Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat Der Bogen in Arnsberg immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Von den Materialbüchern des Jürgen Diehl über die Schland-Box von Peter Meilchen bis hin zu Haimo Hieronymus’ und A.J. Weigonis Erkundungen über die Möglichkeiten der Linie zwischen Schrift und Zeichnung findet sich eine Vielfalt des Ausdrucks, die ihresgleichen sucht. Schenken ist in unserer Überflußgesellschaft nicht einfach. Meistens haben die Kollegen längst die Dinge, die Angehörigen oder Freunden einfallen, wenn sie über Gaben für den Weihnachtstisch nachdenken. Die Wahl fällt auch schwer, weil so viel Schund auf den Markt kommt. Gerne hebe ich drei gelungene Schnitzarbeiten heraus:
I
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts muß man keinen Falken mehr verzehren, um novellistisch tätig zu sein. Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist Mikroblogging eine auflebende Form. Haimo Hieronymus dampft die Gattung der Novelle zu Twitteratur ein.
II
Die sprachlichen Miniaturen des bildenden Künstlers Haimo Hieronymus gehen ins Aphoristische. Als Sprach–Bildner prägt er visuelle Sprachskizzen, Polaroids der Erinnerung.
III
›Prägen‹ ist mit ›Brechen‹ verwandt. Auf gut mittelhochdeutsch waren ›Gespræche‹ Gravier- oder Ziselierarbeit. Man könnte Hieronymus einen poetischen Kupferstecher nennen, siehe französisch ›graver‹ = einschneiden, einritzen, gravieren. ›Cisoria‹ hieß auf spätlateinisch ›Schneideinstrument‹, auf altfranzösisch ›cisel‹. Und etwas sprachgraphisch Einprägendes haben diese Prægnarien gewiß.
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Unerhörte Möglichkeiten, Kurznovellen aus dem Nippiversum (2012).
Miniaturen – Künstlerbuch von Haimo Hieronymus (2011).
Prægnarien – Künstlerbuch von Hieronymus und Weigoni (2011).
Erhältlich über: Werkstattgalerie Der Bogen.
Ein Essay über Künstlerbücher von Haimo Hieronymus und A. J. Weigoni findet sich hier.