„Wer Ausflüge in die gegenwärtige Landschaft der deutschen Poesie plant, ist gut beraten, dieses lyrische Kursbuch bei der Hand zu haben“, schrieb die Schweizer Literaturzeitschrift orte über Versnetze. 2014 laden wir mit der siebten Ausgabe der Anthologiereihe wieder zu anregenden Ausflügen in die abwechslungsreiche und vielgestaltige Landschaft aktueller deutschsprachiger Lyrik ein. Als Herausgeber, „der in seinen Anthologien gerne möglichst viele Lyriker vereint, egal ob sie sich schon einen Namen gemacht haben oder nicht“ (Literaturzeitschrift Das Gedicht), habe ich auch diesmal früheren Einwänden widerstanden, daß weniger vielleicht mehr gewesen sei und wieder ein personenreiches Ensemble zusammengestellt, das mit seinen oft unterschiedlichen Schreibweisen vom leicht zugänglichen bis zum hochkomplexen Text die Polyphonie unserer gegenwärtigen Dichtung widerspiegelt.
Neben arrivierten kommen in Versnetze_sieben auch weniger bekannte Autoren zu Wort, denn nach wie vor gilt: „Die Anthologien von Axel Kutsch sind seit je Entdeckungsreisen. Sie zieren sich nicht. Da sind keine ausgesuchten Szenerien auf Stellwänden, keine Kulissen, auf denen lyrische Bodybuilder mit einem Zahnpastalächeln vorbeigezogen werden, mit dem Anspruch, hier wäre man im richtigen, im garantiert neuen, im sensationell aktuellen Film. Bei Kutsch ist die Lyrik kein Kulissenschieber sondern Landschaft pur“ (Online-Magazin fixpoetry). Die Zeitschrift für Literatur und Kunst Matrix weist auf den Werkstattcharakter hin, den diese Sammlungen mit größtenteils taufrischen Gedichten auch haben, indem sie ausführt: „Der Herausgeber Kutsch vertritt die Auffassung, daß eine Lyrikanthologie auch ,Talentschmiede‘, ,Versuchslobar‘ sein darf, kann, soll – die ausgereiften, geglückten, originellen Gedichte in Versnetze bleiben freilich tonangebend.“ Oder um es mit dem Kölner Stadt-Anzeiger zu sagen: „Begabung überall.“
Ob die Ausflüge in die gegenwärtige Landschaft unserer Poesie in Versnetze_sieben ein ungetrübtes Vergnügen sind, mag jeder Leser für sich entscheiden. Bei der Vielstimmigkeit dieser Anthologie wäre es jedoch verwunderlich, wenn alle Gedichte auf einhellige Zustimmung stießen. Der Posaunenklang uneingeschränkten Lobes wurde nicht angestrebt, sorgt doch kritische Auseinandersetzung in der Regel für Lebendigkeit. An der Vitalität der heutigen deutschsprachigen Lyrik, die nicht nur in den Metropolen, sondern auch in kleineren Städten sowie auf dem platten oder hügeligen Land immer wieder kreative Impulse erhält, besteht kein Zweifel. Davon kann man sich in diesem „Kursbuch“ überzeugen.
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Anmerkung der der Redaktion: Wir entnehmen diese Einführung der Versnetze_sieben, erschienen 2014 im Verlag Ralf Liebe, Weilerswist.
Weiterführend → Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale Projekt „Wortspielhalle“ zusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph Pordzik, Friederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.