Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf den Kulturnotizen ist diese Reihe wieder aufgelebt. KUNO hat A.J. Weigoni gebeten den Gesprächsfaden wegen des Projekts „fern, fern“ mit der Fragmenttexterin Angelika Janz weiterzuspinnen.
WEIGONI: Nachdem mir Dachdecker vor fast 10 Jahren den roten Hahn aufs Dach gesetzt haben, hat sich mein Archiv in Schutt und Asche aufgelöst. Um an älteren Texten zu arbeiten, habe ich teilweise 5 ¼ Zoll Disketten ausgewertet, die ich Freunden zur Verwahrung gegeben hatte. Derzeit arbeite ich an meinem Vorlass. Während ich mich bei dem ersten Gedichtband auf die Collage als lyrischen Prinzip konzentrierte, ist die Überformung eindeutig „textlastig“. Ich hole diese frühen Gedichte nicht einfach hervor und reproduziere sie, sondern erarbeitete sie in einer Rekonstruktion neu. Der Zeitpunkt der Entstehung kann nicht einfach nachgemacht werden, es müssen Beweggründe des Schreibens analysiert werden; sie gehen einmal durch die Sprache hindurch, werden reflektiert, der Zustand, die Stimmung ihrer Entstehung wieder aufgerufen. Es ist eine Arbeit mit der Erinnerung und der veränderten Gegenwart. – Auch Du wirst für eine Prosa-Reihe für KUNO analoges Material transformieren, wie gehst Du dabei vor?
JANZ: Ich lese die Texte und wundere mich über die Autorin. Sie sind mir manchmal so fremd, dass ich bezweifle, dass ich selbst sie geschrieben habe. Diese Entfremdung vom Eigenen zeigt sich aber auch in einem positiv staunenden Sinn, manche inhaltlichen oder formellen Abwege beschritten zu haben. Manchmal entdecke ich, dass es Wortbilder gibt, die noch immer etwas mit mir zu tun haben, ja, ich kenne einzelne Sätze auswendig. So weit geht die Eigenautorität, dass ich diese nicht verändere. Manchmal stellt sich eine Situation ein, die wie eine Kamera immer näher an die damalige Situation herangeht. Licht und Wind, Gerüche, Farbwahrnehmungen, ja, auch Befindlichkeiten und Körpergefühle sind durch diese StichWorte herbeirufbar. Ich schrieb in der Pariser Zeit Anfang der 80er, kritisch bezogen auf meine sehr frühen Arbeiten:
Tiefe mit Gemüth gepaart – ein deutscher Traum vor dem Abgrund?“
WEIGONI: Abgewandte Areale?
JANZ: Aber das bietet auch Anlässe für die Skepsis gegenüber frühen literarisch-existenziellen Befindlichkeiten. Es gibt nun eine Arbeitsweise, die mir entgegenkommt: Den eigenfremden Text als „Material“ und Stoff zu akzeptieren wie Fremdstoff, um daran – wie soll ich es ausdrücken – „respektvoll“? einverständig abständig? erneut zu arbeiten. Es gibt einen etwas heideggrigen Begriff dafür,- ich fand bisher keinen besseren, denn er trifft auch für meine Arbeit an den Fragmenttexten zu: anverwandeln. Sich Fremdtext anverwandeln so lange, bis er der eigene wird. Bis er wieder „meine“ Geschichte wird. Aber es bleibt immer ein Rest. Ohne diesen Rest, ob als Frage, Fremdgesetztes, Unaufgelöstes, kann ich nicht weiter arbeiten. Der Rest ist mein Arbeitsmotor. Ein Rest muss sich immer aufsparen wie Anlässe für Sehnsucht erst gebunden werden müssen, ehe sie Worte markieren.
WEIGONI: Wir schreiben uns in existierende Geschichten hinein, nutzen literarische Mittel, folgen der Machart bis hinein in die Satzstruktur, um sie dann auszuhöhlen. Wie wäre es, die Prosa durch Verschiebung von Topoi und Begehrensdynamik umzuformen?
