Der Schweizer Lyriker, Romancier, Verleger, Drucker, Graphiker und obsessive Lustleser Beat Brechbühl gibt seit vielen Jahren seine „Bodoniblätter“ heraus, benannt nach dem Gestalter einer Schrift, die seinen Namen trägt. Brechbühl kennt sich in der Weltliteratur, auch gerade in der skandinavischen Literatur hervorragend aus. Unter den Graphik-Lyrik-Blättern, die er mit Bleisatz und Handpresse höchstpersönlich gestaltet und herstellt, finden sich schon lange Gedichte von Georg Johannesen, Einari Vuorela, Nils Aslak Valkeapää und Jan Erik Vold. Als Auftragswerk des Nordischen Klangs entwarf, setzte und druckte Brechbühl jetzt weitere Graphikblätter mit Gedichten von u.a. Gunnar Ekelöf, Tomas Tranströmer, Klaus Rifbjerg, Inger Christensen und Tarjei Vesaas. Entstanden ist so eine wunderschöne und repräsentative Anthologie skandinavischer Lyrik im Format 50×70. Die einfachen graphischen Gestaltungsmittel, Farben und Schrifttypen, mit denen Brechbühl jedes Blatt zu einer Überraschung werden läßt, betonen das Materielle, die Schriftlichkeit der Lyrik und geben ihr einen exklusiven Rahmen, der sie neu erfahrbar macht.
Als Kleinverleger erhält Brechbühl für seine Graphikblätter und die sorgfältig gestalteten und hergestellten Bücher immer wieder höchstes Kritikerlob und öfter mal Preise für das schönste Buch des Jahres. Als Handpressendrucker arbeitet er „mit giftigem Blei, mit Farben, die man nicht essen soll und Waschmitteln, die man leicht mit Tee verwechselt“. Er darf kein kalkulierender Geschäftsmann sein – deshalb wohl die abgewehrte Versuchung, Farben zu essen und Waschmittel zu trinken. Die skandinavischen Lyriker, die Brechbühl auf Bodoniblättern verewigt hat, sind auf eine kongeniale Künstlernatur getroffen.
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Ausstellung „Poesie grafisch“ im Rahmen des Festivals Nordischer Klang in Greifswald, Universitätsbibliothek Greifswald. Von jedem Blatt gibt es 33 nummerierte und signierte Exemplare, die zum Kauf angeboten werden. Brechbühl wird bei der Eröffnung der Ausstellung in der Universitätsbibliothek anwesend sein.
Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung.