Monat: Januar 2013

Wo Gelb auch mal gut ist …

  Ich seh schon wieder gelb – oje. Entweder ist es der Postbote, der zu spät kommt, die angeblich falsch adressierte Büchersendung zurückbringt, oder es sind Goethe, Schiller und sonstige Vertreter aus der literarischen Untotenwelt, die Reclam – welch eine…

22 Mal ›wir‹ • 26 Mal ›schlacht‹

Wortkräuter zur Gesundung in Theo Breuers Gedichtbuch Das gewonnene Alphabet Dieses lyrische Lexikon, dieses Gedicht-Wörterbuch, dieses schäckernde Dichtwerk kommt gerade recht, mir den Herbst zu versüßen. Süßes zum Herbst? Herbes zum Herbst? Jedes jedes jedes Jahr hole ich mir (wo…

Metarealist

  Nur 54 Jahre alt, starb 2009 der russische Lyriker Alexej Parschtschikow. Die letzten zehn Jahre seines Lebens lebte er in Köln. Er gilt als einer der wichtigsten russischen Lyriker seiner Generation und war ein bedeutender Vertreter der ›Metarealisten‹, der …

„Welches Wissen? Welche Gesellschaft?“

  Unser Medienpartner vordenker.de wartet mit einen Beitrag von Eberhard von Goldammer auf, der Zusammenhänge der gesellschaftspolitischen Ideen von André Gorz mit der Polykontexturalitätstheorie von Gotthard Günther darlegt und kommentiert. Als Teaser ein Abstract des Beitrags:   Der Titel dieses…

Erinnerung an Ceija Stojka

Noch höre ich den Klang Deiner Stimme, noch sehe ich Dein Gesicht.   Ein Sturm war plötzlich aufgekommen, kalt und windig war es, der Regen peitschte uns ins Gesicht, als man Dich, liebe Ceija, im Sarg zum offenen Grab trug.…

Offener Brief an Bertram Reinecke

Nach der Lektüre des Gedichtbuchs Sleutel voor de hoogduitsche Spraakkunst Dein – schönes – Buch … eine geglückte Dichterey … eine … v-e-r—r-ü-c-k-t-e (geschmug­gelte?) Tour de Force … eine reichlich bestückte Wilder-Art … ist eins von denen, deren Wörter, Wörter,…

Kennen Sie zeitgenössische Lyrik?

Wie pflegt man die einer Kunst immer noch unterstellte Renitenz, wenn sie und ihre Schöpfer längst in der gesellschaftlichen Mitte angekommen sind? – Ein schnöseliges Musterbeispiel gibt Dirk von Lowtzow heute in Jetzt, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung. KUNO zitiert…

watching the detectives

Es gibt seitens der BBC Bemühungen, die Figur des Sherlock Holmes ins 21. Jahrhundert zu transformieren. Man kann darüber trefflich streiten, wer die bessere Version geliefert hat, ich bevorzuge die US-Serie Elementary. Jonny Lee Miller spielt den postmodernen Sherlock, selbstverständlich…

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Hey Super Gau, welcome in unserem Aquarien Wohnungen have fun (und die unendliche Varianz der Arten allein zu sein) *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

Friedrich von Schennis

  Der Baron ist eine Schöpfung aus Genie; er ist bereitet aus Himmel und Satan, aus Fegefeuernuancen und gottblau. Mein Bruder nannte ihn den Marquis; ich dachte immer, könnte ich den Marquis sehen. Eines Tages sah ich den Marquis in…

Mainzer Minipressen-Messe

Zum 22. Mal veranstaltet die Landeshauptstadt Mainz die Internationale Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen – die Mainzer Minipressen-Messe. Sie sind herzlich eingeladen als Aussteller mit dabei zu sein. Sicherlich haben Sie es noch in Erinnerung: Wir fragten, ob die…

Zweite Welt

  Sickern Tagesreste in meine Traumwelt eröffnet sich mir Unerahntes der Zeit trotzt eine weinende Uhr dem Schmerz bunte Pillen die auf meinem Kopf Runden drehn Gewehre krümmen sich begehen tonlos Suizid kühne Ideen legen sich in ein Blumengrab Ophelia…

Formerfinder treffen auf Allegorienschöpfer

Wer nicht fühlend sehen will, muß lesen Als gegenseitig befruchtender Dialog zwischen bildender Kunst, improvisierter Musik und sprachlicher VerDichtung muß man das spartenübergreifende Projekt Prægnarien verstehen. Hieß es einst »Wer nicht hören will, muß fühlen«, könnte man nun behaupten: Wer…

Sprechgesänge

Wer ein langes Gedicht schreibt, schafft sich die Perspektive, die Welt freizügiger zu sehen, opponiert gegen vorhandene Festgelegtheit und Kurzatmigkeit. Walter Höllerer Falls der Komponist Robert Schumann recht hat und Musik die höhere Potenz der Poesie ist, dann sind die Parlandos Musik.…

›Schwierige‹ und ›klare‹ Lyrik

  Vorbemerkung der Redaktion: KUNO thematisiert immer wieder gern das Zustandekommen von Kultur. In den kommenden Monaten setzt die Redaktion einen lyrischen Schwerpunkt. Einleitend baten wir den Herausgeber Axel Kutsch um ein paar Worte zu seiner Arbeit an Versnetze: Die…