JANZ: Existierende Geschichten, das sind die, die neben uns, um uns geschehen, vielleicht auch, weniger bewusst, in uns im Augenblick des Wieder- oder Neulesens der frühen Texte. Das ist der KonText unseres Schreibens, denn das, was uns derzeit geschieht, um uns geschieht, das lässt sich nicht erschreiben, kaum beschreiben, aber mit Worten neu modellieren, eben schreiben wie fortbewegen – in komplexer Empfänglichkeit für das Konglomerat des akut Vergangenen mit dem spekulativ Künftigen. Eine Befindlichkeit, ausgelöst durch den Leseprozess, abenteuerlich vertraut, auf eine andere Weise spannend zu rezipieren, als einen Fremdtext. Es wird das Erinnerte, wenn ich beginne, mich neu heranzuschreiben, als Sprache verstehbar, die mehr ist, als aufgeschriebene Worte. Du spricht ja bereits von Umformung – denn diese fernen Texte von Dir sind Pool oder Speicher für den anzuverwandelnden Text, der j e t z t erneut, möglicherweise verdichtet, anders der Deine werden soll. Natürlich können Topoi umgewidmet werden bis ins Un(wiederer)kenntliche hinein.
WEIGONI: Solange wird leben, dürfen wir an unserem Vorlass herumschnitzen, wie es uns gefällt;-)
JANZ: Du kannst die Dynamik des Schreib- und Vermittlungsbegehrens umlenken, ohne Dich am „Fremdtext“ zu versündigen, denn der gehört allein Dir. Ich habe das auch schon einmal bei der Erarbeitung der Fragmenttexte bemerkt: Der vorhandene (analog entstandene) Text wird bis zu einer gewissen Grenze „ausgebeutet“. Die Ehrfurcht vor dem Unantastbaren, ja „Heiligen“ eines mutmaßlich frühen „Talents“ verliert dabei (zum Glück)ihren Aufforderungscharakter an die Germanisten: „Vergleicht und bewertet Früh – und Alterswerk!“ Ich habe es schon vor Jahren zu einem Kollegen gesagt: „Es kann nie sein, dass mir der Stoff ausgeht, ich habe den Fundus längst geschrieben, seine Bearbeitung, Entfaltung, Verdichtung, Reduzierung reicht für den Rest meines Lebens.“ (Dabei erfüllte mich die Vorstellung mit Vorfreude, als stünde eine große Reise bevor oder auch mit ausgesprochen diebischer Vorfreude.) Ich mache das seit Jahren mit Gedichten und kürzerer Prosa so, beackere sie neu und lasse die Jahreszahlen stehen. Manche Texte wurden über die Jahre mehrfach bearbeitet. Nicht immer ist die Genese nachzuverfolgen. Es kann so weit gehen, dass Du zwei Texte ineinander neu verzahnt, ohne ihre inneren Strukturen zu ändern. So können sie plötzlich eine neue Dimension öffnen. Eine Art Selbstüberraschung.
WEIGONI: Dein Werk lese ich auch als Fundgrube für verschiedene Lesarten und Subtexte die mit Spielarten von konkreter Poesie korrespondieren. Poesie als Grenzgang?
JANZ: Poesie(arbeit) ist für mich immer Grenzgang. Zum einen innerhalb des Mediums selbst, zum anderen an den Grenzen anderer Medien entlang bzw. über die Grenzen anderer Medien hinweg bis hin zum Tausch, wenn Text Bild und Bild Text wird oder Text auch gesungen werden kann und Bildverstehen erweitert wird durch korrespondierende Texte. Dabei gibt es niemals den Versuch gegenseitiger Illustration der Medien. Das Grenzgehen ist für mich ein wichtiges Element im Kunsttun. Das Grenzgehen war für mich lange mit dem Risiko verbunden, in beiden Medien nicht wahrgenommen zu werden. So wurden z. B. meine Fragmenttexte innerhalb der Literatur bis vor wenigen Jahren kategorisch ignoriert, dafür im Kunstmetier stärker beachtet und für Ausstellungen angefragt. Das war für mich eine entscheidende Erfahrung, dass ich bereits in den 70er Jahren mit meinem Schreiben in der Kunst landete, das Geschriebene ausstellte und nicht dem Druck des Druckenlassenmüssens überließ – oder – situativ und der Vergänglichkeit anheimgegeben – mit Kreidetexten die Fußgängerzonen füllte. Die Texte verschwanden allmählich unter den Schritten der Leute.
