Die große Zeit der Druckgrafik waren die 1910er und 1920er Jahre. Holz- und Linolschnitte waren die einfachste und günstigste Methode, Bücher und Zeitschriften zu illustrieren. Die vielen Literatur- und Kulturzeitschriften, die im Expressionismus allerorten aus dem Boden schossen, wurden durch Künstler wie Frans Masereel oder die Kölner Progressiven Franz Wilhelm Seiwert und Gerd Arntz mit einem charakteristischen Erscheinungsbild versehen.
Seit Fotografien billig und problemlos reproduziert werden können, verschwanden die klassischen Druckverfahren aus der Gebrauchsgrafik und durch die Einführung des Siebdrucks wurden Stein-, Holz- und Linoldrucke auch in der Bildenden Kunst rar.
Rainer Aring, Beuys Schüler, der nun zum zweiten Mal mit einer Ausstellung in der Galerie amschatzhaus vertreten ist, hat sich dieser zu Unrecht stiefmütterlich behandelten Verfahren schon seit vielen Jahren angenommen. Vor allem an der Folkwangschule für Gestaltung hat Aring das Handwerk der Druckgrafik in den 1970er Jahren gelernt und praktiziert.
In seiner aktuellen Schau „crossover“ beweist er, wie sich den traditionellen Druckmethoden eigene ästhetische Reize abgewinnen lassen; dies vor allem durch seine Experimentierfreudigkeit, die aus seinen Zeichnungen heraus entwickelten Ikonografien in die Klarheit der Konturen einer Druckgrafik umzusetzen.
Geprägt sind seine neuen Arbeiten insbesondere auch durch die voluminöse Sättigung der Farbflächen. Bei Aring steht zumeist die menschliche Figur im Zentrum der künstlerischen Gestaltung, es handelt sich um hintergründige Posen und Gesten, die oft mit groteskem Humor in Szene gesetzt werden. Bei Rainer Arings experimentellen Druckgrafiken führt gerade die Auseinandersetzung mit dem zentralen Thema „Mensch“ zu ausdrucksstarken Arbeiten mit faszinierenden Kompositionsmöglichkeiten. Aring, der auch ein überaus begabter Zeichner ist, erweist sich hier als Meister der figurativen Darstellung, seine Holz- und Linolschnitte, die bisweilen noch mit Collage- oder Aquarelltechniken überarbeitet wurden, bleiben stets rätselhaft, aber nie unzugänglich. Sie üben im Gegenteil eine starke Attraktion auf den Betrachter aus, scheinen an sein Unbewusstes zu appellieren. Traumszenen geraten ins Bild und Unnennbares.
Vernissage am 8. September 2012. Beginn um 16.30 Uhr.
Ausstellungsdauer: 08.09. – 27.10.2012
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