1
Briefe prae morte
geschrieben kommen an,
ich war lange nicht zu Haus,
finde seine Stimme
im Anrufbeantworter,
Konferenzen PLATZEN
„Sagten Sie: gestorben – ?
Verdammt – !“
2
Ach, laßt mal für diesen Tag
die Flügel im Ärmel, vergeßt,
was uns eifrig werden ließ
(haltet einfach die Schnauze).
3
Zwei Wochen ist er vielleicht
noch als Engel unterwegs.
Dann nur noch Grabstein,
Statistik, Zitat. Aber auch diese
traurig gebrochenen Zeilen
(doch das ist leicht)
verschwinden im Zettelkasten,
haben nichts zu sagen –
***
Leseprobe aus: Anthropisch von Maximilian Zander, Silver Horse Edition.
Der Lyriker, Essayist und Aphoristiker Maximilian Zander ist heute im Alter von 87 Jahren in Castrop-Rauxel gestorben. Seit Mitte der 1990er-Jahre veröffentlichte Zander Gedichte und Aphorismen. Seine lakonischen (immer wieder auch metalyrischen) Gedichte, die u. a. in Literaturzeitschriften wie ndl, Muschelhaufen, Faltblatt und Anthologien wie Axel Kutsch, Versnetze (2005) oder Theo Breuer, NordWestSüdOst (2003) sowie in bislang vier Gedichtbänden erschienen, setzen sich auf ironisch-distanzierte Art und Weise mit Alltag und Gesellschaft aus der Sicht eines welterfahrenen Menschen auseinander.
Weiterführend →
Lesen Sie auch seinen Essay über Lyrik.