Die Grenzgängerin

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt, daher bringen wir gern den Austausch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna Lisiak.

Ihre Lyrik zeichnet sich durch einen nüchternen Grundtenor aus, ein unaufgeregtes Fühlen und Mitfühlen. Aus einfachen Worten strickt sie, was komplexe Zusammenhänge einfängt. Ein Blick nach Basel, ein Moment so gewöhnlich wie das Leben. Doch ihm wird das Gewöhnliche entzogen, er wird zum Sinnbild, an dem sich die Gedanken des lyrischen Ichs bis hinauf zu den Göttern entlanghangeln. Verortet zwischen Naturlyrik, Prosa und Mystik lustwandeln die Verse befreiten Schrittes hin und wider – und zur selben Zeit doch auch neben den Lesern wie ein guter Freund auf langer Reise. Er ist nah, aber hält doch beide Arme von sich gestreckt, um zu umarmen, um in alle Himmelsrichtungen zu fassen.

***

Betrachtet westlich

Schaue ich ins westliche Tal sehe ich

Basel das heisst ich sehe es nicht doch

weiss ich hinter den Hügeln ist Basel

Basel von hinten.

Basel weiss nichts davon kennt

diesen Blickwinkel kaum verzeichnet ihn

im Stadtführer nie.

Auch Kater du wie sollst du ahnen können

dass du heute nicht rein darfst weil wir

verreisen weil ich dich jetzt anschauend

um die Sorge weiss die ich mir machte

wenn du bliebst.

Du hast Wärme und Schlafplatz im Sinn

vermagst meinen Gedanken nicht zu folgen.

So etwa stelle ich mir die Götter vor wie sie

in ihren Wolken lachen und auf mich zeigen

habe ich mir eine Theorie zurechtgelegt

mir
ernsthafte Gedanken über mein Leben gemacht.

Als könnte ich mich je sehen sehen von hinten

aus westlicher Sicht so als Beispiel.

Tatsache ist ich schaffe es nicht aus meiner

Gedankenwelt geschweige denn in andere hinein

ich hafte in eigenen Dimensionen fest

und sie lachen schenken etwas Phantasie

einen Traum mir zum Trost.

Ich weiss nur wenig.

Das weiss ich gut.

Vorerst ist alles primär wie gehabt.

An der Oberfläche kräuselt sich das Empfinden

bald verpufft eine Idee ins Unbekannte.

Alles andere den lachenden Göttern.

***

Sebastian Schmidt: Schon nach einem kurzen Blick auf deine Veröffentlichungen erkennt man, dass es dich zwischen den Genres umtreibt. Wie siehst du dich selbst als Künstlerin, eher als Grenzgängerin oder Weltenbummlerin?

Joanna Lisiak: Ist der Weltbummler derjenige, der umherschweift, um das zu finden, was er schon in sich hat und was ihn ausmacht, oder sucht er das Fremde, das ihn Ergänzende? Auf gewisse Weise tun wir das doch alle, aber ich tue mich schwer damit, mich derart klar zu zeichnen. Grenzgängerin insofern, als dass ich aufbreche, um zu sammeln und mich durchaus reizt, was ich noch nicht kenne. Neue Dinge auszuprobieren hat mir schon immer Türen geöffnet – und wenn es die der Erkenntnis waren, dass es nämlich die falschen Türen waren, die ich aufgebrochen habe.

Immerhin schaffe ich somit Reflexionen, die mich ebenfalls weiterbringen. Wenn eine bestimmte Idee, die ich habe, mich in eine bestimmte Richtung drängt, dann folge ich ihr und versuche nicht, den Weg umzulenken. Ein Einfall, der ganz klar eine Szene darstellt, gehört in mein dramatisches Werk, ein lyrisches Bild in die Lyrik und so weiter. Da ich keine Romane schreibe – zumindest habe ich das vorerst nicht vor – kann ich mir diese Ideen nicht für diesen Roman aufsparen. Insofern haben es die Romanautoren leichter, trotz des weit bekannten langen und mühsamen Atems, der ja vonnöten ist, um Romane zu schreiben: Diese Autoren können alle ihre Ideen in einen Roman verpacken, der dann alle lyrischen, essayistischen Aspekte, lebendigen Gespräche, Erzählungen und so weiter beinhalten kann.