WANDEL

  Die Branche verändert sich mitteleuropäische Priester werden nicht mehr nachbesetzt stattdessen freie Dienstnehmer erfolgsorientierte Ziele   Die Zahl der Hochzeiten und Messebesucher als quantifizierbare Vereinbarung bestimmt die persönliche Performance   Variable Vergütung im Monat eine Stunde mit der Köchin…

Frauenwahlrecht und Klassenkampf

»Warum gibt es in Deutschland keine Arbeiterinnenvereine? Warum hört man so wenig von der Arbeiterinnenbewegung?« Mit diesen Worten leitete eine der Gründerinnen der proletarischen Frauenbewegung in Deutschland, Emma Ihrer, im Jahre 1898 ihre Schrift ein: »Die Arbeiterinnen im Klassenkampf.« Kaum…

Große Gedanken im kleinen Format

Die wenigsten Menschen erleben ihre Zeit, […] die meisten Menschen sind geschäftlich und haben keine Zeit für ihre Zeit. Alfred Döblin Holger Benkels Gedanken, die um Ecken biegen gehen jedoch weiter als der geschriebene Text; sie sind kein Ende, sondern…

Alles fließt

Warten auf Enzo Ich war pünktlich an der Ablagestelle, ein tiefer, gefliester Hauseingang, auf der einen Seite Altpapier, auf der anderen in Folie eingeknotete Zeitungsstapel, wie Strohballen gestapelt. Enzo fehlte. Das Licht, das ich angeschaltet hatte, ging nach einer Minute…

Über Goethes Meister

  Ohne Anmaßung und ohne Geräusch, wie die Bildung eines strebenden Geistes sich still entfaltet, und wie die werdende Welt aus seinem Innern leise emporsteigt, beginnt die klare Geschichte. Was hier vorgeht und was hier gesprochen wird, ist nicht außerordentlich,…

Die Schaubühne als moralische Verunstaltung oder Zur anhaltenden Mode deutscher Inszenierungen

Dass immer wieder – auch im Bereich des Theaters Faschismus-Folien auftauchen, zeigt mir, dass die Phänomene des Faschismus noch längst nicht begriffen sind, weil man nämlich das Denkverbot befolgt: Es kann im Faschismus nichts gut gewesen sein. Die Fragestellung: Was…

Death, Destruction & Bärlin

Das Berliner Maxim Gorki Theater stoppt die Aufführung des Stücks ´Demenz, Depression und Revolution`. Die Witwe des 2009 gestorbenen Fußball-Nationaltorhüters will verhindern, daß ihre Familientragödie auf der Bühne vermarktet wird. Unser Medienpartner kultura-extra berichtete von der Aufführung, die nun niemand mehr in…

Der Obermieter

In Deutschland ist es, als ob es ordentlich darauf angelegt wäre, daß, vor Lärm, niemand zur Besinnung kommen solle. Schopenhauer. Eines möchte ich wohl um alles in der Welt wissen: Was machen eigentlich den ganzen Tag die Leute über mir?…

Relativierung

„Die kurze Antwort auf diese Frage lautet Ja. Was mich angeht – ich bin zu einem Viertel Cherokee-Indianer –, ist Amerika für zwei Holocausts auf seinem Territorium verantwortlich: die Auslöschung der eingeborenen Indianer sowie die Sklaverei, der sie Afrikaner, Jamaikaner…

Andre Sokolowski, Dramatiker

Soviel Anfang war selten, denkt man hoffnungsfroh immer wieder, wenn die neue Saison beginnt. Soviel Anfang ist meist, mahnt dann die Erinnerung, und auch die Hoffnungsträger sind oftmals dieselben. Theater ist für mich deshalb so faszinierend, weil es noch im…

Gesundheit

  Entweder sind alle anderen krank oder du hast ein echtes Problem.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur.…

Köningsangst

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Wenn die Dinge verschwinden

Über Formen digitaler Magie dachte Peter Glaser in der Sendereihe Politisches Feuilleton auf Deutschlandradio Kultur nach. KUNO zitiert daraus: Was passiert eigentlich, wenn die Zukunft von der Gegenwart eingeholt wird? Wenn sich direkt vor unseren Augen aufzublättern beginnt, was wir…

Der Lyriker als Maler

Das Museum für Westfälische Literatur zeigt in der Ausstellung Ernst Meister: Der Lyriker als Maler noch bis zum 3. März 2013 Aquarelle, Farbstift- und Pastellkreidezeichnungen, gerahmt von Handschriften und Fotografien des Künstlers. Literatur und bildende Kunst – Ernst Meister fühlte…

Mit Essays Licht ins Dasein bringen

Im Blick auf den Geistreichtum eines guten Essays kann man den Essay als den großen Bruder der Twitteratur auffassen. Apodiktische Postulate sollte man mit größter Vorsicht genießen. Die These Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch entstammt dem Aufsatz…

Luftig und locker: Deutsche Post

Nein, über Portoerhöhungen will ich nicht sprechen. Die verstehen sich bei der Post von selbst. Es geht mir eigentlich nur um die Menschen, die Bücher lesen, die Bücher kaufen, die Bücher verkaufen, also wieder zur Post bringen und versenden. Dafür…