Das mittele Rheintal ist Weltkulturerbe, die Kunst aus dieser Region gehört nicht mehr dazu.
Wie KUNO aus gewöhnlich gut informierten Kreise erfuhr wird das das Alte Molti abgerissen, weil dieses Filetstück Begehrlichenkeiten bei Imobielenspekulanten geweckt hat. Das Alte Molti, eine ehemalige Volksschule aus dem Kaiserreich, gehört nicht mehr auf die Liste der Kulturdenkmäler. Dieser späthistorische Klinkerbau beherbergte den Kunstverein Linz, der sich auf eine lange Tradition stützt. Die ersten Kunstvereine wurden im Zeitraum zwischen 1800 und 1840 vom aufstrebenden Bürgertum und von Künstlern selbst gegründet. Ihr Ziel war die Vermittlung zwischen Laien und der Gegenwartskunst und nicht zuletzt der Verkauf aktueller Kunstwerke. Die Beschäftigung mit Kultur und das Sammeln von Kunst sollte nicht länger dem Adel überlassen bleiben. Vereine, so auch die Kunstvereine, waren Ausdruck von Emanzipationsbestrebungen, ein Schritt in die moderne demokratische Gesellschaft, eine freie Korporationsform gegenüber dem Ständestaat.
Bürgerschaftliches Engagement
Im Mai 2010 gründeten Menschen aus der Region Linz, Unkel und Bonn den Kunstverein Linz mit der Idee, Kunst zu fördern und diese durch Ausstellungen der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Und aus dieser Idee ist Wirklichkeit geworden, rund 30 Ausstellungen konnte der Kunstverein in dieser Zeit präsentieren. In jedem dieser Ausstellungen entstand eine eigene Zeitrechnung. Den komplizierten und seit der Post–Moderne gern verlachten Begriff Authentizität setzen sie wieder ins Recht, hier wird das Ausstellen als ein System des Wissens begriffen, das sich selbst erschafft. Für die Menschen aus der Region Linz, aber auch weit darüber hinaus, ist der Kunstverein zu einer Institution geworden. Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland, von Berlin bis Dortmund, von Düsseldorf bis München und sogar aus der österreichischen Partnerstadt Linz an der Donau, haben mit ihren Bildern und Objekten, mit Installationen und Skulpturen dazu beigetragen, daß der Kunstverein und damit auch die Stadt Linz für Menschen, die sich an zeitgenössischer Kunst erfreuen können, zu einem lohnenden Reiseziel geworden ist.
Erfüllung des Fünfjahresplans
Grund genug also, diese hervorragende Bilanz mit einer besonderen Ausstellung und eine Katalog zu würdigen, dem Projekt Rheinschiene. Diese Bilder und Geschichten entziehen uns den Blick, mit dem wir die Dinge zu betrachten gewohnt sind. Die Welt neu sehen, mit den Augen des anderen, um sie fortan auch mit eigenen Augen besser zu sehen ist das Ziel. Nach den Vorstellungen der ehrenamtlichen Akteure zeigt der Kunstverein neben den Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler auch die Ergebnisse des aus dem Kunstunterricht in zwei Linzer Schulen. Außerdem können in Kooperation mit dem Linzer Stadtarchiv circa 40 historische Fotografien aus der Stadt am Rhein gezeigt werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt und der Verbandsgemeinde Linz sind auch im Rathaus und im Verwaltungsgebäude Teilbereiche der Ausstellung Rheinschiene zu besichtigen. Dies ist auch die einen didaktisch methodisch hervorragend aufbereiteten Katalog nachzuvollziehen.
Kultur ist kein Standortfaktor mehr
Innerhalb von gesellschaftlichen Gruppen setzt sich der Egoismus gegen den Altruismus durch, die Kultur wird der Abteilung Touristik zugeschlagen und steht nurmehr für Folklore. Die Räume im Alten Molti stehen noch für eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Wenn man sich ein Museum als Endlager von Kunst anschaut, ist man froh, daß es in 2015 im Alten Molti noch für zwei Ausstellungen geben wird. Ab 2016 gibt es im Kunstverein Linz an der Asbacher Straße 2 keine Ausstellungen mehr, das Gebäude wird abgerissen. Ein großer Verlust, den nicht nur der Kunstverein, sondern auch KUNO bedauert. Es entsteht eine Lücke, die gar nicht oder nur sehr schwer zu schließen sein wird.
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Die Ausstellung „Rheinschiene, 5 Jahre Kunstverein Linz am Rhein“ ist noch bis zum 15. August im Kunstverein Linz (Asbacherstr. 2, 53545 Linz) zu sehen.
Weiterführend →
Einen Essay zur Ausstellung 50 Jahre Krumscheid / Meilchen lesen Sie hier. Zur Ausstellung erschien das Buch / Katalog-Projekt Wortspielhalle mit der Reihe Frühlingel von Peter Meilchen und einem Vorwort von Klaus Krumscheid. Die Sprechpartitur wurde mit dem lime_lab ausgezeichnet. Einen Artikel über das Konzept von Sophie Reyer und A.J. Weigoni lesen Sie hier. Vertiefend zur Lektüre empfohlen sei auch das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur von Reyer und Weigoni zum Projekt Wortspielhalle. Ein begleitender Essay findet sich im Bücher-Wiki. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. Ein Porträt von A.J. Weigoni findet sich hier. Eine Würdigung des Lebenswerks von Peter Meilchen findet sich hier. Alle LiteraturClips dieses Projekts können nach und nach hier abgerufen werden.