Ich aber möchte mich schon sehr bald entscheiden, wohin ich die Idee verpflanze und wo sie dann blühen soll. Es ist auch eine Charaktersache. Ein reiner Lyriker würde seine Gedanken solange wälzen, bis sie in die Form der Lyrik passen. Ich aber bin meistens so von der Idee angetan, dass ich keine Zeit verlieren möchte, sie unnötig lange gären zu lassen, mit der Idee verunsichert zu sein. Wobei ich hiermit anfügen muss, dass ich durchaus eine dicke Mappe mit notierten Ideen habe, die ich erst viel später verwerte. Es ist also ein Prozess.

Vielleicht hat es damit zu tun, ob man jemand ist, der eher ein homogener Künstler, Autor, Mensch ist, oder jemand, der heterogen veranlagt ist. Ich glaube, dass ich eher heterogen bin. Das herauszufinden, ist vielleicht etwas Grundlegendes für jemanden, der etwas schaffen möchte, denn so kann man mit einer gewissen Authentizität und mit einem bestimmten Zug weiterarbeiten. Wer sich zu früh eine Poetologie anlegt, verhindert möglicherweise das, was er später seine eigene Handschrift nennen möchte.

Sebastian Schmidt: Das ist eine interessante Unterscheidung zwischen Homogenität und Heterogenität, gerade wenn sie angewendet wird auf Worte und Zuschreibungen wie Künstler, Autor oder Mensch. Wie könnte man als angehende Autorin, als angehender Autor denn herausfinden, ob man eher zu der einen, eher zu der anderen Art gehört? Und sind (verfrühte) Poetologien für dich immer nur eine Schablone, durch welche man leichtfertig ein Bild von seiner Kunst zeichnet, wie man sie gern hätte?

Joanna Lisiak:
Ein Autor oder vielmehr der Mensch, der auch Autor ist, sollte, egal, ob er sich grob, genau, temporär, unter gewissen Umständen oder überhaupt nicht zuteilen möchte, möglichst aufrichtig sein in dem, was er tut oder denkt. Mit gelebter Aufrichtigkeit ist man ganz nah an etwas, das sehr wertvoll ist. Ich möchte das lieber nicht an grossen Worten festmachen, sondern damit sagen, dass dieser Weg kein verkehrter sein kann und oftmals einfach nur Klarheit und innere Ruhe schafft. Es ist nicht so, dass ich nicht auch Theorien gelesen, mich daran gerieben oder gar ergötzt hätte. Aber ich fand es für mein Schaffen bislang immer hilfreicher, meine eigenen, simplen Fragen zu stellen, als die Texte, die ich schrieb, durch komplizierte Dogmen zu hinterfragen: Was würde XY zu dieser Textstelle sagen, wenn er damals von Z sprach? Oder: Warum gefällt mir dieses Gedicht der Lyrikerin B so gut und was ist es, das mich bei D langweilt, nicht überzeugt? Solche inneren Zwiegespräche sind für mich leichter annehmbar, als ganze Theorien zu wälzen und nach Fertigstellung eines Textes nicht zu wissen, wo anfangen, um ihn wie einzuschätzen.

Letztendlich geht es darum, sich gelegentlich zu orientieren, neu zu orten, abzulenken und so weiter, bevor es auf der Reise weitergeht. Egal ob man dazu Schablonen, Krücken, persönlichen Austausch oder ganz andere Reize braucht. Diese reflektierenden, ordnenden Dinge spielen sich jedoch, was mein eigenes Schaffen angeht, in einer anderen Phase ab, auch zeitlich, und nicht, wenn ich mittendrin im Schreibprozess bin. Ich habe während des Schreibens nicht eine Unmenge an Zeit und Energie vorrätig, um zugleich zu analysieren, auf einer theoretischen Ebene philosophisch abzuheben. Auch in den Momenten der absoluten Aufrichtigkeit gibt es keine weiteren Störfaktoren, da bin ich ganz alleine auf mich gestellt, wissend, dass nur ich in dem Moment weiss oder eben nicht weiss.

