liegt das buch in der stille der gruft meiner kammer
wo eben noch der teller stand eint es beide in armut
leg auch ich mich nieder steht teebraun die tasse über mir
durchstößt mein blick die mauern geh ich kalk an der jacke
zwischen den ruinen meiner gedanken durch straßen
läuft das leben neben mir umweht mich höhnend die luft
wittere ich an jeder tür ein grab denn überall sind tote
unter uns werden menschen wie häuser abgerissen
sitzen alte kinder vor flaschen in trümmern aus stein
schlafen sie hinter zerschlagenen scheiben fließt blut
über den gehsteig die brust der stadt seh ich mich
als kind geborgen hör ich die hunde heulen in höfen
hoff ich daß die kreide an der wand die seelen weich macht
bis glashäuser splittern leuchten morgens dächer schräg
im licht wächst der baum der tiere aus dem bau der menschen
***
Seelenland, Gedichte von Holger Benkel , Edition Das Labor 2015
Further reading →
In einem Kollegengespräch ergründeln Holger Benkel und A.J. Weigoni das Wesen der Poesie – und ihr allmähliches Verschwinden. Das erste Kollegengespräch zwischen Holger Benkel und Weigoni finden Sie hier.
kindheit und kadaver, Gedichte von Holger Benkel, mit Radierungen von Jens Eigner. Verlag Blaue Äpfel, Magdeburg 1995. Eine Rezension des ersten Gedichtbandes von Holger Benkel finden Sie hier.
meißelbrut, Gedichte von Holger Benkel, mit siebzehn Holzschnitten von Sabine Kunz und einem Nachwort von Volker Drube, Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben 2009. Eine Rezension finden Sie hier.
Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013
Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014 – Einen Hinweis auf die in der Edition Das Labor erschienen Essays finden Sie hier. Auf KUNO porträtierte Holger Benkel die Brüder Grimm, Ulrich Bergmann, A.J. Weigoni, Uwe Albert, André Schinkel, Birgitt Lieberwirth und Sabine Kunz.