Wenn Herr Nipp sonntagmorgens aus dem Bett fällt, weiß, dass sonst noch niemand auf ist, dann hat er manchmal nicht Anderes und Besseres zu tun. Er baut sich Satzkonstrukte, die weniger Sinn als Schönheit haben oder nach bestimmten Kriterien konstruiert sind. Er unterwirft sich seinen eigenen Gesetzen. So köpft er manchmal den Wörtern den ersten Buchstaben und versucht mit den entstehenden Neubegriffen einen ebenso sinnvollen Satz zu entwickeln, wie er ungeköpft erscheint. Das funktioniert allerdings nur bei kurzen Subjekt- Prädikat-Objekt-Gebilden. Auch endlose Alliterationen erscheinen ihm immer wieder als nützliche Werkzeuge, sein Gehirn zu schulen. Der längste sinnvolle Satz, den er irgendwann entwickelt hatte, war über zwanzig Wörter lang gewesen. Dabei waren solche allgemeingültigen Sätze wie „Milch macht müde Männer munter“ mit immerhin fünf Wörtern natürlich völlig lächerlich. Mit eher seltenen Anfangsbuchstaben wie dem J etwas zu schaffen, das hatte seinen Reiz. „Jedermann jubelt jedem jungen Jahrhundert jahraus jahrein je jemenitischem Jesuitenmönch journalistische Jodler jungfräulich zu.“ Genau dies war allerdings einer der völlig verblödeten Sätze. Heute hatte er sich das Alphabet vorgenommen: „Auch bei kreativer Durchsicht einer fast gemeinen Handlung ist jeder Kenner lediglich Mensch, nicht Opfer preisen Qual, restlos sichere Tyrannen unterwerfen vielleicht wahnsinnig x-beliebige Yuppies zwanghaft.“
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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, dokumentiert auf KUNO 1994 – 2019
Weiterführend → Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Außerdem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Und außerdem präsentiert Haimo Hieronymus die bibliophile Kostbarkeit Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp. Begleitendes zur Veröffentlichung des Buches Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp (Mit Fotos von Stephanie Neuhaus). Über die historische Aufgabe von Herrn Nipp aus Möppelheim.
Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.
Diese bibliophile Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421