Serienfieber

Auf KUNO beschäftigen wir uns mit dem Trivialmythen-Konzept von Roland Barthes, dessen Titel Mythen des Alltags sowohl die Trivialkultur selbst als auch eine Theorie der Trivialkultur darstellt. Die Beschreibung trivialer Muster und ihre Interpretation werden ineinander verwoben und oft in eins gesetzt: Die Sache selbst und ihre Deutungen werden im selben Atemzug vermittelt, ein Verfahren, das sich in allen Texten auf KUNO zum Thema Trash findet.

Das Titellied stammt von der kanadischen Band Barenaked Ladies und erschien 2011 auf dem Album Hits From Yesterday & The Day Before. Für den Vorspann der Fernsehserie wird nur die erste Strophe verwendet. Der Song wird auch separat unter dem Titel Big Bang Theory Theme vertrieben.

Passend dazu zeigt der Vorspann – beginnend mit dem Urknall – einen chronologischen Schnelldurchlauf durch die Meilensteine der Evolutionsgeschichte. Die Visualisierung ist künstlerisch so gestaltet, dass die Inhalte immer in alle Richtungen weg von der Bildmitte streben (entsprechend der Explosion des Urknalls und der fortwährenden Ausdehnung des Universums).

Die einzige Ausnahme in dem Bilderstrom bildet die Einstellung vor dem abschließenden Serienlogo, die statisch die Protagonisten auf der Couch in Leonards und Sheldons WG zeigt. Diese vorletzte Einstellung ist auch die einzige, die einen direkten visuellen Zusammenhang zu den Darstellern herstellt. In den ersten fünf Staffeln sitzen dort Penny, Howard, Raj, Leonard und Sheldon. Ab der sechsten Staffel sind dort auch Amy und Bernadette zu sehen.

Die Serie handelt von den hochintelligenten und promovierten jungen Physikern Leonard Hofstadter und Sheldon Cooper, die sich eine Wohnung in Pasadena teilen. Beide sind ledig und im sozialen Umgang (besonders mit Frauen) etwas unbeholfen. Gegenüber ihrer Wohnung lebt die attraktive Kellnerin Penny, die von einer Karriere als Schauspielerin träumt. Dabei wird die geekhafte Art der beiden Wissenschaftler durch die Naivität, aber auch die Sozialkompetenz bzw. den gesunden Menschenverstand der Nachbarin, einer anfangs klischeehaften Blondine, kontrastiert. Nach einigem Hin und Her werden sie und Leonard ein Paar und heiraten später. Weitere Hauptfiguren sind der jüdische Raumfahrt-Ingenieur Howard Wolowitz, der bis zu seiner Hochzeit bei seiner Mutter lebt, sowie verzweifelt versucht, ein Frauenheld zu sein, und der indische Astrophysiker Rajesh „Raj“ Koothrappali, der während der ersten Staffeln in der Gegenwart von Frauen nicht laut sprechen kann.

Die vier Freunde verbindet eine große Leidenschaft für Comics, Science-Fiction (insbesondere Star Trek), Computer- und Videospiele, Pen-&-Paper-Rollenspiele, Sammelkartenspiele, Paintball sowie die Besuche diverser Conventions in entsprechenden Kostümen. Nachschub für diese Interessen holen sie sich regelmäßig im Comicbuchladen von Stuart Bloom. Sie arbeiten alle am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena und beschäftigen sich beruflich wie privat intensiv mit Naturwissenschaften, Technik und Forschung.

Meine Lieblingsfigur ist Dr. Amy Farrah Fowler, eine Neurobiologin mit Harvard-Abschluss, sie wird im Laufe der Serie Sheldons Freundin. Die Beziehung gestaltet sich lange Zeit rein platonisch. Amy hatte sich nur deshalb mit Männern verabredet, weil sie mit ihrer Mutter die Abmachung hatte, einmal pro Jahr mit einem Mann auszugehen. Sheldon war eines dieser jährlichen Dates.

Sie hat ebenso wie Sheldon die Eigenheit, die Dinge einerseits nüchtern und eloquent unter Zuhilfenahme der Erkenntnisse ihres Faches, der Neurobiologie, zu kommentieren. Andererseits fehlt auch ihr oft gesellschaftliches Feingefühl, worin sie aber im Serienverlauf besser wird. In der Schule war sie immer Außenseiterin, worunter sie noch immer leidet. Sheldon erkennt zunehmend die Wesensähnlichkeiten zwischen ihnen. Betont Amy beim ersten Zusammentreffen noch, dass sie jede Form von körperlichem Kontakt oder gar Intimität konsequent ablehne, ändert sie im Verlauf der Serie diese Einstellung grundlegend. Im Gegensatz zu Sheldon leidet Amy immer mehr unter der fehlenden Intimität in ihrer Beziehung. Sie entwickelt auch lesbische Züge, erklärt Penny zu ihrer besten Freundin und versucht, ihr näher zu kommen, was Penny jedoch abblockt. Amy wird ein fester Bestandteil der Gruppe. Mit Penny und Bernadette unternimmt sie viel gemeinsam, zu Beginn ihrer Bekanntschaft drängt sie sich den beiden Freundinnen aber geradezu auf. Später wird sie zunehmend eifersüchtig auf alle Frauen in Sheldons Umfeld und möchte intensiveren Kontakt zu ihm, was Sheldon jedoch lange nicht begreift.

Im Lauf der Serie möchte Amy mit Sheldon intim werden, was dieser zunächst ablehnt, jedoch auf Dauer nicht verhindern kann. Ihre sexuellen Aufforderungen versucht er herunterzuhandeln, man einigt sich auf „Fummeln“, aber auch hier wird Amy immer fordernder. Sie spielt ihm auch schon mal eine Grippe vor, bei der er auf Grund ihrer „Beziehungsrahmenvereinbarung“ verpflichtet ist, ihr die Brust mit einer Salbe einzureiben. Als Sheldon dahinterkommt, lässt sie sich von ihm bestrafen und genießt zu Sheldons Verwunderung die Handschläge auf ihren Po. Nach einer zwischenzeitlichen kurzen Trennung fühlt sich Sheldon endlich bereit, mit Amy zu schlafen, und schenkt ihr dieses Ereignis in der neunten Staffel zum Geburtstag. Am Ende der zehnten Staffel hält Sheldon schließlich um ihre Hand an; die Serie endet damit, dass sie, wenngleich Neurobiologin, gemeinsam mit ihrem Mann den Nobelpreis für Physik empfängt.

Amy legt sehr wenig Wert auf modische Kleidung. Sie kleidet sich wie ihre Großmutter (manchmal auch tatsächlich mit deren Kleidung), trägt mindestens knielange Röcke und Kleider, niemals Hosen, aber fast immer eine Strickjacke oder auch zwei übereinander und immer eine blickdichte, farbige Strumpfhose und meistens sehr flache Schuhe. Penny und Bernadette versuchen immer mal wieder, ihren unvorteilhaften Kleidungsstil zu ändern, was ihnen aber nicht gelingt.

 

 

***

Erstausstrahlung: 24. Sep. 2007 ff. auf CBS

Graphische Bearbeitung: DjayK

Weiterführend  

KUNO hat ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge. Produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Lesen Sie auch den Artikel Perlen des Trash über 25 Jahre Gossenhefte. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp.