mit Ludmillus, Haimo Hieronymus und Eva Kurowski
Der Minnesänger Ludmillus erfreut die Herzen seines Publikums mit mittelalterlicher Musik und galanter Unterhaltung. Dieser Barde pflegt die hoch ritualisierte Form der gesungenen Liebeslyrik. Die Tradition seines Liedgutes reicht zurück in das Jahr 1150. Die im Minnesang gepflegte Version des Hochdeutschen ist der Versuch einer ersten gesamtdeutschen Literatursprache. Der neuzeitliche Barde reist mit seiner Cister “Nelly” und drei Hörbüchern im Gepäck durch die Lande, auf daß sowohl dem einfachen Volk, als auch den Edelleuten in Nah und Fern die Augen und Ohren offen stehen bleiben. In der Tradition von Walther von der Vogelweide singt Ludmillus Lieder der gleichberechtigten Liebe oder schildert erotische Erlebnisse.
Haimo Hieronymus treibt in »Die Angst perfekter Schwiegersöhne« ein vertracktes Spiel. Zwischen Selbst-Befragung und schwarzen Sarkasmus entlarvt er das äußere Bild als Schema, die Oberfläche der Haut als verletzbare Hülle des Eigentlichen. Schreibens sucht er nach den gesetzten Normen und weiß, dass man sie nicht überschreiten muss, um Grenzgänger zu werden. Herr Nipp sucht in einer entgrenzten Welt Grenzen in sich. Es bleibt eine Vorstellung, die betreten werden kann. Man kann diesen Raum durchschreiten, die Welt da draußen vergessen, sich einfach auf die Situation einlassen, mit eigenen Bildern, den Gerüchen und dem leicht gedämpften Klang der Außen- und Innenwelt. Im Zeitalter der kulturellen Globalisierung und Traditionsverschiebungen bleibt der Mensch als strauchelndes Wesen auf den Straßen der Zivilisationen zurück und sucht nach den Bruchstücken seiner selbst.
Eva Kurowski ist eine Kartographin des Ruhrgebiets, das sie so detailgetreu nachzeichnet, daß das Abbild mit der Wirklichkeit deckungsgleich wird, um alsbald in dieser zu zerfallen. »Gott schmiert keine Stullen« besteht aus Simulakren, aus quasi parodistischen Nachahmungen des wirklichen Lebens, wir treffen Edelkurt, Jerko, Fasia und Helge Schneider, also lebensechte Menschen aus der Region. Bei dieser sozialistischen Kindheit im Ruhrgebiet ist niemand gleichgeschaltet. Jeder lebt sein Drama, jeder ein anderes. Eva Kurowski weiß es, und sie gestaltet diese Dramen ebenso gewaltig wie zart. Ihre halluzinativ genaue Wiedergabe von Geringfügigkeiten, in deren Verkettung ein Ort und eine Zeit decodierbar werden, macht sie zur Post-Pop-Autorin, einer Heimatdichterin fern aller Folklore und eine Reiseschriftstellerin im eigenen Hinterhof. „Im Hinterhalt des Alltags sind wir verlorene Kinder“, scheint es immer wieder aus dem Subtext von »Gott schmiert keine Stullen« zu raunen. Doch haben einige die Chance, das Ganze selbstbestimmter zu bestehen.
6. März 2012, Einlass: 20.00 Uhr, Beginn. 20.30 Uhr.
mit Ludmillus, Haimo Hieronymus und Eva Kurowski (begleitet durch Hartmut Kracht).
im (LCD) im Salon des Amateurs, Grabbeplatz 4, Düsseldorf
Gefördert von der Kunststiftung NRW e.V.
Moderation: A.J. Weigoni