A.J. Weigoni
Seit seiner Zeit im Kassettenuntergrund war A.J. Weigonis Werk eine Bereicherung, weil es radikal mit den als obsolet empfundenen Gattungsgrenzen und bürgerlichen Konventionen brach. Diese transmedialen Projekte wurden erarbeitet von den Musikers Frank Michaelis und den Schauspielern Marion Haberstroh und Kai Mönnich, sie gestalteten Übergänge zwischen Hörspiel, O-Ton-Collage, szenischem Denkspiel und Monodram. Ihr akustisches Werk war eine radikale und in ihrer Radikalität fundamentale Dichtung, die tatsächlich die ganze Poesie betrifft. Wo das Prinzip Unsicherheit herrscht, ist der Ort der Kunst. Es ging diesem Sprechsteller nicht um die Erprobung oder Fortführung von Schreibweisen, nicht um die Variation von Konzepten, nicht um experimentelle Literatur. Es ging ihm darum die Poesie neu zu erfinden, und dies machte er mit seiner schwer erarbeiteten Leichtigkeit, die genau wußte, was sie tat. In seinen Gedichten manifestierte sich der Versuch der Poesie, eine Ordnung zu stiften, ohne sich an die Ordnungen, die es schon gab, zu verraten.
Sophie Reyer + A.J. Weigoni ergibt = Satzzeichengewitter vs. Sprachteilchenmetaphysik
Das Projekt Wortspielhalle von Sophie Reyer und A.J. Weigoni wurde mit dem Förderpreis des lime_lab im Rahmen des „steirischen herbst“ unterstützt. Dieser Preis fördert die Entwicklung experimenteller, medienüberschreitender Hörspiele. Es ist folgerichtig, dass es eine akustische Umsetzung der Sprechpartitur gibt. Der mit einer professionell ausgebildeten Sprechstimme Weigoni arbeitete dafür mit der Schauspielerin Marion Haberstroh zusammen. Mit einem sprachspielerischen Angang zur Lyrik eröffnen der Sprechsteller und die Schauspielerin der Poesie eine neue Handlungsfreiheit. In einem zweckfreien Spiel über Zufälle und Möglichkeiten erforschen sie die ludische Wende, die durch die Dominanz von Spielanwendungen auf dem Computer gekennzeichnet ist. Ihr Spiel mit der Sprache verändern die Elemente einer Situation so zu, daß Neues und Unbekanntes entsteht.
Die Wortspielhalle ist ein kulturübergreifender Zugang zur Andersheit
Hören kann man Marion Haberstroh in der Wortspielhalle. Indem sich die Hörspielinszenierung in ihrer luziden Schlichtheit zeitgenössischen Modespielereien verweigert, ist sie hörenswert. Ein Auszug findet sich in der Reihe MetaPhon.
***
Wortspielhalle, eine Sprechpartitur von Sophie Reyer & A.J. Weigoni, mit Inventionen von Peter Meilchen, Edition Das Labor, Mülheim 2014
Weiterführend →
Das Projekt Wortspielhalle ist in der Edition Das Labor erschienen. Die Sprechpartitur wurde mit dem lime_lab ausgezeichnet. Einen Artikel zum Konzept von Sophie Reyer und A.J. Weigoni lesen Sie hier. Vertiefend zur Lektüre empfohlen sei auch das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Reyer und Weigoni zum Projekt Wortspielhalle. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. Ein Porträt von A.J. Weigoni findet sich hier. Alle LiteraturClips dieses Projekts können nach und nach hier abgerufen werden. Eine Würdigung des künstlerischen Lebenswerks von Peter Meilchen lesen Sie hier. Die romantische Idee des Gesamtkunstwerks überführt Enrik Lauer ins 21. Jahrhundert. Mit den Vignetten definierte A.J. Weigoni eine Literaturgattung neu. Die Novelle erscheint in der Umsetzung als Hörbuch und das Buch/Katalog-Projekt 630 zur Ausstellung von Peter Meilchen. Eine Hörprobe findet sich hier.