WEIGONI: „Die abstrakte Kunst verzichtet auf Gegenstände und ihre Verarbeitung. Sie schafft sich die Ausdrucksformen selbst.“, postulierte Wassily Kandinsky. Gibt es bei Dir eine „Vermessungseinheit“ der Literatur?
JANZ: Statt der „Gegenstände“ besitzt die Kunst etwas Entscheidendes an „Material“, worüber die Sprache nicht verfügt: Die räumliche Kraft der Farbe und das Haptische von Farbuntergrund und Farbauftrag. Damit kann sich die Kunst von der damaligen Haupt-Aufgabe (auch als Ersatz für Lesenkönnen), dreidimensional-illusionierendes Transportmittel für Wirklichkeit zu sein, verabschieden. Das kann nun die Fotografie übernehmen, die selbst dann auch diese Mission überwindet und in einigen Disziplinen zur Kunst wird. Doch von einer Vermessungseinheit für Literatur zu sprechen, halte ich persönlich für vermessen oder von mir aus für eine Germanistik-Spielart. Was will ich (ver)messen? Was ich jedoch für mein Schreiben ablehne, ist eine weitgehend konzeptlose, authentisch-empathische Zeitgeist-Bauchgefühlliteratur, die ihr Medium nicht konsequent reflektiert. So manche erfolgreichen Romane der letzten Jahre kannst Du in ihrer unbestrittenen „Erzählkunst“ kaum auseinanderhalten, weil sie „Welt“ darstellen möchten und ihre Verfahren, dies zu bewerkstelligen, einander in all ihrer filigranen Zeitgeistsensibilität ähneln. Sie sind gut geschrieben aber ohne Bestreben, die literarische Sprache selbst zu beackern, zu befragen, der Literatur eine neue Dimension sprachlicher Vermittlung oder von mir aus auch ein neues „Ver-Fahren“ einzuschreiben. Es geht meist um die „großen Themen“.
WEIGONI: „Die großen Themen aber sind nichts anderes als die urzeitlichen Gerüche, die das Tier veranlasst, innezuhalten, um sie nochmals hervorzubringen“, sagte Adorno. So what?
JANZ: Da haben wir noch viel wenig Neues zu erwarten. Ich bleibe da eher sperrig. Das Material der Sprache muss sich nicht immer elegant und anschaulich zeigen. Ihre jeweilige Lesbarkeit muss sich nicht für möglichst viele als leicht rezipierbar erweisen, was ja in der Regel ihren Erfolg ausmacht. Das Leben ist antastbar, die Sprache auch. Sprache war für mich immer ein Forschungsstoff, den man neben Schreiben, lesen, hören auch ausschneiden, beschneiden, modellieren, aussägen, absichtlich sich verflüchtigen lassen kann, ja, stören und zerstören. Auch so lassen sich Geschichten erzählen ohne den Anspruch eines verifizierbaren Wirklichkeitstransportes. Jedes Element meines Schreibens, ob Gedicht, Prosa, Roman, visuelle Poesie, Collage, Essay etc., unterliegt einem Konzept, das auch die Grenzen des eigenen Mediums überschreiten kann, hat für mich – manchmal bereits in der Ästhetikwahl, so auch Objektcharakter, ist geschaffene Wirklichkeit. Ein auf meine AutorInnennperson starr angelegtes Schreibkonzept, an dem ich meine Arbeit orientiere, habe ich nicht. Doch stärkt mich oft eine große Verbundenheit zu vielen Autoren, die bereits als nicht mehr Lebende der Literaturgeschichte angehören. So nahezu „innig“ manchmal die Nähe zu, der Respekt vor ihnen ist, so suche ich oft den Abstand zum eigenen Tun. Der sich auch in einem Text ausdrücken kann, kritisch, immer leicht ironisch, manchmal mit Anlauf ausdrücken, etwas zu wagen, sagen, an dem noch Zweifel bestehen – dann aber genau das bejahen und dazu stehen. Für die „Dauer“, Lesezeit dieses Textes oder dieser sprachlichen Arbeit. Ich halte es mit Donald Barthelme:
Kunst kann nicht an einer Stelle bleiben. Ein gewisses Maß an Bewegung, auf, ab, kreuz und quer, auch ein Galopp in Richtung Vergangenheit, ist eine wichtige Vorbedingung.
