Der Ringelrauch einer Zigarette, die
Konturen verschwinden im Zimmer, deine
Wimper zwischen meinen Fingern, liegt
sie oben oder unten? Der Beigeschmack
von etwas starrt uns vom Sofa an
geht man in die Hocke, fressen einen
die Wölfe nicht, so das Gerücht, deine
Riechnase ist schön, gibt was her, ist
kein Gerücht, gib der Erde Futter, draußen
stürzen sonst die Häuser um, die Worte
fluten uns an Inspirationstagen
werden wir fortgespült, stell den
Teekessel auf die Herdplatte, löse
das durchsichtige Korsett vom
türkischen Teeglas, nähere dich
dem Integrationszwang, der Islamphobie
verlerne deine Sprache, be up to date.
(Aus dem Gedichtzyklus: Pianissimo)
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Safiye Can, Studium der Philosophie, Psychoanalyse und Rechtswissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt. Nach dem Abschluss Zweitstudium in Germanistik und Kunstgeschichte ebenda. Kuratorin der Zwischenraum-Bibliothek der Heinrich-Böll-Stiftung, Mitarbeiterin der Horst Bingel-Stiftung für Literatur, Leitung von Schreibwerkstätten und Lyrik-Workshops sowie ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Amnesty International.
Literarischen Arbeitsgebiete: Lyrik, darunter visuelle/konkrete Poesie, Langgedichte und Prosa sowie Übersetzungen. Safiye Can ist mehrfache Preisträgerin und lebt als freie Autorin und literarische Übersetzerin in Offenbach am Main.