Sebastian Schmidt: In „Betrachtet westlich“ entspinnt sich der Verlauf des Gedichtes ja um einen Blick hinüber zu dem hinter Hügeln verborgenen Basel. Keine Luftschlösser oder kryptische Rätselbotschaften sind es, sondern der Blick auf das Reale (auch wenn davon nicht alles sichtbar ist). Wie wichtig ist diese Verankerung der Lyrik im Jetzt, in der alltäglichen Situation für dich?

Joanna Lisiak:
Sie ist nicht per se wichtig oder per se unwichtig. Manche Texte werden der Realität entrissen und schweifen derart ab, dass es beinah ein Tabu wäre, dem interessierten Leser zu verraten, wo der Ursprung des Textes liegt. Für den Leser ist dies an sich ja nicht wichtig. Den umgekehrten Fall gibt es natürlich auch. Mir passt beides sehr gut, also, ob eine Gedankenreise zu verankern vermag, was sich unmittelbar in der Realität abspielte (beziehungsweise abspielen könnte) oder ob eine Erfahrung ihre Bahn des Erlebnisses verlassen kann und sich in neuen Perspektiven, neuen Sphären ein Zuhause sucht. Ich geniesse beides: die Nähe der Wirklichkeit, aber auch die wilden Ausblühungen, die mich staunen lassen können. Ich bewerte und kategorisiere nicht, was ausgedacht, aber verdichtet ist, was reell, aber gänzlich transformiert, verwässert ist.

Was mir am Schreiben sehr wichtig ist, ist die Tatsache, dass ich mit der entfachten Begeisterung mitgehen, mich davontragen lassen kann, und auf diesem Weg bin ich ziemlich tolerant und scheue auch das Tempo nicht, das gegeben ist. Vielleicht ist das vergleichbar mit einem Rosenzüchter, der nur eine ganz bestimmte Rose mit dieser Färbung, dieser Dorndichte, dieser Wuchshöhe, diesem Duft et cetera als Rose anerkennt oder ob er jemand ist, der die Natur in seiner Vielfalt annehmen kann. Ich bin wohl die, die mit einem vollen Rosenkorb nach Hause kommt und beim Aussortieren merkt, dass sich da noch ganz andere Pflanzen im Korb befinden, die mit der Rose gar nichts zu tun haben. Die anschliessende Arbeit bleibt in beiden Fällen nicht aus, aber mir fällt es in der Tat leichter, mich aus der grösseren Menge, der Vielfalt und dem Reichtum auf etwas zu fokussieren oder etwas Bestimmtes darin zu finden. Dies ist wohl ebenfalls Veranlagungssache.

Ich finde, man muss das für sich ausprobieren und es ist absolut legitim, es mal so und dann anders zu handhaben. Der Mensch, auch der Autor, verändert sich zeitlebens. Das heisst, um auf die Frage zurückzukommen: Ich möchte nicht entscheiden, ob meine Lyrik dort oder dort steht, sondern wo das einzelne Gedicht sich verankert. Und in meiner Lyrik kommen alle möglichen Mischformen vor.

Sebastian Schmidt: Dass du dich als Künstlerin nicht selbst der Möglichkeiten berauben möchtest, frei zu schaffen, halte ich für nachvollziehbar und gut. Dennoch, gerade in der Rückschau, ergibt sich ja doch oft ein Pfad, auf dem man bewusst oder unbewusst entlanggegangen ist. Wo hat deine künstlerische, literarische Reise begonnen und wo bist du inzwischen überall gewesen? Kannst du in deinem Werk diesbezüglich bereits Tendenzen ausmachen?