(aus: Am Ende des mechanischen Zeitalters, S.112 Insel-Bücherei 1083)
WEIGONI: Wie weit ist der Weg zur Sprache, der Weg den Du als Autorin zur Sprachfindung zurücklegst?
JANZ: Der Weg geht in viele Richtungen. Vieles textlich neu Entwickelte nimmt den Weg über den Sprechraum, nicht alles hält allein dem gelesenen oder etymologisch geprüften Buchstaben stand. Jeder Text ist somit auch ein „gestimmter Raum“. Ich meine nicht „Stimmung“ im landläufigen Sinn, sondern eine Art Einverstehen innerhalb des Textes. Ich erinnere mich noch gut daran, was in meiner Kindheit bestimmte (neue) Worte in mir auslösten. Sie waren bis in das Körperempfinden hinein mit bestimmten Befindlichkeiten verbunden. Wittgenstein sagte:
Ich lese jedes Wort mit dem entsprechenden Gefühl.
WEIGONI: Doch zwischen ihnen soll Gegend sein, auch Weite?
JANZ: Die Texte sollen atmen, Glätte, Eleganz und intellektuelle Geschliffenheit sind nicht angepeilt, Genauigkeit ja. Dieses „Berufsethos“ hat mich Ernst Meister gelehrt, mit dem ich zu Lebzeiten Mitte der 70er Jahre ein paar wichtige Gespräche führen konnte. Wenn Du nach der mehrdimensionalen „Weite“ des Weges fragst, so ist das ok, aber nicht nach der eindimensional zu denkenden Länge des Weges, der zurückgelegt werden muss. Er weitet oder verengt sich, er schießt gezielt geradeaus oder verstreut und verzettelt sich minimalistisch in viele Richtungen, oder, wie derzeit, bewegt eher mich als sich unendlich langsam ins vorwärts blickende Erinnerte, dies wohl, solange ich schreiben werde (siehe „Gehen“ von 1979). Nun, dort ist Weg „zurückgelegt“, den ich jetzt noch einmal zu betreten versuche. Weil Erinnerung von der jeweiligen Gegenwärtigkeit immer neu modelliert wird, wird sich das einmal Zurückgelegte im „Recycling“ zwangsläufig verändern. Es fällt mir manchmal schwer, ältere Texte nicht nach meiner jetzigen Sprachhaltung zu verbiegen. Du kannst dabei die Fassung des ursprünglichen Textes riskieren, sie verlieren. Es ist ein schmaler Grat, auf dem die Erinnerungsfeder zittrig und manchmal Fahrt und Flug aufnehmend entlang oder drüber balanciert (was für ein schön überkommenes Bild). Dann wieder bleibst Du gänzlich identisch mit dem damals Geschriebenen, weil Du überrascht bist, weil die Sprachbilder Dir nun Stoff liefern für Deine heutigen Anliegen.
WEIGONI: „A) Du musst nicht schreiben. B) Du darfst nichts anderes tun. – Das Übrige ergibt sich von selbst.“, gab Raymond Chandler vor. Wie ist das Reenactement Deiner Prosa auf KUNO zu verstehen?
JANZ: Hm. Ich habe mir „B“ gewünscht, oft. Ich habe es jedoch nie realisieren können, weil andere Wege des Überlebens angesagt waren. Das Schreiben war unabdingbare Begleitung, insofern ist „A“ indiskutabel. Das Reenactement, wie Du es nennst, eine Art Wiederbeschwörung oder auch Widerbeschwörung? bedeutet vielleicht für mich, dass ich es „noch einmal“ wissen möchte? Es ist Wieder-Aneignung – ich erinnere das zuvor erwähnte „Anverwandeln“. Das löst etwas aus, das anders ist, als bisher: Dass die Fortbewegungsart Schreiben längst fern geglaubte Ziele wieder neu orten kann. Schließlich musst Du zu Deinen „alten Sachen“ stehen und sie in Deine heutigen Verhältnisse, Haltungen und Orientierungen integrieren, ohne in Wehmut oder auch in mitleidige Skepsis dem einst Ureigenen gegenüber zu verfallen. Die Arbeiten waren also komplex genug, um einen Weg zu ihnen neu zu finden. Ich gehe es eher „gekühlt“ an, dieses Unterfangen. „Das Material muss kühl gehalten bleiben“, sagte sinngemäß Gottfried Benn, das hat mich in den Anfängen sehr geprägt. Demgegenüber höre ich immer wieder den Vorwurf des „Elitären“, dass Leser ausgeschlossen werden. Aber worum geht es denn? Die vereinbarte Abgeschliffenheit sprachlicher Wendungen, die sich zu Geschichten pressen lassen, immer neu zu kombinieren? Du möchtest doch in dieser Kunst-Gegend dich bewegen, unterwegs sein, bleiben. Was nun vielleicht später nach einigen hundert Seiten eigener Neurezeption passiert, weiß ich nicht. Wer sich ausgeschlossen fühlt, kann es lassen oder muss sich anstrengen. Man strengt sich ja nicht selten maßlos an, Gebrauchsanleitungen zu dekodieren.
