Das Hungertuch (auch Passionstuch oder Schmachtlappen) verhüllt während der Fastenzeit in katholischen Kirchen die bildlichen Darstellungen Jesu. Es entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird. Dieses Tuch trennt die Gemeinde optisch vom Altarraum und den Reliquien und erlaubt der Gemeinde die Liturgie lediglich hörend zu verfolgen. Zur körperlichen Buße des Fastens tritt eine seelische. Der Sinnspruch am Hungertuch nagen bezieht sich nicht nur auf materielle Armut, sondern auch auf die als Bedrängnis empfundene Gottferne.
Der Künstlerpreis Das Hungertuch wird ab dem Jahr 2001 verliehen. „Es wird an KünstlerInnen vergeben, die mit experimentellem Pioniergeist im 21. Jahrhundert neues künstlerisches Terrain erobern.“, begründete der Stifter und Kunstförderer Ulrich Peters. In der bisherigen Auswahl finden sich vor allem Ansätze, die sich um die Verschmelzung unterschiedlicher Genre bemühen.
Es gibt im Leben unterschiedliche Formen von Erfolg. Zum einen gibt es die Auszeichnung durch Preise und Stipendien, zum anderen die Anerkennung durch die Kolleginnen und Kollegen. Letzteres manifestiert sich in diesem Künstlerpreis.
Die Sprache erscheint als stärkste Klammer, welche die aufgeklärten Menschen zusammenhält. Ein starker Zusammenhalt angesichts der Vielfalt der geäußerten Ansichten über Sinn und Zweck des künstlerischen und kulturellen Lebens. Kants Kritik der Vernunft muß im 21. Jahrhundert zu einer Kritik der Kultur werden. Es liegt nicht ausschließlich an den Artisten, sie aber müssen gegen den Nivellierungstrend andere Maßstäbe setzen.
Künstlerinnen und Künstler wie Barbara Ester, Tom Täger, Peter Meilchen, Tom Liwa, Manuel Quero, Haimo Hieronymus, Almuth Hickl, Holger Benkel, Katja Butt, Pia Lund, A.J. Weigoni, Thomas Suder, Peter Engstler, Woon–Jung Chei, Denise Steger, Joachim Paul, Eva Kurowski, Swantje Lichtenstein, Pyrolator, Eun-Sik Park und die Künstlergruppe Salon Atelier pflegen die Kunst des Möglichen – desjenigen Möglichen, das Wirklichkeit werden kann.
Bei aller Abgeklärtheit und Reife sind diese Artisten ein Leben lang Wahrnehmende mit der Fähigkeit, das Wunderland des Konkreten täglich neu zu entdecken: kommunikativ, intellektuell, kreativ, emotional. Wie die Forschung sind sie bereichernd für die subjektive Entwicklung und für die Visionskraft der Gemeinschaft. Sie führen eine Debatte für die gesellschaftliche Wertschätzung der Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern – auch und gerade dann, wenn die Ergebnisse unbequem sind und uns herausfordern, irritieren oder schockieren.
Bisher hatten die Artisten der Werkstattgalerie Der Bogen in Arnsberg die Organisation inne. In 2015 hat die Dortmunder Künstlergruppe Salon Atelier den Staffelstab übernommen und drei Künstler nominiert: Holger Küper, bildende Kunst, die Combo AESTATE, feat. Chris Huff & Sven Piayda, und den Schriftsteller Enno Stahl.
Verliehen wird der Preis an Holger Küper am 23. Oktober zur Vernissage anlässlich seiner Ausstellung im Salon Atelier, Adlerstraße 66 in 44137 Dortmund.
Zur Finissage am 14. November sind die Preisträger Aestate und Enno Stahl zu hören.
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Eine Liste der bisherigen Hungertuchpreisträger finden Sie hier. Durch einen Klick auf den Namen gelangen Sie zu den Würdigungen der einzelnen Artisten.