Re-Re-Revolution: markige Worte auf altem Pflaster, alte Worte verhalln als verbales Desaster… Wo sind heute die Barrikaden? — Nur vor der Bühne, wo überkommener Jazz-Rock gestikuliert, mimt und quält, wo ‘s ethno-kultisch plappert und plärrt von `ner Solidarität, die `s nicht gibt: Tag der Arbeit: “Der geniale Hauptgedanke des Maifests […] das eigene unmittelbare Auftreten der proletarischen Massen” — sie trinken jetzt Kölsch zusammen und wir trinken mit…
Auch diese Zeilen sind nicht mehr als Festtagsrhetorik. Wo ist er, der vermummte Gast, der unheimlich hinter mir stünde: wie einst in der stillen Mondnacht zu Köllen: jener praktische Geist, der ausführte, was ich ersönne… Der existiert nirgends und nie… Selbst damals brannte er wie trocknes Stroh: hellauf und lohend zunächst — doch als die Tischglocke läutete, war dem Kölner sein Leib näher als sein Kopf: die Glut erlosch in `nem Nu…
Revolution aber kennt keine Kaffeepause, also diese alte von richtig früher — heute nämlich brechen Revolutionen allein im Kühlschrankwesen herein und wir haben nichts dagegen: so bleiben Friede, Freude und Eierkuchen auch im Sommer angenehm kühl.
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Auszug aus: Heimat & Weltall. 2 Zyklen, von Enno Stahl, Ritter, broschiert, mit Fotoarbeiten des Autors. Zum Geleit das Konzept Orte.Wege. Pflanzen.
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