WEIGONI: Geht es Dir also letztlich NICHT um den beseelenden Hauch der Literatur? Suchst Du nach einem nicht–hermeneutischen Umgang mit Texten?
JANZ: Was passiert zwischen dem beseelenden Hauch der Literatur und dem nicht hermeneutischen Umgang mit Texten? Denk es genau, sagte Ernst Meister. Und dieses genaue Denken – ich hoffe, dass es mir manchmal gelingen wird – kann die Gebundenheit an Sinn in Texten nicht leugnen. Doch verordnet sich dieser Sinn weder Konsens erleichternden Absprachen und Vereinbarungen unter „uns Dichtern“, noch den taktisch und symbolisch anwendbaren Interpretationsmustern germanistisch geschulter Kritiker oder Kollegen. In den Gedichten, Kurzprosen und Fragmenttexten beharre ich nicht auf dem Eigen-Sinn. Diese Texte können für jeden anders begehbar sein und der Leser kann die für ihn gültige Sinnhaftigkeit, in der ein Text ihn erreicht hat, erklären. Texte sind bewegte wie auch oft komplexe Beweger. Sie sind es für mich – nach so vielen Jahren – immer noch. Manche Texte, vor allem die Fragmente, besitzen so etwas wie ein Echo, eine Aura, die sich auch in der ästhetischen Form spiegelt. Eine Aura der Mehrdeutbarkeit oder Mehrdeutlichkeit. Für mich ist diese „Gestimmtheit“ neu geformte, nicht angepasste Erinnerung.
WEIGONI: Eine Überformung?
JANZ: Ich könne es Meditation nennen, die Haltung, in der sie einmal entstanden sind und nun wieder neu gelesen und ab- neu- wieder- geschrieben werden. Das kann einen auch schon mal beseelen bis in die Träume hinein. Du musst in Texten nicht immer bis zur gedanklichen Höchstform aufsteigen. Du kannst Dein SchreibDenken fehlleiten oder herunterschrauben, Dich kantig und stolpernd fortbewegen und halbblind losgehen, lässt schleifen und schlidderst über Oberflächen. So ist es in dem „fern, fern“ Text aus den 80er Jahren, der in Auszügen oder ganz bei KUNO erstmalig zu lesen sein wird, mehrfach passiert, und genau diese Passagen müssen bleiben.
WEIGONI: Oder wie der grosse Lyriker Lemmy sang: Everything changes, it all stays the same.
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fern, fern von Angelika Janz, KUNO 2017
Weiterführend →
Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.
Wieder aufgreifen → Eine Würdigung des Lyrik-Schubers von A.J. Weigoni durch Jo Weiß findet sich auf kultura-extra. Margeratha Schnarhelt ergründelt auf fixpoetry die sinnfällige Werkausgabe. Mehr zur handwerklichen Verfertigung auf vordenker. Lesen Sie auch Jens Pacholskys Interview: Hörbücher sind die herausgestreckte Zunge des Medienzeitalters. Einen Artikel über das akutische Œuvre, mit den Hörspielbearbeitungen der Monodramen durch den Komponisten Tom Täger – last but not least: VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie, ein Essay von A.J. Weigoni in dem er dichtungstheoretisch die poetologischen Grundsätze seines Schaffens beschreibt.