Die 20. Huntenkunst 2012 in Ulft bestach durch zwei Faktoren, egal, was auch alles zu bemängeln ist: Rund 200 ausgewählte Künstler einerseits, die meist solide Qualität, teilweise sogar herausragende Arbeiten zeigten. Künstler mit meist gesundem, manchmal auch abstrusem Humor (Hierauf wird in Nachklapp III eingegangen). Die fantastische Ausstellungshalle (SSP – Halle) andererseits, eine aufwändig und doch sensibel restaurierte alte Fabrik, der man noch immer ansehen kann, wie hier gearbeitet worden ist. Durch maßvolle Eingriffe entsteht ein Nebeneinander von moderner Beleuchtungs- und Veranstaltungstechnik und dem Maschinen- und Arbeitscharakter vergangener Schwerindustriekultur. Eine gute Atmosphäre für die Präsentation einer Künstlermesse.
Wieder hat Harry Schenning mit seinem Team eine gute Arbeit geleistet, die Idee der Huntenkunstmesse mit neuem Leben gefüllt. Wenn man sich in den letzten Jahren an Doetinchem gewöhnt hatte, so ist nun mit der SSP – Halle in Ulft ein guter Ersatz für den alten Pferde – und Viehmarkt gefunden.
Im Nachklapp sollen exemplarisch einige Künstler vorgestellt werden, die der Betrachtung lohnen.
Suter und Bult ist ein Künstlerduo aus der Schweiz.
Die in Form und Farbe auf das Nötigste reduzierten und raumgreifenden Arbeiten fallen in der sonstigen Buntheit und oft allzu gewollt zur Schau gestellten Eigenwilligkeit des Formstrebens auf. Während einige Künstler mit dem durchaus manchmal peinlichen Habitus des Neuerfinders der Moderne vor den Besuchern hin und her springen und mehr sich als ihre Arbeit präsentieren, waltet bei Suter&Bult fast schüchterne Zurückhaltung. Das Duo schlägt hier leise Töne an. Die Außenwand der Koje ziert ein Bogen aus Stahl und Gips, präsent und doch leicht. Kein Handgriff bleibt hier verborgen. Wo die peinlichen Kunsthandwerker alles zu verstecken suchen, bleibt hier alles nicht nur offen, sondern wird Teil der Ästhetik. Jeder kann hier alles über die Prozesse erfahren oder erschließen. Der Gips ist weiß mit Rostspuren, der Baustahl ist einfach rostig und zeigt diverse Gipsflecken. Obwohl hierdurch angenehm zurückhaltend, erobern die Objekte in der Koje den Raum hinter den Augen. Spätestens beim zweiten Rundgang haben sich diese archetypischen Formfragmente im Hirn eingebrannt und es entsteht nun ein Quasi-Dejavu – Effekt. Ganz lakonisch sagen die Künstler in ihrem Katalog „Suter und Belt – Objekte“ auf der Suche nach Spuren von Geschichte er-finden wir immer wieder Neues und kreisen doch gleichzeitig um das Alte.“ Einfache Architekturelemente oder Anleihen bei kultischen Objekten meint man vielleicht zu sehen. Nicht von ungefähr entstehen auch Assoziationen zu den futuristischen Architekturentwürfen eines Antonio Sant´Elia. Die Plastiken sind einerseits erdgebunden und doch ein ganzes Stück visionär. Die Objekte könnten wesentlich vergrößert vorgestellt werden, als Male in einer Ödlandschaft und tatsächlich finden sich im Katalog auch solche Versuchsanordnungen mit über zehn Metern großen Arbeiten in der Landschaft, in Gruben und Brüchen. „Wir beschäftigen uns mit Form, Raum und dem Gleichzeitigen und Ungleichzeitigen.“
Durchaus können sich sich Überlegungen nach Transzendenz und einer völlig geradlinigen Spiritualität einstellen. Aber halt, hier geht es nicht um Esotherik. Fragilität und Statik, Leichtigkeit und einfaches Material zeigen sich neben einfacher Form und zurückhaltender Farbe als zentrale Begriffe. Aber auch die Funktion des Raumgreifens, der erlebbaren Haptik. „Die Nichtfarbe Weiß spielt in unseren Arbeiten immer wieder eine zentrale Rolle und hebt sich von den verwendeten Erdfarben wie Rostbraun und Aschgrau ab.“ Gerade dieses eigenständige Lavieren zwischen den Formvorstellung von Minimalismus, Landart und Futurismus macht den Reiz dieser Arbeiten aus.
Die Künstler Christiane Bult (*1957) und Pascal Suter (*1962) arbeiten seit 1997 zusammen, sie entwerfen und bauen ihre Projekte gemeinsam. Das Künstlerduo hat eine gemeinsame, eine ruhige Sprache gefunden, die im Verdacht steht, süchtig zu machen.