Schultasche

 

Den Namen Hans Trummer nehme ich erstmals bewußt wahr während der Lektüre von Gerhard Jaschkes Weltbuden-Büchern, die ich im Mai 2012 lese. Umgehend bestelle ich den Roman Versuch, sich am Eis zu wärmen, reiße ihn förmlich aus der Verpackung, lese, lese, lese und finde darin eine Stelle, die in wenigen Zeilen ganz, ganz viel von dem zum Ausdruck zu bringen vermag, was ich seit jeher zum Leben denke und empfinde, indem sie etwas höchst Bewundernswertes beschreibt, das ich – jammerjammerschade – nie zu tun wagte:

Ein anderer Schüler, der Sohn eines Freiherrn und Mittelschullehrers, wurde mindestens einmal in der Woche in die Schule getragen, weil er sich weigerte, zu gehen. Er war ein zartes und blasses Kind. Durch seine Haut schimmerten die blauen Adern auf seiner Stirn und an seinem Hals. In einem Halbjahr mußten für ihn ein halbes Dutzend neuer Schultaschen samt Inhalt angeschafft werden, weil er sie, wenn er den Schulweg unbeaufsichtigt zurücklegte, von der Grazer Brücke in die Mur warf.

 

 

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Hans Trummer, Versuch, sich am Eis zu wärmen, Roman, 292 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1979.

Weiterführend Ein Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer.

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.