Vorbemerkung der Redaktion: Am 17. September 1966 wurde die Fernsehserie Raumpatrouille erstmal im Deutschen TV ausgestrahlt.
Die Geschichten in Matthias Brandts erstem Buch sind literarische Reisen in einen Kosmos, den jeder kennt, der aber hier mit einem ganz besonderen Blick untersucht wird: der Kosmos der eigenen Kindheit. In diesem Fall einer Kindheit in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in einer kleinen Stadt am Rhein, die damals Bundeshauptstadt war. Einer Kindheit, die bevölkert ist von einem manchmal bissigen Hund namens Gabor, von Herrn Vianden, dem mysteriösen Postboten, verschreckten Nonnen, kriegsbeschädigten Religionslehrern, einem netten Herrn Lübke von nebenan, bei dem es Kakao gibt und dem langsam die Worte ausgehen. Es gibt einen kauzigen Arbeitskollegen des Vaters, Herrn Wehner, einen Hausmeister und sogar einen Chauffeur, da der Vater gerade Bundeskanzler ist.
Kult wäre der gänzlich falsche Begriff, um dieses Phänomen zu benennen; die Serie Raumpatrouille ist ein nationales Kulturgut der alten BRD, ein absolut authentisches Stück bundesdeutscher 1960-Jahrekultur. Der Trivialmythos vom Bügeleisen auf dem Kontrollboard hat diese Gratwanderung zwischen dem Seriösen und dem Ironischen bislang verdrängt.
Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik üblich. Weigoni hat das selbe gemacht mit der Tonspur der Fernseh-Serie Raumpatrouille … ein Pop-Song-Spaß! Bei Täger, Spezialist für Tonträger der anarchischen Aufnahmezelle Tonstudio an der Ruhr mit vieltönendem Output … dient dieses Patchwork als akustisches Fanzine und sollte als solches die harrende Gemeinde finden. Das Hörspiel ist quasi die achte Folge der siebenteiligen Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“.
Die Hörspielversion RaumbredouilleReplica liefert auf verschärft humorvolle Weise einen Reflexionsboden, von dem aus Trivial- und Technomythen liebevoll demaskiert werden. A.J. Weigoni und Tom Täger zeigen uns noch einmal die Zukunft aus dem Blickwinkel der Vergangenheit des bürgerlich-vermieften Wohnzimmers der 1960-er, in dem man sich, verschreckt durch beginnende Studentenunruhen und dem Ende des Wirtschaftswunders, dem Thrill einer ungewiss-gewissen Zukunft aussetzt, in der der Weltenraum – entsprechend dem Sicherheitsbedürfnis begrenzter Kulturen – scheinbar unspektakulären Patrouillen zugänglich ist. Die hohe Kunst von Tom Täger und A.J. Weigoni besteht darin, nicht hinter dem Reflexionsgrad des Originals zurückzubleiben.
Was für „Raumschiff Enterprise“ zunächst die Klingonen, waren die Frogs für „Raumpatrouille Orion“ – O-Ton Raummarschall Winston Woodrov Wamsler: „Die Frogs, sitzen die nicht irgendwo in den Jagdhunden?“ -, der deutschen Science-Fiction-Serie mit Kultstatus und Heimwerkerappeal: Bügeleisen dienten dem hochtechnisierten Raumschiff als Schaltgeräte und brennende Tennisbälle flogen durch die wolkenlose Weite des Himmels. Legendär auch das Raumfahrerkasino, in dem nach geglückter Mission zukunftsweisend Rücken an Rücken getanzt wurde. Die neu aufbereitete Tonspur dieses Straßenfegers hält ein weiteres ungeahntes Abenteuer mit Wolfgang Völz, Claus Holm, Charlotte Kerr u.v.a. bereit. Wie meinte Dietmar Schönherr nach bestandenem Abenteuer: „Rücksturz zur Erde“. Und seine Co-Piloten ergänzen: „Das ganze war doch wohl ein böser Traum.“ mutmaßt Hasso. „Viel schlimmer, bestätigt Atan „das war Sience Fiction!“
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Die Aufnahme ist in HiFi-Stereo-Qualität erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de
Weiterführend → Ein geleaktes GSD-Geheimpapier.