Wie bereits die Vorgängerbände fand auch Versnetze_fünf positive Resonanz in den Medien, so unter anderem im SWR 2: „Ein hochaktuelles großartiges Kompendium deutschsprachiger Gegenwartslyrik.“ Die 2008 begonnene Reihe Versnetze hat einige Kreise gezogen, die wir mit dem neuen hochaktuellen Kompendium möglichst großartig erweitern möchten. Der vitale Pluralismus der deutschsprachigen Gegenwartsdichtung spiegelt sich auch in Versnetze_sechs wider: jenseits der Gräserwisperei angesiedelte Naturlyrik mit subtilen Wahrnehmungen und Umweltproblematik, urbane Impressionen, poetologische Reflexionen, Dissonanzen, poetische Momentaufnahmen, narrative Schreibweisen, politisch eingefärbte Gegenwartserkundungen, artistische Kunststücke, Verfremdungen, experimentelle Ansätze, offene Enden, aber auch das pointierte Gedicht. Traditionen werden aufgegriffen und aktualisiert, Einflüsse der literarischen Moderne mit „kleinen Verschiebungen“ (Ernst Jandl) variiert.
Moderne Lyrik ist kein Wohlfühlkabinett. So wird man in Versnetze_sechs vergeblich naive Erbauungs- und Heile-Welt-Poesie suchen. „Das Gedicht ist nicht der Ort, wo die Schönheit gepflegt wird“ (Christoph Meckel, „Rede vom Gedicht“). Selbstverständlich würden wir uns freuen, wenn möglichst viele der hier veröffentichten Texte auf einer Skala von leicht zugänglich bis hochkomplex die Zustimmung der Leser fänden, auch wenn man sich eventuell an dem einen oder anderen Gedicht reiben kann. Daß er gelegentlich Widerspruch erntet, gehört zum „Geschäft“ eines Herausgebers.
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Weiterführend → Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph Pordzik, Friederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.