Ich muss mich mit Wissenschaft aus der Scheisse ziehen.
Mark Watney
Der Marsianer liefert eine optimistische Variante des uralten amerikanischen Traums von der Eroberung des Weltalls. Astronaut Mark Watney ist eines von sechs Mitgliedern von Ares 3, der dritten bemannten Marsmission. Als sie am sechsten Tag auf der Oberfläche aufgrund eines heftigen Staubsturms gezwungen sind, die Mission abzubrechen, wird Watney während der Evakuierung von einer Antenne durchbohrt, die dabei den Computer seines Schutzanzuges zerstört, der seine Biodaten überträgt. Daraufhin wird er von den Teammitgliedern für tot gehalten und sie verlassen den Mars ohne ihn. Er überlebt jedoch und seine Verletzungen erweisen sich als relativ gering, aber da durch den Sturm alle Kommunikationssysteme zerstört wurden, muss sich Watney, der der Botaniker und Ingenieur der Mission ist, ohne eine Möglichkeit der Kommunikation mit der Erde auf seine wissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten verlassen, um zu überleben. Die lebenswichtigen Systeme wie der Oxygenator, der Sauerstoff aus Kohlenstoffdioxid produziert, der Atmosphäreregler, der für eine gesunde Luftzusammensetzung sorgt und der Wasseraufbereiter, der aus gebrauchtem wieder sauberes Wasser herstellt und somit einen Kreislauf erzeugt, sind noch vollkommen intakt. Mat Damons Raumanzug erinnert an Buzz Lightyear, auch sein Humor. Über all seine Tätigkeiten führt er ein Logbuch, falls sein Leichnam von zukünftigen Archäologen entdeckt werden würde.
Das Weltall kooperiert nicht.
Der gelernte Botaniker Mark Watney lebt ganz praxisorientiert im Pioniergeist des amerikanischen Western. He will survive. Die Mars-Landschaften erinnern an die zerklüfteten Weiten Arizonas. Ridley Scott legt in seiner Inszenierung grossen Wert auf Realismus, das heisst: eine quasi–wissenschaftliche Grundierung der Geschichte. Wie die Romanvorlage von Andy Weir entwickelt der Film eine nerdige Faszination für den ungebrochenen Optimismus Watneys, der die Zuschauer über ein Video–Logbuch an seinen Überlebensplänen teilhaben läßt. Die Geschichte der Menscheit im Kleinen: Ackerbau, Mobilität und Evolution der Kommunikationstechnologie. Als Robinson Crusoe auf dem Mars fängt er in Ermangelung des Wasser keine Fische, er pflanzt Kartoffeln. Den Botaniker als Weltraumhelden gab es zuletzt 1972 in Douglas Trumbulls Öko–Science–Fiction Lautlos im Weltraum.
Wir schaffen das!
Angela Merkel
Mark Watney schafft es, im nicht vom Sturm zerstörten Habitat der Expedition im Gebiet Acidalia Planitia mitgeführte Kartoffeln zu kultivieren und aus Treibstoff Wasser zu gewinnen, allerdings kann er mit seinen Vorräten und den Kartoffeln nur etwa 900 Sol (Marstage) überleben. Versehentlich füllt er die Wohnkuppel mit Wasserstoff, kann sie jedoch später wieder mit Luft befüllen. Beim Begutachten von Satellitenbildern der Landezone bemerkt die NASA, dass Watney noch am Leben ist und beginnt nach Wegen zu suchen, um ihn zu retten. Die Erkenntnis vom Überleben Watneys halten sie noch vor der restlichen Ares-3-Crew zurück, die sich im Raumschiff „Hermes“ auf dem Rückweg zur Erde befindet, um diese nicht abzulenken. Weil das amerikanische Raumfahrtprogramm veraltet ist, bietet ausgerechnet die chinesische Regierung mit ihrer hochentwickelten Raketentechnologie ihre Hilfe an. Ridley Scott verdanken wir Alien und Blade Runner, zwei zeitlose Science-Fiction-Thriller. Ob Der Marsianer auch so altern wird, das muß sich noch erweisen.
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Der Marsianer ist der Debütroman des US-amerikanischen Schriftstellers Andy Weir, er wurde zuerst im Jahre 2011 in Weirs Selbstverlag veröffentlicht, bis er im Jahr 2014 im Crown-Verlag erschien.
Weiterführend → KUNO hat ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. Lesen Sie auch den Artikel Perlen des Trash über 25 Jahre Gossenhefte. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp.