II Hot air

 

Ich hasse den Sommer, den Winter habe ich immer geliebt, schon bevor ich leben musste, sagt Arthur beim Verlassen der Kunsthalle. Ich bin ein Sommerneurotiker, dieses gezwungene Jasagen zum sogenannten Leben passt mir nicht, dieses immergrüne Scheitern der Lebensfragmente in sommerlichen Trugbildern. Ich schlage mein Glück aus, das der Sommer nur verspricht, aber nicht halten kann.

Ich liebe den Sommer, sage ich, dann ist es warm.

Ich mag keine falschen Hoffnungen, sagt Arthur. Dem Sommer fehlt die zentrale Perspektive, die finale Orientierung. Ich kann im Sommer nicht wohnen, der Sommer ist ja nur ein Balkon im Haus der Jahreszeiten.

In welchem Zimmer wohnst du denn?, frage ich.

Am liebsten, sagt Arthur, halte ich mich in der Bibliothek auf, ohne Fenster nach außen, da schützt mich der Schatten der Bücher vor dem Sommerunsinn und öffnet mir den Raum zum Reisen in alle Richtungen, aber meine richtige Wohnung ist nicht in diesem Haus, wo ich nur Gastpflichten habe.

Dann hast du keine Heimat in dieser Welt, sage ich, du lebst im Nirgendwo.

Ich wohne in den Büchern, sagt Arthur, zwischen den Zeilen meiner utopischen Gedanken.

 

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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.

Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.

Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.