Joanna Lisiak:
Ich veröffentliche seit 2000, das heisst seit rund dreizehn Jahren. Ist das nun lang oder kurz? Ich empfinde das als eine zu kurze Zeit, um retrospektiv zu werden. Seit ich mit dem Schreiben angesteckt wurde (deutlich vor 2000 übrigens), ist dennoch viel passiert und ich habe viel geschrieben, ausprobiert, gelesen, gehört. Momentan habe ich acht bis zehn fertige Manuskripte vorliegen: Kurzprosa, Lyrik (verschiedener Mach/Art), eine Unmenge an Dramoletten, Reflexionen, Theaterstücke, Kolumnen, Essays, sogar ein Ratgeber ist dabei! Zudem sind Projekte angedacht und im Tun – und es will vorläufig kein Ende nehmen. Was ich damit sagen will, ist: Ich bin permanent am selben Ort wie damals, als ich mit dem Schreiben begonnen habe. Ich befinde mich eben in diesem Schreiben, das vorderhand noch nicht versiegen möchte. Einzig mit dem Unterschied, dass das eine oder andere zwischenzeitlich veröffentlicht wurde, jemand gelegentlich darüber spricht oder ich selbst ein paar Worte über das Schreiben verliere.

Im Grunde schreibe ich aber einfach nur (weiter), weil ich nämlich dieses absolute Bedürfnis habe, es zu tun. Das ist der Hauptpfad, den ich ausmachen kann. Das Spiel mit Worten zudem, das Ausdrücken von Stimmungen, für die man de facto gar keine Worte finden kann, weil sie sich in anderen Sphären abspielen, sind weitere Begleiterscheinungen.

Sebastian Schmidt: Wie viel Zeit verbringst du momentan mit dem Schreiben? Ist dein Schreiballtag durchstrukturiert oder gestaltet sich dein Tagesablauf eher geprägt von kreativen Phasen und Geistesblitzen? Erzähl doch bitte ein bisschen, wie Schreiben und Leben bei dir zusammenkommen.

Joanna Lisiak:
Kreative Pause ist eine schöne, fast diplomatisch anmutende Formulierung, die man auch benutzen kann, um zu rechtfertigen, warum es so viele Schreibpausen gibt. De facto komme ich viel weniger zum Schreiben, als ich das gerne möchte. Ich habe einen Beruf, wie die meisten Autoren, und schreibe in den Randzeiten, sehr oft am Wochenende, wenn ich nichts anderes vorhabe. Würde ich sehr lange nicht arbeiten müssen und nur schreiben können, wäre ich selbst äusserst gespannt, wie viele Schreibprozente ich konsequent aufbringen würde.

Ich schreibe dann, wenn die Zeit stimmt. Ich kenne mich gut und weiss daher, was mich anregt, was ich brauche, um zu schreiben, wann es funktioniert und wann ich mich lieber anderem zuwenden soll. Und die Zeit stimmt sicher auch dann, wenn mich unvermittelt ein Geistesblitz trifft (oder getroffen hat), die Stimmung und Aussicht auf ein paar ungestörte Stunden da ist. Ich spüre gut, wann ich nah des Schreibflusses, des „Flows“ bin. Die Zeit stimmt aber rein theoretisch auch dann, wenn ich viel von dieser Zeit habe, was so perfekt wie prekär sein kann: Ich habe vor gut einem Jahr die Erfahrung gemacht, dass ich zwar viel Zeit, viele aufnotierten Ideen zur Verfügung hatte, jedoch die entsprechende Schreibstimmung nicht aufkommen wollte.

Vom saloppen Wort „Schreibblockade“ wollte ich jedoch nichts wissen, denn das klingt für meine Verhältnisse viel zu dramatisch, ist ein dicker Stempel, den man sich da aufdrückt, und das wollte ich mir nicht antun. Ich wollte nichts deklarieren und mich somit auch nicht paralysieren. Und weil ich sehr diszipliniert bin, habe ich mir vorgenommen in einer unverbindlichen, beinahe meditativen Art und Weise meine Ideen, die sich über die vielen Jahre gesammelt hatten durchzulesen: wieder und wieder. Nach einigen Tagen war ich mittendrin in einer höchst kreativen Phase. Ich erinnere mich gut, dass ich die Initialzündung suchte wie jemand, der zwar die Nadel im Heuhaufen sucht, und nicht von der Idee loskommen will, zu glauben, dass diese Nadel tatsächlich existiert.

