Der Maler malt eigentlich mit dem Auge: Seine Kunst Kunst ist die Kunst, regelmäßig und schön zu sehen.
Novalis
Im 20. Jahrhundert hat die Malerei ihren Platz auf der Leinwand verlassen und sich auf eine Verwendung von Ready-Made-Objekten, Schrift oder auf performative Elemente hin geöffnet. Trotz ihrer Entdifferenzierung gehört sie nach wie vor zu den Erfolgsmedien. Tristan Meinschäfer führt diese Beharrlichkeit auf die besondere Fähigkeit von malerischen Zeichen zurück, die Anwesenheit eines (abwesenden) Künstlersubjekts zu suggerieren. Er versteht Malerei als eine spezifische Form des Zeichen Machens, was ihrer Entspezifizierung und ihrer Spezifik zugleich Rechnung trägt. Ein weiterer zentraler Topos der Malerei ist zufolge ihre Reflexivität: Der Gedanke, dass Gemälde sich selbst reflektieren können, wird heute von historiographischen Malern wie Haimo Hieronymus in Anschlag gebracht.
Was Sie schon immer über Malerei wissen wollten
Am 9. November 2014 wird um 17.00 Uhr in der Werkstattgalerie Der Bogen eine Ausstellung eröffnet, welche gleich mehrere Besonderheiten aufweist. Es handelt sich um Arbeiten eines Künstlers, der diese für den Arnsberger Raum unverzichtbar gewordene kulturelle Institution schon im Jahre 2007 in den neuen Räumlichkeiten am Neheimer Kunstwerk mit aufgebaut hat. Tristan Meinschäfer präsentiert vom 9.11.14 bis zum 7.12.14 erstmalig in seinem Atelier ausgewählte Arbeiten aus den letzten fünf Jahren im Arnsberger Raum.
Traditionelle Maltechniken treffen auf experimentelle Ansätze
Den Schwerpunkt hierbei bilden Werke an der Schnittstelle zwischen Malerei und Bildhauerei. So arbeitet der Künstler gegenwärtig nicht auf Leinwand, wie die frühesten Exponate von Zierkies zeigen, sondern auf Holz. Nimmt man seine Arbeit `B59´ als Beispiel, so wird dieser neuartige Ansatz deutlich.
In gleichem Maße wie andere Künstler mit dem Pinsel arbeiten, arbeitet Meinschäfer zudem mit Werkzeugen aller Art, zum Beispiel einem Schleifgerät. So wird die zuvor aufgetragene Farbschicht etwa durch abschleifen der Oberfläche (dies ist bei einer Leinwand als Bildträger nur bedingt möglich) oder das fortwährende übergießen mit verdünnter Farbe immer wieder thematisiert. Einige seiner Werke besitzen am Ende des Arbeitsprozesses bis zu vierzig Schichten Farbe. Diese Arbeitsweise bringt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen motivischer und technischer Genese mit sich.
Wer nach Inhalten fragt, bleibt auf sich selbst gestellt. Aber wer sich auf die Bilder an sich einlässt, wird frei nach Leonardos Behauptung im Traktat über die Malerei mannigfaltige Schlachtengemälde oder Gesichter entdecken. Die Farbe bildet ihre eigene Welt, gleich jenen alten Gemäuern, die wir bewundern, ohne diese jedoch nachzuahmen. Meinschäfers Bilder leben vom Kontrast und wollen damit den Gegensatz von Körper und Seele ausdrücken. Wie bei allen Künstlern der Werkstattgalerie Der Bogen steht der Fertigungsprozess des Kunstwerkes im Vordergrund. Die Arbeiten sind vollkommen frei, und es ist auch der Malakt, mit dieser Technik erschafft Meinschäfer komplexe, ineinander verwobene Farbstrukturen.
Die Lehrjahre waren wichtig für mich
„Während meiner Studienjahre habe ich mir viele Fragen über die Funktion und die Zielgerichtetheit meiner künstlerischen Arbeit gestellt. Mein Bildvokabular und meine Motivsprache wechselten stetig.“ So erhielt Meinschäfer für frühe Präsentationen vor seinen ProfessorInnen das ein oder andere Mal ein unverständliches Kopfschütteln. `Man glaubt nicht, das diese Arbeiten von ein und derselben Person stammen. Es mutet wie eine Gruppenausstellung an.´ Die Phasen der Behauptung und meine zahlreichen Reisen nach Berlin und Wien waren für die Entwicklung einer eigenen künstlerischen Handschrift enorm wichtig, so Meinschäfer.
Neue Webpräsentation
Wer sich selbst schon vor dem Besuch von Zierkies einen Eindruck von der Arbeit des Neheimers machen will, bekommt unter auf der neuen Homepage einen Einblick geboten. Neben der Sichtung einzelner Werkbeispiele, kann man sich für Privatführungen anmelden, Kaufanfragen tätigen, sowie über aktuelle Ausstellungen informieren. Die Menschen aus dem Arnsberger Raum sind nun herzlich dazu eingeladen, sich ein eigenes Urteil über die Arbeit des aus Neheim stammenden Künstlers zu bilden
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Zierkies, 9. November 2014, ab 17.00 Uhr in der Werkstattgalerie Der Bogen, Möhnestr. 58, Arnsberg-Neheim.
Lesen Sie auch den Essay über das das Kunst-Werk und die Werkstattgalerie Der Bogen.