchdachten und kalkulierten Kursen an andere weitergeben. Gut, meist war es dann doch bei zwei…

Rapsodie für Rahsaan

Jazz is not dead, it just smells funny Frank Zappa Wie verschieden Literatur in unterschiedlichen Medien funktioniert, zeigt A.J. Weigonis Rapsodie für Rahsaan. Zum einen als Novelle, die nun in Cyberspasz, a real virtuality erschienen ist. Aber auch als Hörspiel…

Magische Zeitreise durch das Banat

  Der Prosaautor und Lyriker Johann Lippet (Jahrgang 1951) hat seit seiner Ausreise 1987 aus Rumänien mit einer Reihe von Romanen, Erzählungen und Gedichtbänden wie auch einer „Chronologie einer Bespitzelung durch die Securitate“ der schriftstellerischen und poetischen Aufarbeitung seiner späten…

Twitteratur

  Schon die ersten Sonnenstrahlen heizen das Zelt in unglaublicher Geschwindigkeit auf, wie wird es sein, wenn ich heute Abend zurückkomme.        *** Eine Vorschau auf: Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Gleichfalls zu Lektüre empfohlen → Zu…

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  in Herbsten rettet einem eine Kastanie das Rest Sonnen Licht eines herben Sommers   sich entlieben neu blättert der alte Wind in den Baum Wipfeln Verdacht auf Schnee hinterm Haus so wirst du wieder jung in Herbsten rettet  …

Das Quantensystem

  Das Quantensystem reflektiert sich nun selbst, es würfelt sich selbst und wird umgekehrte Messapparatur, es existiert also durch sich selbst, es ist sich selbst transzendent, könnte man sagen, und solche Absurdität von Autopoiesis ironisiere ich.     *** Weiterführend →…

Klang

  Unglück gibt einen tiefen Klang in einem tüchtigen Gemüt.       *** Für Theodor W. Adorno war Eichendorff „kein Dichter der Heimat, sondern des Heimwehs im Sinne des Novalis, dem er nahe sich wußte.“ In seinem Essay Zum Gedächtnis…

Einem Kritiker

  Das größte Maul und das kleinste Hirn, wohnen meist unter derselben Stirn.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky hier und eine weitere Würdigung hier. Weiterführend…

Diaphan

  ohne den Ton anzugeben Nachrichten aus der Welt der Fiktion senden auf Bilder reagieren & Zeichen lesen   Durchkupplung im horizontalen & vertikalen Denken verknoten sich Zeitachsen   verrætselt + mit Anspielungen versehen Absicht liegt in wenigen Worten &…

Wasserkur

Als Schirmherr wird eine Persönlichkeit oder eine Organisation bezeichnet, die mit ihrem Namen eine Veranstaltung oder eine gemeinnützige Organisation unterstützt. Wenn jedoch Schirmfrauen die tragbare Bedachung in die Hand nehmen, kommt etwas gänzlich anderes dabei heraus. Die raumbezogene Videoinstallation von…

à la carte

  Ein Künstlerroman? Soziologische Betrachtungen? Oder doch ein Krimi? Vielleicht Science-Fiction oder Satire? Nun, von allem etwas, der Roman von Michel Houllebecq lässt sich nicht mit einem einzigen Etikett versehen. War es bei seinen früheren Romanen, wie Elementarteilchen oder Die…

FUNDBÜRO

  VERLORENE GEGENSTÄNDE. Was den allerersten Anblick eines Dorfs, einer Stadt in der Landschaft so unvergleichlich und so unwiederbringlich macht, ist, daß in ihm die Ferne in der strengsten Bindung an die Nähe mitschwingt. Noch hat Gewohnheit ihr Werk nicht…

Kunstlosigkeit

  Kunstlosigkeit ist die Grundbedingung aller Kunst.       *** Henry David Thoreau gilt als Schriftsteller auch in formaler Hinsicht als eine der markantesten Gestalten der klassischen amerikanischen Literatur. Eine Einführung in Leben und Werk von Gerhard Gutherz findet…