Ich hätte auch, wie ich das oft tue, etwas ganz anderes unternehmen können, um dann zurückzukommen auf diese Schachtel mit den Ideen, doch ich wollte es diesmal wirklich wissen und erfahren: Passiert etwas oder passiert nichts, wenn ich einfach dran bleibe? Beharrlichkeit, ein gewisses Selbstbewusstsein und etwas Nonchalance (denn mir war stets bewusst, dass die Welt – auch die meine nicht – keineswegs untergehen würde, wenn ich jetzt kein ordentliches Gedicht zustande bringe) helfen da sicherlich. Was auch nicht schadet, ist, wenn man sich einer solchen Aufgabe, bei der nicht sicher ist, ob sie gelöst werden kann, trotzdem mit einer gewissen Freude, Würde und aufrichtiger Hingabe widmet.

Sebastian Schmidt: Vielen Dank für diesen offenen Einblick in dein Schaffen. Ich denke, du zeigst sehr eindringlich, wie Kunst immer auch eingebunden ist in den Alltag, gleich wie intensiv man sie lebt und betreibt. – Würdest du dieses bewusste, hingabevolle Vorgehen uneingeschränkt empfehlen oder bist du der Meinung, dass gerade Literatur, die viel mehr für Unterhaltungszwecke geschrieben wird, ungleich pragmatischer vorgehen sollte? Denn – ob dies gut oder schlecht ist, sei dahingestellt – der Wunsch vieler bleibt ja nach wie vor Popularität und reichlich finanzieller Erfolg.

Joanna Lisiak:
Da ich nicht von Popularität oder finanziellem Erfolg getrieben bin, kann ich wenig dazu sagen, geschweige denn Empfehlungen machen. Ich bin aber überzeugt, dass derjenige Autor, der Ruhm und Geld auf dem Radar hat, um die Mechanismen und Hebel, die anzukurbeln sind, weiss, die ihn an sein gewünschtes Ziel bringen. Ein finanzieller Nebeneffekt ist sicherlich fast jedem Autor willkommen, aber für einen echten Antrieb reicht mir das nicht aus. Mich interessiert nicht die Frage, ob eine Literatur für Unterhaltungszwecke, für Geld, für fachliche oder breite Anerkennung gemacht wurde, sondern wie sich der Autor zum Werk verhält. Es ist möglich mit Leidenschaft und tiefer Überzeugung Schund zu schreiben, wie es wahrscheinlich auch möglich ist, vernünftige, ja hochwertige Literatur auf der Basis von Fingerübungen, Fleiss und Disziplin zu machen. Aber noch interessanter als die Frage nach dem Autor oder dem Hintergrund ist doch: Wo ist diejenige Literatur, die für mich gut ist, die mich unterhält, mich anregt, mich wegfegt, die mich überrascht, anrührt, die mehr aus dem Leben macht und somit mehr aus mir? Die Vielfalt der Literatur macht ja deutlich, dass es viele Richtungen, Geschmäcker, Wege des Schreibens und des Lesens gibt. Jeder muss, ob als Autor oder Leser, selbst suchen und sich glücklich schätzen, wenn er etwas gefunden hat, das bei ihm anklingt. Kurz und gut: Jedem das Seine, so oder so oder anders.

Sebastian Schmidt: Die Sichtweise aus deiner letzten Antwort finde ich sehr erfrischend. Im Prinzip ist es ermüdend, immer den alten Kontrast zu lesen: Kommerz versus Kunst. Du betonst eher das Schreiben an sich und auch das Moment der Selbstfindung, am Ende vielleicht ein bisschen zu wissen, was man will und wie man es am besten erreichen kann. Das finde ich gut, denn Schreiben, ob nun finanziell erfolgreich oder intim und einsam, bleibt doch immer: Schreiben.

 

 

Weiterführend →

Lesen Sie auch das Porträt von Joanna Lisiak. KUNO verleiht der Autorin für das Projekt Gedankenstriche den Twitteraturpreis 2016. Über die Literaturgattung Twitteratur finden Sie hier einen Essay.