Wir ernten in unserem schweren Leben für unsere besseren Einsichten immer wieder dasselbe – wenig Lob, viel Tadel, sagt Arthur. Darunter leide ich oft.
Ich kenne dich, du leidest aus lauter Eitelkeit, sage ich.
Nein, sagt Arthur. Ich leide nicht gern, aber wenn ich nicht leide, geht es mir auch nicht gut.
Das ist trivial, sage ich.
Trivial, sagt er, ist stets das Leiden der anderen, das eigene Leid dagegen immer tief und tragisch.
Gut, sage ich, worunter leidest du?
Unter der ganzen Welt, die so falsch eingerichtet ist, und unter meinen eigenen Schwächen und Fehlern.
In einer Welt ohne Fehl und Tadel würdest du nicht glücklich, sage ich.
Ja, sagt Arthur, die Welt als Paradies wäre mir zu langweilig. Auch darunter, dass ich in der besten aller Welten litte, leide ich.
Dann willst du also leiden, sage ich.
Ein bisschen schon, sagt Arthur, das Leiden ist mein einziger Trost. Ich habe schon oft so schön gelitten, dass ich dachte, ich bekomme Beifall auf offener Szene! Aber keiner durchschaute meine Vorstellung.
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Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2017.
Als intensiver Beobachter verfügt Ulrich Bergmann über die Begabung, noch die alltäglichsten Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, um etwas über das Leben und die menschlichen Beziehungen zu erzählen. Er nennt seine Kurzprosa ironisch „gedankenmusikalische Polaroidbilder zur Illustration einer heimlichen Poetik des Dialogs“. Wir präsentieren in diesem Jahr auf KUNO alle Arthurgeschichten und warnen Sie: Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Toten oder lebenden Toten sind zufällig, rein zufällig, absichtlich zufällig, zufällig absichtlich, rein absichtlich und nichts als die reine Absicht.
Weiterführend → Lesen Sie zu den Arthurgeschichten den Essay von Holger Benkel. – Eine Einführung in Schlangegeschichten von Ulrich Bergmann finden Sie hier.