Ein Cranger-Cirmes-Crimi

Vor 10 Jahren erschien der richtige Crimi zur falschen Zeit Barbara Ester und A.J. Weigoni geben der Sprache der Straße im 21. Jahrhundert eine künstlerische Form. Sie siedeln ihren Gossenroman auf der Cranger Kirmes in einem hysterischen Trubel an und…

Radioandacht

  Den ganzen Tag lief normalerweise das Radio, nur wenn es wirklich zu viel wurde, machte er es auch schon mal leiser, der Konzentration geschuldet. Heute in jeder Sendung Rückschau auf den 11. 9. 2001. Zehn Jahre, viel Pathos, viele…

Zeitzeichen

Vorbemerkung der Redaktion: Wer an nine/eleven denkt, dem kommen die Bilder des penetrierten Pentagons oder der brennenden Türme an der Wallstreet in den Sinn. Die Künstlerin Almuth Hickl erinnert an den 11. September 1973. Am 11. September 1973 putschte das…

Der Krieg I

  Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand. In den Abendlärm der Städte fällt es weit, Frost und Schatten…

MAULhURE

  Doch, es gibt sie noch, die kritische Subkultur, die nicht nach hohlem Starkult lechzt, sondern bei der es um Inhalte geht. Die an die Kraft der Kunst glaubt und die Kunst nicht nur als Neurosenträger mißbraucht. Hier sind sie…

Sein und Werden – Über Wechselwirkungen gegensätzlicher Grundlagen des Lebens / der Welt

Das Notwendigste, was die Welt braucht, um glücklich zu werden, ist Einsicht. Bertrand Russel (1872 – 1970)   Eine berechtigte Frage an Kinder und Jugendliche, um sie aus dem satten und unbeschwerterem DaSein der Anfangsjahre in den streckenweise Hunger zu…

Die Sehnsucht, den Zeitfluss zu beherrschen

Den Liedern lausch’ ich, dem Wogenspiel Im sonnigen Linz am Rhein, Und leis‘ erzählen der Mähren viel Die Berge, die Reben, der Wein. Nichts schön’res weiß ich zu dieser Stund‘, Als dich zu grüßen mit Herz und Mund. (Anonymus) Vergangenheit…

Sich hineinbegeben, nicht von sich sprechen

Ilse Aichinger  beherrscht die Kunst, Literatur zu verfassen, die sich selbst zum Verschwinden bringt. In ihrer Poetik des Absurden verschlingen sich Wahrheit und Lüge, Melancholie und Witz, Trauer und Ironie, Lakonik und Übertreibung, sodaß man als Leser nie weiss, ob…

Vage Begleitungen

    Tödliche Fremdheiten aufgesessen dem täglichen Brot Unerforschbare Lebenseinheiten wandernd auf Wimpern von Eintagsfliegen Blitze gerichtet aus Nanoaugen auf Knochengehäuse (von Denkern) Sie leiten ein Gehen, vorbei am Verschwinden, vorbei am Bleibeverbot     Weiterführend →  Lesen Sie auch das…

Selbstausbeutung

  Du bist es, der sich mehr hingibt, als der Andere es will.     *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend für diesen Begriff…

regel gerächt

  mit friedensangeboten handeln sie die unzerstört offenbar zu kostspielig in bereits vergebenen revieren warten   rechts freiheit im krisengebiet verspricht geschäftserfolge bei vernichtung der konkurrenten   nach gefallenen und zivilopfern rohstoffen und gebietseinnahmen bemessen sich ihre blutigen siege  …

Bibliothek der vergessenen Bücher

  Das Merkwürdige an Wiederentdeckungen ist, dass sich so wenige wundern, warum jemand überhaupt in Vergessenheit geraten ist…in der heilsamen Unruhe verbleibt die Namenlosigkeit des Gemurmels.       *** Mikrogramme von A.J. Weigoni, KUNO 2006 – 2011 Diese Bruchstücke…

Triebkrieg

  Augen blitzen Dein Blick knallt auf Heiß Läuft das Bluten über mich Und Tränket Rinnen See. Du blitzst und blitzest. Lebenskräfte Lodern Moder wahnet um Und Stickt Und Stickt.     *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec…