Die Kölner Künstlerin Carola Willbrand bezeichnet sich als „Nähmethodikerin“ und behauptet von sich: „Ich nähe, darum bin ich“. Denn überwiegend näht sie ihre Bilder und formt auch getragene Kleidungsstücke zu grotesken Figuren. Carola Willbrand akzeptiert damit traditionelle Ausdruckstechniken von Frauen, durchbricht jedoch gleichzeitig diejenigen Klischees von Weiblichkeit, die mit derlei Handarbeiten gemeinhin verbunden werden.
Daneben ist die Fotografie ist ein wichtiger Baustein in Carola Willbrands künstlerischem Werk. Immer wieder sind es fotografische Portraits, oft auch Selbstportraits, die – eingenäht – zu Bestandteilen von Gewebemustern werden, die die Vielschichtigkeit des Lebens und der damit verbundenen individuellen Geschichten widerspiegeln. Verstärkt und gleichzeitig durchdrungen werden solche biografischen Spuren durch den spezifischen Materialmix. Immer benutzt Carola Willbrand Gegenstände und Stoffe des täglichen Gebrauchs, so näht und schichtet sie etwa Tapeten, Raumtextilien oder Strukturmaterialien oder formt Skulpturen aus getragenen Kleidungsstücken oder Teppichresten.
In ihrer aktuellen Schau „einschnitte“ perfektioniert Carola Willbrand ihre virtuose Collagentechnik. Die Kombination von Ein- und Ausschnitten lässt eine immense Vielfältigkeit erkennen. Die gezeigten Collagen, Skulpturen und „NähZeichnungen“ erreichen eine Dreidimensionalität, die den Betrachter durch diverse Schichtungen in eine Gedankenwelt hinter dem Sichtbaren zu führen scheint.
Die „einschnitte“ loten akribisch Möglichkeiten der Selbsterkundung aus, eine Spezialität der Künstlerin. Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet Carola Willbrand nun schon an einer künstlerischen Phänomenologie der Lebensbedingungen und definiert dabei eben diese Aspekte des „Autorecherche“. Die dabei aufgefundenen Spuren werden immer wieder verbunden mit dem Faden, für die Künstlerin die Metapher für den Lebensfaden, der die menschliche Existenz zusammenhält und wiedergibt.
Carola Willbrand umkreist in artifizieller Komplexität mythologische, religiöse und allegorische Beziehungsfelder, oft mit einem – ganz eigenen – ironischen Augenzwinkern, das den Betrachter dazu auffordert, ein Spiel mit der eigenen Identität zu wagen. Somit zelebrieren die Collagen von Carola Willbrand immer auch Einschnitte in das gewöhnliche Denken und regen zur interaktiven Gehirnakrobatik ein.
Zur Vernissage am 20. April 2013, 16:30 Uhr wird die Künstlerin selbst eine Einführung in ihre Ausstellung geben; dies in Form einer Lecture Performance.
18. Ausstellung amschatzhaus
CAROLA WILLBRAND – einschnitte
NähZeichnungen, Collagen und Skulpturen
Vernissage: Samstag, 20.04.2013 um 16.30h
Ausstellungsdauer: 20.04. – 22.06.2013
täglich geöffnet immer nach Vereinbarung unter 0171-545 7885