„Zwischen Fäkalien und Urin erblicken wir das Licht der Welt?“ Seit den frühen Anfängen und zutiefst im Gegensatz zu diesem Satz des heiligen Augustinus kreiert die Fotografie Familiendarstellungen als Grundstein der Volkswirtschaft unseres 21. Jahrhunderts.
Nach mehr als 200 Jahren eines ununterbrochenen Stroms von Abstammungslinien wissen wir noch immer nicht viel über jene Verbindungen des Fleisches und der Gedanken, welche über die Meere und Kulturen eingefangen wurden.
Seit fast 15 Jahren demontiert Diane Ducruet das traditionelle Familienalbum und seine Strategie der Freude mit Ihrer Familie als Hauptdarsteller – ihrer selbst, Mutter, Vater, Bruder, Freund und Sprösslinge – methodisch. In diesem neuesten Projekt von 2015, Mutter und Tochter II, schlägt sie weit entfernt von der ikonischen Pieta zwischen Mythen und Märchen eine neue Darstellung der Mutter-Tochter-Beziehung vor.
Hier verbinden und bekämpfen sich zwei Körper um zu einer Einheit zu verschmelzen – das Porträt einer Kreatur, deren Körper zwischen Raum und Zeit eingesetzt wird und dabei den fixen Zustand eines fotografischen Dokuments herausfordert. Die Kreuzung und Duplizierung von Fotografien stürzen diese Serie in eine Groteske der Renaissance.
Diane Ducruet wurde 1973 in Lisieux, Frankreich geboren, wo sie auch Fotografie und Kunstgeschichte studierte. Heute lebt sie in Montreuil, einem Vorort von Paris. Ihre Arbeiten wurden bereits mehrfach in Europa und den USA ausgestellt.
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Art Galerie Siegen
Diane Ducruet: Mutter & Tochter
06. September bis zum 07. November 2015
Vernissage: Sonntag, 19. April, 11.00 Uhr
Zur Eröffnung spricht: Christoph Tannert, Ausstellungsmacher, Kunstkritiker und Leiter des Künstlerhauses Bethanien, Berlin