Schlussverkauf

 

Ich trenne mich, sagt Arthur beim Betrachten der Gebeine in der Goldenen Kammer, von allen meinen Sachen, ich gehe damit auf den Trödelmarkt und werfe dort meinen ganzen Ballast ab. Vielleicht steige ich dann noch einmal in die Lüfte, da mein Körper leichter wird, zu einer letzten Reise. Leicht muss man sein, das ist das Geheimnis von leben und sterben können. Also verkaufe ich.

Was verkaufst du denn, frage ich.

Im Grunde verkaufe ich mich selbst, wenn ich meine Sachen, an denen ich hänge, verkaufe. Meine Sachen sind mein Oeuvre, das ich zurückgebe in den ewigen Kreislauf der Dinge. Die Märkte der Welt sind ja nichts anderes als eine einzige gigantische Goldene Kammer, eine Börse der Knochen.

Aber was ist mit allen deinen Weisheiten und Gedanken, Plänen und Ideen?, frage ich.

Die Immobilien nehme ich mit an das andere Ufer, als Strandgut. Da werfe ich dann den letzten Ballast ab, um Leichtigkeit ganz zu gewinnen, mich selbst.

 

***

Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.