Relativierung

„Die kurze Antwort auf diese Frage lautet Ja. Was mich angeht – ich bin zu einem Viertel Cherokee-Indianer –, ist Amerika für zwei Holocausts auf seinem Territorium verantwortlich: die Auslöschung der eingeborenen Indianer sowie die Sklaverei, der sie Afrikaner, Jamaikaner und Westinder 245 Jahre lang unterwarfen.“

Quentin Tarantino auf der gestrigen Pressekonferenz in Berlin zu seinem neuen Film Django Unchained, der die Sklaverei in den Südstaaten der USA thematisiert. Man kann dies als Antwort auf Spike Lee lesen, der zu dem Thema auf Twitter eine Diskussion lostrat. Lee zwitscherte: „Sklaverei in Amerika war kein Sergio-Leone-Spaghetti-Western. Es war ein Holocaust. Meine Vorfahren sind Sklaven gewesen. Gekidnapped aus Afrika. Ich werde sie ehren.“ Nimmt man den neuen Film Margarete von Trotta dazu, der parallel zu Django Unchained ins Kino kommt, scheint es sich zu bestätigen, was Hannah Arendt einst als die „Banalität des Bösen“ bezeichnete.

Im Dezember vergangenen Jahres hat sich Harvard-Professor Henry Louis Gates Jr. für das afro-amerikanische Onlinemagazin The Root in drei Teilen mit Quentin Tarantino über dessen kontroversen Film Django Unchained unterhalten. Angesichts des deutschen Kinostarts des Films in dieser Woche ist das Gespräch aber auch jetzt noch von aktuellem Interesse. Die Kritik, dass in seinem Film das Wort Nigger so häufig auftaucht, federt er im Nu ab: Nun, wenn man einen Film über Sklaverei dreht und einen Zuschauer aus dem 21. Jahrhundert in diese Zeit versetzt, dann wird dieser einige Dinge zu hören und zu sehen kriegen, die hässlich sind. Das ist einfach ein Bestandteil des Pakets, wenn man sich aufrichtig mit dieser Story, mit dieser Umgebung und diesem Land befasst. Ich persönlich halte diese Kritik für lächerlich. Denn es wäre die eine Sache, wenn die Leute sagen würden: ‚Du verwendest den Begriff viel exzessiver als es 1858 in Mississippi gebraucht wurde.‘ Nun, das behauptet keiner. Und wenn man das nicht behauptet, dann sagt man ganz einfach nur aus, dass ich lügen sollte. Dass ich die Sache verwässern und leicht bekömmlich machen sollte. Nein, ich will nicht, dass sie leicht bekömmlich ist. Das Gespräch kann man als mp3 anhören.