Bitte ORNTLICH malen

Zur Hysterical Media Art Exhibiton „Freitag der 13.“ im Kunstverein Dortmund.

Das Publikum gestaltete sich als quasi ausgewählt, man kannte sich und den Rest lernte man kennen. Trotz des überirdisch blauen Lichts eine sehr intime Atmosphäre. Vor allem aber gute Arbeiten. Zwischendurch musste man allerdings draußen eine Pause machen, damit man normales Sehen ermöglicht.

Zur Erläuterung der Arbeit „Bitte orntlich malen“, einem runden Tisch mit alten Schulstühlen, einer Plastikdose mit Buntstiften und einem Stapel Zeichnungen zum Ausmalen der bei liegende Text:

„Bitte ORNTLICH malen“

Kannst du dich noch erinnern? – Damals, wenn es bei Oma oder Opa, bei Onkel oder Tante, beim heimlichen Geliebten der Mamas oder des Papas (vielleicht auch umgekehrt) allzu langweilig wurde, damals haben sie dir immer das fast schon vollgemalte alte Malbuch in die Hand gedrückt, nebst halbabgenagter Buntstifte. Dann durftest du, nein eigentlich musstest du die Bilder ausmalen, hübsche Osterhäschen oder Blumen, drollige Kinder oder gestreifte Bälle. Schön ordentlich  – es sollte ja auch hinterher hübsch aussehen und vor allem sollte es auch lange dauern, damit sich niemand weiter um dich kümmern musste. Außerdem solltest du erzogen werden – was sieht schön aus, was nicht. Alles Ordentliche war schön, alles Gekritzel war hässlich, ganz einfach.

Siehst du – genauso ist es jetzt auch.

Du bist mitgeschleppt worden zu dieser Ausstellung, dabei würdest du dir viel lieber irgendwo ein frisches Bier trinken oder mit deinem Partner, deiner Partnerin im Bett liegen oder beides. Du fragst dich, was du hier verloren hast. Ja, du hast Recht, Kunst ist langweilig und völlig unverständlich. Kunst bewegt sich nur in ihren eigenen Bahnen und hat mit dir nichts zu tun. Oh man, was also tun?

Hier am Tisch darfst du dir EIN Bild ausmalen, wie früher – aber bitte orntlich, es soll ja gut aussehen und außerdem willst du die Wartezeit überbrücken. Wenn du dann fertig bist, kannst du das Bild signieren und auch  vom Künstler signieren lassen (das kostet allerdings zwischen zehn und zwanzig Euro, je nachdem, wieviel dir das wert ist). Du kannst letzteres aber auch sein lassen, dann hast du das Bild ganz kostenfrei (Aber: Geschenkte Kunst ist umsonst.).

Wenn du das alles geschafft hast, ist das deine vielleicht erste künstlerische Kooperation und gleichzeitig bist du Teil einer Installation und Performance. Hast du es schon gemerkt, schon alleine mit dem Lesen bist du selber zum Künstler geworden! – Endlich hast du Kunst verstanden.

 

 

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch den Essay über den Wandel des Museums.