Anfang der 80er waren erstmals Farbkopierer in den Copy-Centers der europäischen Großstädte verfügbar und die zuvor vorallem im Umfeld von Universitäten vorhandenen Copyshops lösten auch in kleineren Städten wie Mülheim an der Ruhr die preiswerten Sofort-Offsetdruckereien ab. Zwar war das Farbkopieren mit 5,– DM pro DIN A4-Kopie ein eher teueres Vergnügen und selbst für DIN A3 in Schwarzweiß musste man mindestens 50 Pfennige zahlen, aber für jemanden, der wie ich Kunst mit den Geräten fabrizieren wollte, erschien es als eine gute Investition mal eben 50 DM für einen Stapel experimenteller Bilder auszugeben. Ölfarben und Leinwände gab es ja auch nicht geschenkt.
Es machte unglaublichen Spass und war vorallem ein aufregendes Entdecken von immer neuen Möglichkeiten – optimal, um zu lernen und zu forschen, und ebenso gut dazu geeignet, sich buchstäblich in all den Optionen zu verzetteln.
Aber alles in Allem: Was für für Medium! Ohne die ganze Umständlichkeit der Fotografie und der vorherigen druckgrafischen Techniken. In diesen unscheinbaren Kopierautomaten tanzte Gutenberg mit Daguerre den Rock’n’Roll. Fotografie und Druck in Einem und in Echtzeit, das hat es noch nie zuvor gegeben. Erst kam die fotochemische Blitzkopie, dann das ähnliche Polaroid-Sofortbild und dann die, auf rein physikalischer Basis funktionierende Elektrofotografie, besser bekannt als Xerografie.
Eine kleine Auswahl von Informationen zur Geschichte, Technik und Kunst der Fotokopie findet man auf diesen Webseiten. Im Makroscope e.V., (Friedrich-Ebert-Str. 48, 45468 Mülheim an der Ruhr), werden verschiedene Copy-Workshops angeboten. Interessiert? Dann senden Sie eine E-Mail an info(at)urbons.de.
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Den Weg vom automatischen Fotokopierer zur Elektrografie, die künstlerischen Anwendung als Copygraphy, Copy art + Electrography, die Differenz zwischen analogen und digitalen Bildern, beschreibt dieser Hörfilm in der Reihe MetaPhon. Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de
Blitzkopie: Auszüge aus einem Interview mit Dr. Edith Weyde 1988
Xerografie: Erstes Remake des Astoria-Experiments zum 70jährigen Xerografie-Jubiläum 2008
Chester F. Carlson: Ein ausführlicher Lebenslauf bei Wikipedia