natürlich kann man in der rückschau
immer sagen man hätte mehr tun können
sagte der u c i präsident aber man kann
nur so viel tun wie das system
das in kraft ist zulässt
Zur Eröffnung der Fußball-WM hatte Ulrich Bergmann auf KUNO beklagt, das Sport in der Literatur kaum vorkommt, „von daheraus“ (Hub Stevens) ist die Redaktion begeistert von einer weiteren Variation der Tour de Trance von Hartmut Abendschein. Seine Recycling Le Tour de France ist eine konkretpoetische, intermediale Bricolage mit jeder Menge von Referenzen:
„Welche Möglichkeiten der Textbearbeitung (Exzerpierung, Filterung, Modifikation, Transformation) gibt es? Zufälligerweise lese ich gerade in einer Neuauflage von John Cages „Empty Mind“. Die dort sattsam aufgeführte Erprobung des Schreibens von Mesosticha2 macht Lust, dieses Verfahren auch einmal zu erproben. Weitere Recherchen führen zu Cages
Arbeiten mit literarischen Vorlagen, die durch gewisse algorithmische Behandlungen transformiert wurden. „, schreibt Abendschein über seine Arbeit.
Veraltete Texte und gebrauchte Instrumente können durch bekannte und neue Verfahren und Kontextualisierung recycelt werden. Die Produkte sind oftmals erstaunlich. Dies soll ein praktisches Plädoyer für den kreativen Umgang mit abgegriffener Kultur sein. Recycling Le Tour de France versteht sich als multimediale, konkret-poetische Montagearbeit, die überkommene Text-, Hard- und Softwareformen, d.h. Sprache, Sound und Technik zerlegt, anwendet, rekombiniert und daraus frische, ästhetische Gebilde formt. Ausgangsmaterial ist hier eine Audio-Transkription einer Tour-de-France-TV-Übertragung (1996), die bspw. durch einen Mesostichon-Algorithmus nach John Cage bearbeitet wird. Herausgekommen ist dabei eine durchaus ernsthafte künstlerische Auseinandersetzung mit der Tour der Leiden, die sich wohltuend von der Schlagerhaftigkeit der Kraftwerker unterscheidet.
***
Recycling Le Tour de France ist erschienen in der edition taberna kritika, in limitierter Printauflage und als DRM-freies PDF