Somebody was trying to tell me that CDs are better than vinyl because they don’t have any surface noise.
I said listen mate, life has surface noise.
John Peel
Cousine K. hatte nicht nur einen ganz eigenen Zugang zu Pop:
»Die Engländer sind Piraten. Die haben schon immer bei fremden Kulturen geräubert, daher sind die Pilzköpfe auch nichts weiteres als elendige Plagiatoren!«
K. hatte als Jägerin verlorener Vinylschätze selbstverständlich als erste einen tragbaren Plattenspieler auf dem nicht nur 7″-Singles abgespielt werden konnten, sondern auch LPs!
An den Sommerabenden am Strand von Langeoog konnten wir so ganze Plattenseiten durchhören. Unsere Sehnsuchtshymne stammte selbstverständlich von dem genialen Pet Sounds-Album der Beach Boys: Wouldn’t it be nice if we were older / Then we wouldn’t have to wait so long.
That’s one small step for a man, one giant step for mankind
Im Jahr der Mondlandung warteten wir daher eher nicht auf Major Tom, sondern weiterhin auf das pompös angekündigte Meisterwerk Smile.
Es lies auf sich warten; much too long.
Als Trostpreis verblieb uns die 7″-Single Good Vibrations, die ich K. als meine erste Neuerwerbung hostiengleich auf den Plattenteller legte. Wir waren elektrisiert bis in die Schamhaarspitzen. Und hofften auf eine Teenage Symphony to God, die den Irrtum Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band endlich richtig stellen sollte.
Vergeblich.
Our own private Mixtapes
Die Aufnahmen von Smile versanken in den Archiven. Einzelne Stücke wurden auf Smiley Smile, Wild Honey und Sunflower veröffentlicht. K. und ich schicken einander Compact-Cassetten, auf denen wir den mutmaßlichen Mix des ausführenden Produzenten Van Dyke Parks nachzuvollziehen versuchten.
Wiederholt vergebens.
Es gibt nur eine Borussia
Nachdem ich meine Examensarbeit Punk–Nekrolog auf eine Bewegung abgeschlossen hatte, glaubte ich, den äußersten Rand der Pubertät hinter mich gebracht zu haben … Da entdeckte ich zufällig bei Künstlerfreund Peter Meilchen (mit dem ich nicht nur die Liebe zur wahren Borussia teilte) das Boxet The Capitol Years. Spätestens dies war der Beginn einer wundervollen Freundschaft.
Völlig einverstanden damit, dass es – mit einer Ausnahme – nur verunglückte Songs zu Fußballteams geben kann, waren wir uns überdies darin einig, dass die Realisierung des verschollenen Meisterwerks der Beach Boys nur eine Frage der Zeit sein könne.
Abermals vergebens.
Eine Generation später
Smile war ein Versprechen. Eine Generation später wird es eingelöst. Selbstverständlich auf Vinyl. Und in Mono. Da der tragbare Plattenspieler von Cousine K. nicht mehr existiert, sitze ich mit dem Plattensammler Haimo Hieronymus in seinem Atelier der Werkstattgalerie Der Bogen. Wir haben im Gedenken des Künstlers Meilchen eine Flasche Paul Mas dekantiert, und spätestens das Herausnehmen der LP aus dem inner sleeve erinnert mich daran, wie ich den BH der ersten großen Liebe aufgehakt habe. Die Nadel gleitet sacht in die Rille, und ich habe, wie ma dat em Rheinland so schön sagen tut, »Pipi in die Augen«.
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